Codename Azteke
Aber nach dem Bombenanschlag und der Wahl war das ja wohl zu erwarten.
»Nicht zu müde, hoffe ich?«
»Nun, ich bin müde, ehrlich gesagt, Capitán Pinto.« Hadley war dieses Gespräch schon ein Dutzend Mal im Geiste durchgegangen. »Aber je eher wir das hinter uns bringen, desto eher kann ich mein normales Leben wieder aufnehmen.«
»Kaffee?« Pinto drückte auf einen Knopf, und nur
Sekunden später betrat ein Kellner das Büro. Er musste vor der Tür gewartet haben. Pinto nickte in seine Richtung, und die Tür schloss sich wieder.
»Na gut. Erzählen Sie mal, dann werden wir ja sehen, wie wir weiter vorgehen.«
Also erzählte ihm Hadley alles, angefangen beim ersten Treffen im Bungalow, wo ihn der Azteke damit verwirrt hatte, dass er gleich das Gold erwähnt hatte.
»Als ob er darüber sprechen wollte «, sagte Hadley.
Pinto nickte, als der Kellner kam, ein Silbertablett mit zwei Tassen und einer Kanne auf den Schreibtisch stellte und schweigend wieder ging.
» Beim Essen in Varadero nannte er Sie sogar beim Namen«, fuhr Hadley fort.
Pinto schien diese Enthüllung weder zu überraschen noch zu erschrecken. Er lächelte nur.
Dann kam der schwierige Teil: das dritte Treffen – der Vorschlag, dass Hadley Florins Memoiren schreiben sollte, und die Münze als Abschiedsgeschenk. Das ließ Pinto aufhorchen.
»Haben Sie sie dabei?«
»Die Aufzeichnungen?«
»Die Münze!«
Hadley kramte sie aus seiner Brieftasche, und Pinto streckte ungeduldig die Hand danach aus. Seine Schwierigkeiten am Flughafen von Havanna erwähnte Hadley nicht.
»Wundervoll!«, rief Pinto und betastete die Münze zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann ging er an das große Fenster, um sie genauer zu betrachten.
»Absolut fantastisch«, schwärmte er. »Ein halber Escudo aus der Madrider Münze von 1742. Gut gemacht, Professor.
« Die plötzliche Anerkennung seines Titels überraschte Hadley. »Ich glaube, unser Mann will mitspielen.«
»Es gehört eine Botschaft dazu«, erklärte Hadley vorsichtig.
»Lassen Sie hören«, forderte ihn Pinto auf.
Also erzählte er Pinto von dem verborgenen Schatz, der Gefahr, dass er in die Hände einer inakzeptablen Macht fallen könnte, und von der Bitte des Azteken um Hilfe bei der Wiederbeschaffung.
»Ha!«, rief Pinto und warf den Kopf in den Nacken. »Er erwartet doch nicht, dass ich das einfach so glaube, oder? War es das?« Er deutete auf die Münze und das Manuskript. »Sind das alle Beweise, die der Azteke hat?«
»Ich bin noch nicht fertig«, erwiderte Hadley.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich Pinto. »Mein Fehler. Bitte fahren Sie fort. Ich werde Sie nicht unterbrechen.«
»Er sagte, wenn Sie prinzipiell einverstanden sind, wird er Ihnen alle notwendigen Beweise liefern, bevor die Operation beginnt.«
»Und wenn ich einverstanden sein sollte … Nun, hat der Azteke auch gesagt, wer dann das unbestreitbare Eigentum Spaniens behalten soll?«
»Ja«, erwiderte Hadley, obwohl er sich nicht sicher war, wie es klingen würde. »Er schlägt vor, dass der Rest des Goldes zwischen Spanien und Kuba aufgeteilt wird.«
» Was? « Diesmal erhöhte sich die Lautstärke von Pintos Stimme um ein paar Dezibel. »Hat der Kerl den Verstand verloren? Glaubt er im Ernst, dass Spanien ihn behalten lässt, was er dem Land gestohlen hat?«
»Capitán Pinto«, fuhr Hadley mit Florins gut einstudierten Argumenten fort, »Jesús Florin sagt, dass das Gold der
Spanischen Republik gehört, auf deren Befehl es Spanien verließ und für die der Rest aufbewahrt wird …«
Pinto schnaubte und wedelte abwehrend mit der Hand. Er schien jetzt eher zu überlegen, als zuzuhören.
»Er bat mich auch, Ihnen zu sagen, dass der Schatz sowohl alte als auch neue Münzen enthält …«
Plötzlich horchte Pinto auf.
»Und dass die Mehrzahl der Münzen neu sei – neunzehntes Jahrhundert, sagte er –, aber die alten Münzen, auch wenn es nur wenige sind, seien ebenso viel oder sogar mehr wert als die neuen. Er schlägt vor, dass Spanien die alten Münzen bekommt und Kuba die neuen.« Hadley war froh, dass sich seine Botschaft dem Ende näherte.
Pinto hatte sich wieder beruhigt. Als er weitersprach, hatte er sich völlig gefasst, doch Hadley sah, dass der Azteke offensichtlich wusste, wie er notfalls einen Nerv treffen konnte.
»Und wie soll ich auf diesen Vorschlag antworten?«
Hadley erzählte ihm von den Aufträgen, die er erfüllen sollte, um das biografische Material zu erhalten.
»Zeigen Sie es mir«,
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