Codename Azteke
sie ihn lächelnd. »Auf dem Gebiet staatlich geförderter Hinterhältigkeiten bin ich ein völliger Amateur.«
»Und wie wollen Sie diese Reise nach Kuba erklären?«
»Ich bin den chilenischen Gerüchten nachgegangen?«
»Gut. Dann kann ich Ihnen vielleicht erklären, was ich vorhabe.«
Sie unterhielten sich noch eine Stunde, diesmal wie zwei Profis, die ein gemeinsames Ziel haben. Gegen Mittag brachte ihnen Miriam belegte Brote und Obstsaft ins Esszimmer.
Nach dem Essen begleitete Florin Rosa zu einem wartenden Taxi.
»Nur noch eine Frage«, bat sie, als sie am Bordstein standen. »Darf ich?«
»Bitte.«
»Das verschwundene Gold. Hat es existiert?«
»Ja«, antwortete Florin, ohne zu zögern.
»Dann gibt es das also immer noch?«
»Das sind zwei Fragen«, erwiderte Florin lachend und hielt ihr den Wagenschlag auf.
15
Mercedes legte den Kopf auf ein Kissen an Hadleys Schulter und versuchte, etwas zu schlafen. Hadley selbst starrte in den sternenübersäten Nachthimmel und versuchte zu erraten, was sie wohl erwartete. Er und Mercedes hatten ein paar hektische Tage hinter sich, seit sie zu ihrem ruhigen Osterwochenende aufgebrochen waren.
Am Sonntagabend hatten sie – sehr zu Susana Vilanovas Enttäuschung – beim Essen verkündet, dass sie am nächsten Morgen früh fortmussten – in Verbindung mit Jacks Buchauftrag habe sich etwas Dringendes ergeben, erklärten sie, und daher musste er sich mit Leuten in Montenegro treffen.
Hadley hatte kurz Besorgnis im Blick von Luis Vilanova aufflackern sehen, aber der Orangenzüchter sagte nichts, sondern drückte nur sein Bedauern aus, dass sie fortgehen wollten.
Am Montagmorgen flogen sie zurück nach Valladolid, und als sie den Flughafen in Kastilien verließen, rief Mercedes Ramiro an, um ihn zu fragen, wie es mit dem Heliskiing in den Picos de Europa ging.
»Ich bin schon wieder zu Hause«, jammerte er. »Der Schnee war beschissen, es hat sich nicht gelohnt, dazubleiben.«
Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie die seit langem ausstehende Einladung abgelehnt hatte, aber es waren noch andere Faktoren mit ins Spiel gekommen, die sie nicht publik werden lassen wollte. Auf jeden Fall hatte sie gehört, dass die Torreses, Jean-Luc, Tatiana und die unvermeidliche Ersatzrussin am Karfreitag in die Berge gefahren waren.
Als er hörte, dass seine Freunde in Valladolid und auf dem Weg nach Salamanca waren, bestand Ramiro darauf, dass sie bei ihm in Tordesillas vorbeisahen – »nur fünf Minuten Umweg!« – für einen Ostermontagsdrink.
»Ich habe tausendmal versucht, Rosa anzurufen«, beschwerte sich Mercedes später und leckte sich den Zucker von Ramiros Osterkuchen von den Lippen, »aber sie ruft nie zurück.«
»Sie war irgendwo weg«, erklärte Ramiro. »Santo Domingo, glaube ich. Oder vielleicht auch Costa Rica. Mit einem Haufen Hoteliers, wie mir Max gesagt hat. Hat wahrscheinlich wieder Spanien verkauft, wie üblich, meine mächtige kleine Cousine.«
»Max ist ihr Mann?«, erkundigte sich Hadley.
»Ja. Máximo Uribe. Offensichtlich hast du noch nie von ihm gehört. Natürlich nicht.«
»Ich dachte, er sei Zahnarzt«, sagte Mercedes.
»Das ist er auch, Liebes«, erwiderte Ramiro und grinste. »Promi-Zahnarzt. Todo Madrid steht bei ihm Schlange. Königshaus, Politiker, Filmstars.«
»Keine Kinder?«, erkundigte sich Mercedes.
»Nein.« Ramiro sah sich um, als wolle er auf die Gefühle der Dienerschaft Rücksicht nehmen. »Nein, das war sehr traurig.«
Rosa war im ersten Jahr ihrer Ehe mit Zwillingen schwanger
gewesen, aber im sechsten Schwangerschaftsmonat war eines der ungeborenen Babys gestorben.
»Eine schreckliche Erfahrung«, fuhr Ramiro fort. »Sie wurde eiligst in den Operationssaal gebracht, aber das zweite Baby, ein kleines Mädchen, hatte keine Chance. Es hat nur drei Tage in einem Brutkasten überlebt. Und das war’s.«
Hadley und Mercedes lauschten erschrocken und schweigend.
»Und es wurde noch schlimmer. Die Details erspare ich euch, meine Lieben, aber es endete mit einer Hysterektomie.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Wenn ihr versteht, was ich meine.«
Eine Weile sprachen sie über Rosa, ihre Karriere bei der Regierung und ihre Liebe zu Max. Hadley stieg das Bild der ausgelassenen Rosa an Ramiros Geburtstag vor Augen auf, doch er sagte nichts. Er hatte immer mehr das Gefühl, als habe er mit Ramiros Cousine noch eine Rechnung offen.
»Sie hat uns ziemlich geholfen, weißt du das? Deine Briefe an die alten Roten«,
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