Codename Azteke
ein paar Antworten zurückkehren. Denn um eines möchte ich wetten: Wo immer dieses Gold auch sein mag, in Montenegro ist es sicher nicht.«
»Warum sollen wir dann dorthin gehen?«, wollte Mercedes wissen.
»Das werden wir Mr Florin zu gegebener Zeit fragen müssen.« Pinto nahm es auf die leichte Schulter. »Aber ich bin sicher, dass Mr Hadley in der Zwischenzeit weiteres biografisches Material erhält.«
»Genau das habe ich vor«, sagte Hadley, der nicht die Absicht hatte, sich dafür zu entschuldigen.
»Auf Kosten der Regierung«, fügte Pinto hinzu und verzog das Gesicht. Dann wandte er sich an Mercedes. »Natürlich kommt der CNI nur für die Kosten von Mr Hadley auf.«
Das führte zu einer kleinen Kontroverse, doch letztendlich kamen sie überein, dass das Hotelzimmer dasselbe kosten würde, ob nun einer oder zwei darin schliefen, die
Verpflegung auf einem Tagessatz basierte, der leicht für beide reichte, und das Ticket für Miss Vilanova vom CNI sozusagen als Darlehen gekauft wurde.
Und als hätte Pintos charmante Haltung gegenüber seinen »Gästen« noch der Bestätigung bedurft, lud er sie beide zum Essen ein, während ihre Unterlagen von der VIP-Reiseabteilung des CNI vorbereitet wurden.
Um kurz nach Mitternacht kamen Jack und Mercedes in ihrem Hotel an und gingen sofort ins Bett, ohne auch nur die Vorhänge zuzuziehen. Doch obwohl Hadley tief und fest schlief, wurde er von wilden Träumen heimgesucht, in denen Pinto drohend Gold von ihm forderte und ein übergroßer Florin laut lachend und wissend auf Mercedes zeigte. Doch er war müde genug, um so lange zu schlafen, bis sich das frühe Morgenlicht in den Raum stahl und die Schönheit seiner Umgebung unterstrich. Er stieg aus dem Bett und ging zu den großen Fenstertüren, die auf ihre private Terrasse hinausgingen.
Als er in den adriatischen Sonnenschein trat, wusste er einen Moment lang nicht, wo er war, bis er das Logo der Villa Montenegro auf den Gartenstühlen prangen sah und hinter dem Infinity-Pool auf das scheinbar unmittelbar daran anschließende aquamarinblaue Wasser des Meeres blickte.
Hadley ging ins Zimmer zurück, bestellte Frühstück vom Zimmerservice und kletterte wieder ins Bett, diesmal allerdings auf Mercedes’ Seite, drängte sich an sie, umarmte sie und erhaschte ein schläfriges Lächeln, als er sie auf den Hals küsste.
»Sind wir da?«, fragte sie scherzhaft, rollte sich dann zu ihm herum und küsste ihn lange und zärtlich.
»Keine Ahnung, wo wir sind«, murmelte er. »Ich habe das Gefühl, wir sind im Paradies.«
»Fühlt sich für mich anders an«, neckte sie ihn. »Wenn du das für das Paradies hältst, warum hast du dann Frühstück bestellt?«
»Das können wir ja ignorieren«, erklärte er.
»Dann schließen sie selbst auf«, entgegnete Mercedes.
Hadley machte sich von ihr los, rannte durchs Zimmer und schloss die Tür ab. Zehn Minuten später klopfte das Zimmermädchen, rief höflich und versuchte vergeblich, mit ihrem Schlüssel aufzumachen. Sie ignorierten sie.
Später holte Hadley das Frühstückstablett herein, das vor ihrem Zimmer auf dem Boden stand. Er trank den Orangensaft und aß die Brioches, während Mercedes das Obst aß und den lauwarmen Kaffee nahm.
Gegen Mittag sahen sie sich auf dem Hotelgelände um, wobei Hadley sorgfältig jedes Gesicht in seiner Umgebung musterte, wie unauffällig es auch sein mochte, ob es nicht zu dem neuesten Boten des Azteken gehören könnte.
Das schöne Frühlingswetter, die Herzlichkeit der Bevölkerung und die Anweisung, dass sie sich wie normale Touristen verhalten sollten, verleiteten sie dazu, den Hügel hinab und über den schmalen Damm auf die winzige Insel Sveti Stefan zu spazieren, wo sich traditionelle Häuser um schmale Straßen drängten. Mercedes fotografierte, während Hadley sich immer wieder umblickte. Doch dann entschlossen sie sich, sich noch etwas weiter umzusehen, und nahmen ein Taxi ins nahe Budva.
Die Altstadt von Budva befindet sich auf einer kleinen Halbinsel an der Westseite der Stadt und erstreckt sich
neben dem Yachthafen ins Meer. Seine Blütezeit hatte Budva zusammen mit Venedig, doch war die Architektur, die Mercedes und Hadley bewunderten, durchaus neueren Datums – es war eine sorgfältige Rekonstruktion der Altstadt, die Kriege, Belagerungen und die Besetzung durch die Nazis überstanden hatte, aber schließlich vor den Naturgewalten kapitulieren musste. Ein Erdbeben hatte sie 1979 dem Erdboden gleichgemacht.
An
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