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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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untergeordnete, wenn auch schillernde Gestalt im Gewebe der Befreiungsbewegungen des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Sein akademisches Erbe aus dem Mexiko der 50er-Jahre war von geringer Bedeutung, und seine Siege im Kampf waren zwar aus menschlicher Sicht nicht zu verachten, aber eher die eines zielstrebigen Mitläufers als die eines visionären Anführers.
    Florins Geschichte wurde auch gern in Sonntagsbeilagen präsentiert. Über das schicksalhafte Leben eines Kriegsveteranen, der jede Menge Schlachten, drei Kinder und zwei Ehefrauen überlebt hatte, war viel geschrieben worden, was sich hauptsächlich auf Legenden und Hörensagen gründete.
    Als Hadley also mit seinem Auftrag von dem Azteken und jeder Menge bislang unveröffentlichtem Material nach Hause gekommen war, hatte Mercedes es sofort mit
Beschlag belegt und bis tief in die Nacht die Aufzeichnungen gelesen.
    »Ich meine, als Mensch. Konnte man sich mit ihm gut unterhalten?«
    »Ich habe ihn gemocht«, erklärte Jack. »Manchmal habe ich darüber sogar Pinto vergessen.«
    »Er ist sehr alt, nicht wahr?«
    »Ja. Aber erstaunlich fit.«
    »Klingt er wie ein Mexikaner?«
    »Nicht für mich. Eigentlich eher wie ein Kubaner. Was ja nach dreißig Jahren in diesem Land auch zu erwarten ist.«
    »Dreißig Jahre heißen noch gar nichts«, behauptete Mercedes. »Warte nur, bis du meine Mutter kennen lernst.«
    Es kam ihm merkwürdig vor, Mercedes’ Eltern kennen zu lernen, nachdem er schon ein Jahr mit ihr zusammenlebte. Ihre Beziehung war auf natürliche Weise fester geworden und nie als solche geplant gewesen. Von Anfang an hatte Mercedes gewusst, dass Jack noch verheiratet war, und in den Schulferien, vor allem an Weihnachten, waren sie getrennte Wege gegangen. Keiner von ihnen hatte um etwas gebeten oder etwas anderes gesucht als ein zufriedenes und glückliches Zusammensein in Salamanca. Doch im Laufe der Zeit war ihre Bindung immer stärker geworden, und auch wenn sie nie darüber gesprochen hatten, konnten sich weder Jack noch Mercedes ein Leben ohne den anderen vorstellen.
    Im Laufe des Frühlings wurde Jacks Scheidung endgültig, und sie schmiedeten Pläne, dass ihn seine Kinder im Sommer in Spanien besuchen kommen sollten. Auch im Lager der Vilanovas war seine Existenz kein Geheimnis, daher schien ihnen Ostern als der passende Zeitpunkt für einen Besuch in Valencia.

    Mercedes’ Mutter kam sie am Flughafen Manises abholen – obwohl Jack protestiert und gesagt hatte, sie würden sich ein Auto mieten – und fuhr mit ihnen an der Küste entlang nach Sant Feliu, dem Landsitz der Vilanovas in Xátiva. Auf dem Weg kamen sie durch Alzira, die Hauptstadt des Bezirks, und sahen in den Vororten den großen Verpackungs- und Verschiffungsbetrieb von Vilanova Taronger, vor dessen Laderampen Dutzende orangefarbener Sattelschlepper und Laster standen.
    »Das ist das Büro meines Vaters«, sagte Mercedes, als wolle sie die Landschaft beschreiben, ohne sich zu sehr auf ein Merkmal zu konzentrieren.
    »Wir sind jetzt die Größten in Spanien«, erklärte Susana Vilanova stolz. Hadley musste über ihren reinen Porteño -Akzent lächeln und erinnerte sich an die Warnung seiner Freundin. Sie war kleiner als Mercedes, und ihr jugendlicher Kurzhaarschnitt ähnelte dem ihrer Tochter, obwohl sie der Farbe, auch wenn sie ebenfalls ähnlich war, sicherlich künstlich nachgeholfen hatte.
    »Sie stammen aus Argentinien, soweit ich weiß, Mrs Vilanova?«, bemerkte Hadley höflich.
    »Bitte nennen Sie mich Susana«, bot sie ihm liebenswürdig an. »Ja, das stimmt.«
    »Mum weigert sich, valencianisch zu lernen«, neckte Mercedes sie. »Sie nennt es einen Dialekt.«
    »Nun, ich wüsste nicht, was gegen die Sprache von Cervantes einzuwenden wäre«, verteidigte sich Susana.
    Sie mussten lachen, doch Jack fragte sich, wie sie sich in einer Gegend integrierte, die so stolz auf ihre eigene Kultur und Sprache war.
    »Dem kann ich nicht widersprechen«, sagte er. Er selbst
sprach zwar kein akzentfreies, aber grammatikalisch einwandfreies Spanisch, und Susana Vilanova machte ihm ein dementsprechendes Kompliment.
    Sie umfuhren die Altstadt von Xátiva, doch Mercedes versprach Hadley, sie ihm im Laufe ihres Besuches zu zeigen. Die Geschichte der Stadt reichte bis in die Römerzeit zurück. Damals lag sie an der Via Augusta, und die Stadt hatte genügend mittelalterliche Kirchen, Klöster und Hospize, um Besucher tagelang zu fesseln.
    Die Einfahrt nach Sant Feliu unterhalb des ibero-romanischen

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