Codename Azteke
– und häufig gewalttätig – verstrickt gewesen.
»In der Tat«, bestätigte Diaz.
»Mit blutigen Händen?«
»Eher ein Fall von schmutzigen Fingern, vermute ich«, entgegnete sie stirnrunzelnd. Als niemand etwas sagte, fuhr sie fort: »Die Vilanovas haben in den späten 1970ern und in den 80er-Jahren viel Land in Xátiva gekauft. Alles mit ausländischem Geld. Wir können nicht sagen, dass in Spanien irgendwelche Gesetze gebrochen wurden, aber … nun, die Geschichte hat gezeigt, dass in einem Land, in dem die Generäle herrschen, diese Generäle reich werden.«
»Und das gilt offensichtlich auch für Colonels«, versuchte Duarte zu scherzen.
Aber wenn Vilanova mit ein paar Millionen Dollar in der
Tasche nach Spanien gekommen ist, würde das Richter Pinzón sicher interessieren, dachte Pinto. Anders gesagt, es lohnte sich, den Richter aus dem Spiel zu lassen.
»Könnte es Kontakt zwischen Vilanova und Jesús Florin gegeben haben?«, fragte Pinto.
»Nicht direkt.« Duarte war sich sicher. »Florin war seit 1973 aus Chile weg.«
»Ja«, stimmte Pinto zu, »aber wie wir wissen, arbeitete er von Kuba aus immer noch mit seinem Netzwerk, um subversive Bewegungen zu unterstützen, ERP, Tupamaros und so weiter.«
»Genau der Grund, weshalb in Argentinien die Militärregierung übernahm«, warf Marcos Vega ein.
»Also sollte man annehmen, dass ein Kontakt zwischen Florin und Vilanova nur zustande kommen könnte, weil sie beide das Bedürfnis verspürten, einander an die Gurgel zu gehen?«, schloss Minguez. »Das ist keine gute Voraussetzung für zwei Mitverschwörer.«
Pinto dankte den Forschern für ihren Einsatz, und man beschloss, ein wenig genauer über Mercedes’ Zeit in Genf und die Militärzeit ihres Vaters nachzuforschen.
Nachdem Diaz und Fuentes gegangen waren, wandte sich Pinto Afrika zu.
»Ich habe gestern von Potro gehört. Er scheint ungeduldig, seinen nächsten Zug zu machen. Können wir ihm vertrauen?«
Der CNI konzentrierte sich hauptsächlich auf den winzigen westafrikanischen Staat Äquatorialguinea. Seit der Unabhängigkeit wurde es von Despoten regiert und die verarmte Bevölkerung von der Polizei terrorisiert, doch für Spanien war es dennoch wichtig, vielleicht nicht mehr aus
strategischen Gründen, aber dafür umso mehr aus wirtschaftlichen Erwägungen wegen des Rohöls.
Die frühere spanische Kolonie verfügte über Unmengen hiervon, und Spanien war mit seinen Ölimporten davon abhängig. Geschichte, Tradition, Verbindungen und eine gemeinsame Sprache versetzten Spanien in eine einzigartige Position, um die Versorgung durch Äquatorialguinea zu gewährleisten, doch dadurch, dass das demokratische Spanien und eine freie Presse mehr als einmal die moralische Frage gestellt hatten, ob man Mördern Millionensummen zahlen durfte, waren diese Beziehungen in letzter Zeit merklich strapaziert worden.
Spaniens Entscheidung, Celestino Potro politisches Asyl zu gewähren und ihn quasioffiziell anzuerkennen, hatte es beim herrschenden Clan in Guinea auch nicht beliebter gemacht.
Potro, der Anführer der verbotenen Oppositionsbewegung in Guinea, hatte eine Exilregierung in Madrid gegründet, und es hieß, er habe die notwendigen Mittel, um einen Putsch zu finanzieren, der ihn als nächsten Präsidenten in seinem Land an die Macht bringen würde.
Wer ihn unterstützte, würde mit Öl und Mineralkonzessionen belohnt werden, und Spanien würde die sichere Versorgung mit dem lebenswichtigen Brennstoff garantieren.
Es sollte ein einfacher Machtwechsel sein, der niemandem auf der Welt, und schon gar nicht dem Volk von Guinea, Grund dazu geben könnte, den Abgang der Herrscherfamilie Penang zu beklagen.
Doch es gab noch eine weitere Komplikation: Als es noch ärmer war, hatte Äquatorialguinea mit Moskau geflirtet und
dort viele Gefälligkeiten eingeholt. Mit dem aufkommenden Ölreichtum hatte Penang in Amerika eine strahlendere Zukunft gesehen und hofierte jetzt ungeniert Washington. Die Bush-Administration freute sich über die Vorstellung von einem Verbündeten in einer traditionell amerikafeindlichen Ecke von Afrika, zumindest so sehr, dass sie bereit war, die »kleinen Kavaliersdelikte« des herrschenden Clans zu übersehen.
»Wir kümmern uns seit Jahren um ihn, Capitán.« Vega war persönlich mit der Betreuung von Potro beauftragt. »Er fühlt sich bei uns sicher.«
Nicht ganz , dachte Pinto. Doch das behielt er für sich. Ein paar Jahre zuvor hatte die konservative Regierung auf
Weitere Kostenlose Bücher