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Codename Azteke

Codename Azteke

Titel: Codename Azteke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Vidal
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richtig gehört, als sie Rosa zitiert hatte. Pinto wollte es glauben. Aber er würde die Augen offenhalten.

21
    Pintos Essen mit dem Minister war gut verlaufen. Zum einen hatte er neue und schlüssige Beweise dafür vorlegen können, dass die ohnehin bereits abgekühlte Romanze zwischen Äquatorialguinea und Russland bald der Vergangenheit angehören würde: Die Amerikaner machten ihre eigenen Angebote, und man sprach über einen Besuch von Condoleezza Rice.
    Annäherungen jeder Art wurden von den westlichen Mächten generell gut aufgenommen, doch wenn die Amerikaner in Führung gingen, dann würden auch amerikanische Firmen den Profit einstreichen. Für Pinto bedeutete das nicht nur Öl, sondern auch lukrative Verträge für die Infrastruktur, und darauf glaubte Spanien als frühere Kolonialmacht und als der Verantwortliche für die Unabhängigkeit des Landes ein altes Vorrecht zu haben.
    Früher waren die Verbindungen Spaniens mit Äquatorialguinea sehr peinlich gewesen, doch mittlerweile würde ein weniger abscheuliches Regime in Malabo bei Spaniens Bedarf an Öl und Handelsabkommen eine willkommene Entwicklung darstellen.
    Daher hatte der Minister Pinto das sprichwörtliche grüne Licht gegeben, und es lag jetzt am CNI, die Schlüsselfiguren an Ort und Stelle zu platzieren und in dem folgenden Spiel seine heimlichen Schachzüge zu machen.

     
    1968 wurde die Kolonie Spanisch-Guinea – zu der auf dem Festland Rio Muni und die Insel Fernando Póo gehörten – zur Republik Äquatorialguinea. Der neue, unabhängige Staat – der einzige spanischsprachige Staat in Schwarzafrika – war zu diesem Zeitpunkt ein blühendes Land. Es gehörte zu den Hauptexporteuren von Kakao und konnte sich über eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen auf dem ganzen Kontinent freuen.
    Doch der neue Präsident der Republik sollte dem bald ein Ende setzen. Francisco Macías Nguema, der sich lieber als »das einzigartige Wunder« bezeichnen ließ, herrschte die nächsten zehn Jahre lang unangefochten. Dabei errichtete er ein Terrorregime, das selbst seine blutrünstigen Nachbarländer nur schwer übertreffen konnten.
    Während buchstäblich die Hälfte der Bewohner von Äquatorialguinea aus dem Land flüchtete, plünderte Macías mit größtem Vergnügen seine Ressourcen. Wer es wagte, dagegen zu protestieren, erkannte bald, wie unvorsichtig seine Verwegenheit war. Macías machte seinen Standpunkt deutlich, indem er im Fußballstadion der Hauptstadt eine besondere Weihnachtsfeier veranstaltete, deren Höhepunkt die Exekution von hundertfünfzig seiner Gegner war, während die Militärkapelle sein Lieblingslied spielte.
    Doch wenn das Land hoffte, dass die Zeit der Unterdrückung vorbei war, als »das einzigartige Wunder« 1979 gestürzt wurde, so wurde es tief enttäuscht. Der neue Präsident, Isidoro Penang, begann so, wie er weiterzumachen gedachte, indem er Macías und seinen inneren Kreis in das Black-Beach-Gefängnis brachte und sie nur wenige Stunden nach ihrer »Verurteilung« erschießen ließ.

    Danach übernahm Penang die Terrorherrschaft seines Vorgängers und verbesserte sie noch.
    1996 fiel dem gierigen Despoten ein ungeahnter Schatz in die Hände: In Äquatorialguinea wurde Erdöl gefunden, und zwar genügend, dass es seiner Bevölkerung, die mittlerweile auf eine halbe Million zusammengeschrumpft war, zu einem so hohen Lebensstandard hätte verhelfen können, wie sie es sich nur wünschen konnte. Penang wurde maßlos reich, während sich das gewöhnliche Volk in Guinea immer noch mit einem Durchschnittseinkommen von einem Dollar pro Tag begnügen musste.
    Opposition wurde von Penang mit rücksichtsloser Härte unterdrückt, und es gab sogar Gerüchte, dass er sich an einem geschlagenen Gegner vergangen oder befohlen hatte, dass ihm die Leber eines Verräters zum Essen serviert wurde.
    In Penangs Äquatorialguinea wurden Folter, Hunger und Krankheit zur Gewohnheit. Sein Geheimpolizeiapparat gehörte zu den rücksichtslosesten der Welt und wurde höchst effizient von seinem vertrautesten Untergebenen, Jorge Abad, dem einzigen Mann, dessen sadistische Unterdrückungsmethoden denen seines Präsidenten gleichkamen, geleitet.
    Als Macías hingerichtet wurde, begleiteten ihn seine obersten Henker vor das Erschießungskommando. Dazu gehörten auch die Topleute der Organisation für Staatssicherheit.
    Zu jener Zeit war Abad ein aufgehender Stern in der internen Terrororganisation gewesen, war aber zu seinem Glück noch nicht weit

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