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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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nach, als sie zum Aufzug gingen, schloss dann die Tür und ging wieder zum Fenster. Es wurde ein wenig heller. Vielleicht hörte es ja bald auf zu regnen.
    Er musste sich eingestehen, dass er Hadley mochte. Gern hätte er sich mit ihm noch länger über Schlachten unterhalten. Er hatte gerade erst von Hadleys Buch über die Schlacht von Lepanto erfahren. Zurzeit konnte man es nur auf Englisch erhalten, doch er hatte seine Sekretärin gebeten, ihm dennoch eine Ausgabe zu besorgen. Aber gesellige
Unterhaltungen waren im Augenblick unangemessen. Hadley musste noch eine Menge für den CNI tun.
     
    Phase eins war ganz nach Plan verlaufen, so wie es die offensichtlichste und doch unsichtbarste aller Agentinnen von Pinto vorausgesagt hatte. Sie war eben etwas Besonderes. Pinto hatte sie rekrutiert, kurz nachdem er sie auf einem Botschaftsempfang in Lima kennen gelernt hatte. Sie hatte ein Handelsabkommen in Peru begleitet, als sich Pinto ebenfalls im Land aufhielt, wenn auch in weit weniger sauberen Geschäften. Der amtierende spanische Botschafter war ein pensionierter Reserveadmiral und hatte Pinto zu einer Cocktailparty zum Abschluss der Mission eingeladen. Der Ballsaal der Botschaft war voller Menschen: Zwischen den elegant gekleideten Damen und den Herren in ihren Dinnerjacketts liefen die Kellner herum und verteilten Canapés und Champagner.
    Als Pinto sie sah, sprach sie gerade mit einem wichtigen Geschäftsmann, den der Botschafter Pinto vorstellen wollte. Er war ein bekannter Sammler hispano-amerikanischer Münzen. Sie kannten sich vom Namen her, hatten sich jedoch noch nie getroffen. Die beiden Männer gaben sich die Hand.
    »Kennen Sie Capitán Pinto?«, fragte der Botschafter dann die äußerst attraktive dunkelhaarige Frau. Sie trug ein zweifellos teures cremefarbenes Kleid und eine bordeauxrote Bolerojacke mit einer schlichten, aber geschmackvoll gearbeiteten Brosche aus Gold und Rubinen.
    »Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen.« Ihr Lächeln war elektrisierend.
    »Mrs Uribe«, stellte sie der Diplomat vor. »Aus dem Wirtschaftsministerium.«

    »Rosa«, sagte sie und streckte ihm die rechte Hand hin. »Und Sie, Capitán? Sind Sie Attaché?«
    »Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Pinto lächelnd. »Mein Besuch ist eher kommunikativer Art … Ich bin in Madrid stationiert.«
    Die beiden Männer unterhielten sich über Münzen, und Pinto nahm eine Einladung an, sich am nächsten Morgen ein paar seltene Potosí-Münzen anzusehen.
    Rosa hörte aufmerksam zu. Sie gestand, dass sie nicht viel über Münzen wusste, sich aber vorstellen konnte, warum sie so faszinierend seien. Eine Weile machten sie Smalltalk, doch dann entschuldigte sie sich und sah sich weiter unter den anderen Gästen um.
    Pinto blickte sie im Laufe des Abends ein paar Mal verstohlen an und bewunderte, wie sie sich unter den Leuten bewegte. Dann verabschiedete er sich vom Botschafter und kehrte in sein Hotel zurück. Sie könnte nützlich sein, dachte er, als er vor dem Schlafengehen duschte. Wenn sie für die Regierung arbeitete, musste es eine Akte über sie geben. Wenn er wieder in Madrid war, würde er einen Blick hineinwerfen.
    Was er dort sah, erfüllte all seine Erwartungen. Sie hatte von Anfang an gute Leistungen erbracht. Sie stammte aus einer soliden Madrider Mittelstandsfamilie, hatte Bestnoten an einer schicken Klosterschule bekommen und ihr Wirtschaftsstudium an der Universität von Madrid als drittbeste abgeschlossen. Es folgte ein MBA am INSEAD, und bei ihrer Rückkehr nach Spanien war sie bei ihrer Prüfung für den öffentlichen Dienst unter den besten fünf Prozent.
    Doch ihr augenblicklicher Job bei ICEX war für Pinto das Tüpfelchen auf dem I. Für sie musste man sich keine
Tarnung ausdenken. Rosa Uribes Job war die perfekte Tarnung. Sie reiste mit quasidiplomatischem Status in der gesamten Spanisch sprechenden Welt herum, ging nach Belieben in Botschaften ein und aus und hatte an jedem Ort Zugang zu den Topleuten. Sie war politisch neutral, tendierte von Hause aus aber wahrscheinlich eher zu den Konservativen.
    Ihr Ehemann Máximo Uribe war Baske, was Pinto ein wenig vorsichtig machte – er musste ihn gründlich durchleuchten – , aber er war Madrids bekanntester Kieferchirurg und angeblich politisch inaktiv. Kinder gab es keine.
    War Rosa Uribe patriotisch? Ihr Beruf ließ vermuten, dass ihr zumindest auf wirtschaftlicher Seite etwas an ihrem Vaterland lag. Spaniens Expansion in Richtung Lateinamerika war

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