Codename Azteke
sagte Ramiro.
»Wie meinst du das?«, fragte Hadley überrascht.
»Du weißt doch noch, dass ich vorgeschlagen habe, dass du Exsoldaten anschreiben sollst? Die Schlacht um Madrid ?«
»Ja, natürlich. Du hast gesagt, du hättest eine Cousine …«
»Genau. Rosa. Sie hat uns die Liste besorgt. Adressen, Aufenthaltsorte. Aus ihrem Ministerium. Sie ist ganz nützlich, meine Cousine Rosa.«
»Jetzt, wo du es sagst, fällt mir ein, dass ich mich nie richtig bei ihr bedankt habe«, sagte Hadley nachdenklich. Sie hatte es auch nicht erwähnt, als sie sich kennen gelernt hatten und er gesagt hatte, er ginge nach Kuba.
»Ich bin sicher, es findet sich noch eine Gelegenheit dazu«, versicherte ihm Ramiro. »Am Tag nach meinem Geburtstag hat sie mich angerufen. Sie war wieder in Madrid und hat erzählt, wie schön es war, euch kennen zu lernen.«
»Es freut mich, das zu hören«, sagte Mercedes und lächelte.
Und vor allem, dass sie nicht mehr erzählt hat, dachte Hadley.
Als sie am Nachmittag zu Hause ankamen, rief Hadley Pinto an. Der Spionagechef hatte ihm eine Telefonnummer gegeben, bei der er sich melden sollte, wenn Florin Kontakt mit ihm aufnahm. »Sie können mich jederzeit anrufen, Tag und Nacht«, hatte er erklärt.
Am Ostermontag nahm Pinto an einem Mittagessen in Aranjuez im Haus des neu ernannten Ministers teil. Er ging von Raum zu Raum und versuchte, aufmerksam auszusehen, während ihn Politiker und ihre Anhänger um Rat fragten, wie man der Mörder von al-Qaida habhaft werden und den Strom von Zuwanderern aus sieben verschiedenen osteuropäischen Staaten eindämmen konnte, die nach der Aufnahme ihres Landes in die EU eine Woche zuvor ihr Recht einforderten, sich in Spanien niederzulassen.
Als Hadley also anrief, war das für Pinto eine willkommene Erlösung, und als er die Neuigkeiten hörte, befahl er ihm – wohlweislich darauf achtend, dass sein Vorgesetzter in Hörweite war –, am nächsten Morgen früh ins CNI-Hauptquartier zu kommen und sein Gepäck mitzubringen. Mit gequältem Gesichtsausdruck erklärte er, dass etwas Wichtiges seine sofortige Aufmerksamkeit erforderte, entschuldigte sich und ging.
Hadley entschloss sich, Mercedes mitzubringen, egal, ob es Pinto passte oder nicht. Es erwies sich als guter Schachzug, denn Pinto, der von Natur aus bereits ein einnehmendes Wesen hatte, war in ihrer Gegenwart der reinste Charmeur. Er las sich die zweite Ladung von Florins Aufzeichnungen durch, während seine Gäste, wie er sie nannte, ihren Morgenkaffee genossen.
»Interessanter Mann, nicht wahr?«, fragte er, als hätte er einen Roman gelesen. Pinto drückte auf seinen Knopf und bat die augenblicklich erscheinende Sekretärin, zwei Kopien der Aufzeichnungen des Azteken zu machen.
»Nun«, sagte Pinto und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wenn wir danach gehen, was da drin ist«, er nickte zur Tür, woraus Hadley schloss, dass er die Papiere meinte, »dann befand sich unser verlorener Schatz zumindest eine Zeitlang in Jugoslawien – oder sehen Sie das anders?«
Die beiden anderen nickten und bestätigten Pinto damit, dass Mercedes Bescheid wusste.
»Nun, das ist nicht ganz so weit im Ausland, nicht wahr?«
Tito war in Jugoslawien noch nicht an der Macht gewesen, aber er hatte die kommunistische Bewegung im Untergrund angeführt und im ganzen Land eine breite Anhängerschaft gehabt. Und er war ein enger Freund von Mercer gewesen. Es war gut vorstellbar, dass die Kursk einen Umweg über die Adria gemacht hatte – das würde auch ihre späte Ankunft in Odessa erklären. Orlow war mit Sicherheit beteiligt gewesen, und Florins Aussage, dass er ebenfalls dort gewesen sei, stimmte mit Informationen überein, die Pinto aus anderen Quellen hatte.
Dennoch – Pinto wollte auf Nummer sicher gehen –, falls dies alles eine sorgfältig ausgedachte Fantasiegeschichte
war, dann würden ihre Erzeuger dafür sorgen, dass sie mit den bekannten Fakten übereinstimmte und von »anderen Quellen« bestätigt wurde.
Pinto musste es darauf ankommen lassen. Aber er würde die Augen offenhalten, zumindest, bis Florin mit offenen Karten spielte, denn zu diesem Zeitpunkt war er sich keineswegs sicher, dass er verstand, wie das Spiel des Azteken genau verlief und worauf er hinauswollte.
»Ich nehme an, Sie wollen beide die Schönheiten der montenegrinischen Gastfreundschaft genießen?«, erkundigte er sich.
»Das haben wir vor«, erklärten sie einmütig.
»Nun, dann wollen wir hoffen, dass Sie mit
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