Codename Azteke
auch außerordentlich kaltblütig agieren.
»Besorgen Sie mir hundert Gramm reines Kokain«, bat sie Pinto. »Und dann machen Sie sich bereit, einzuschreiten, sobald ich Ihnen das Zeichen gebe. Ich werde Ihnen diesen Hadley auf einem Tablett servieren.«
Am Abend des 13. Februar hatte Pinto ihre Nachricht erhalten. Heute Nacht . Am frühen Morgen des 14. Februar hatte eine SMS von ihrem Handy aus das Signal gegeben. Nur Sekunden später hatten mehrere Angestellte des CNI die Polizei von Salamanca angerufen und sich über den Lärm aus einer Nachbarwohnung beschwert – laute Musik, die die ganze Altstadt wachhielt.
Kurz darauf hatte die Polizei die Lärmquelle ausfindig gemacht, und der Beobachter des CNI vor Hadleys Wohnung hatte bestätigt, dass zwei Polizisten angekommen waren und Pinto sein Druckmittel gegen Hadley lieferten. Er hatte es bereits arrangiert, die Polizei zu übergehen, wie er es für nötig hielt.
Und wie immer hatte Rosa Uribe ihm geliefert, was er haben wollte.
13
Kurz nach Hadleys Rückkehr aus Kuba schickte ihn Florin auf seinen ersten »Auftrag«. In der letzten Märzwoche hatte Jack von seinem Agenten in London gehört: Das anfänglich verständliche Missfallen an der Verzögerung der Schlacht um Madrid war einer Begeisterung gewichen, die weit über seinen eigenen Verlag hinausreichte und unter den Literaten in London für einige Gerüchte sorgte.
Was die Publikation anging, so war es ein Coup, und die Angebote an Weltrechten an der ersten und angesichts des Alters des Betreffenden wahrscheinlich einzigen autorisierten Biografie des Azteken hatten tatsächlich den entsprechend hohen Vorschuss zur Folge, denn man rechnete zweifellos mit der Produktion eines weltweiten Bestsellers. Als er den Scheck seines Agenten in der Hand hielt und erwarten konnte, das Resultat demnächst auf seinem Konto wiederzufinden, freute sich Jack auf unbeschwerte Osterferien.
Am Donnerstag, dem 8. April, ließ sich Hadley auf den Beifahrersitz von Mercedes’ kleinem Sportwagen gleiten, für die kurze Fahrt nach Valladolid. Sie wollten die Feiertage mit ihren Eltern verbringen, und Jack hatte Mercedes angefleht, lieber zu fliegen, als sechshundert Kilometer in jeder Richtung zu leiden, während sie ihrem Porsche »mal so richtig Auslauf ließ«.
Der kleine Jet der Air Nostrum brachte sie in einer Stunde nach Barcelona, zu ihrem Anschlussflug nach Valencia. Unterwegs fragte Mercedes Jack wieder über Florin aus. Nach seiner Rückkehr aus Kuba hatte er ihr jedes einzelne Detail seines Besuches erzählt, bis hin zu seinen Schwierigkeiten am Flughafen und dem Geschenk der Goldmünze.
»Glaubst du, das Gold existiert wirklich?« Sie war von Anfang an skeptisch gewesen.
»Ich bin nicht sicher. Es muss etwas dran sein, wieso sollte sich Pinto sonst all die Mühe machen?«
»Ja, irgendetwas wird wohl dran sein«, stimmte sie zu. »Aber vielleicht ist es etwas anderes, nicht nur das Gold. Vielleicht benutzt uns Pinto nur. So was tun Leute wie er …«
»Ich sage dir, was ich nicht verstehe«, gestand Hadley. »Wie zum Teufel hat Pinto uns so schnell gefunden?«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine, wir wurden Freitagnacht von den Bullen verhaftet, und in aller Herrgottsfrühe am Samstagmorgen sind die Ortspolizei und die Guardia schon aus dem Spiel!«
»Merda! «
»Und wo ist Rosa? Was für einen Deal haben sie mit ihr abgeschlossen?«
»Ich habe sie ein paar Mal angerufen und ihr Nachrichten hinterlassen. Ramiro sagt, sie sei im Ausland. Sie hat einen Posten bei der Regierung, irgendetwas mit Handelsmissionen.«
»Nun, wie ich schon sagte, an der Sache ist mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Zunächst einmal müssen wir Pinto zufriedenstellen. Im Grunde genommen hat man uns reingelegt.«
»Und das Gold?«, wollte Mercedes wissen.
Jack wusste nicht, was er davon halten sollte. Aber es war viel zu häufig erwähnt worden. Es musste eine Verbindung geben.
»Da bin ich mir auch nicht so sicher. Aber ich habe das Gefühl, dass das echt ist.«
Nachdem sie tagelang darüber spekuliert hatten, wandte sich Mercedes’ Interesse Florin zu.
»Wie ist er?«, wollte sie wissen.
Wie die meisten Leute hatte sie von dem Azteken bislang nur gelesen. Im Laufe ihres derzeitigen Studiums war sie auf seine Rolle in der Politik Lateinamerikas gestoßen. Gelegentlich konnte man in der Presse etwas über seine Heldentaten lesen, da sie sich fast so gut machten wie die Guevaras, doch für Mercedes war er nur eine
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