Codename Azteke
Drängen von Malabo Potro den Flüchtlingsstatus aberkannt – ein Akt, der zur Ausweisung des angehenden Präsidenten in sein Heimatland Äquatorialguinea und damit zur sicheren Exekution hätte führen können. Doch die spanischen Gerichte überstimmten die Regierung, und Potro wurde verschont. Danach hatte er sich abgesichert und war in die Schweiz gezogen. Aber war er den Spaniern immer noch böse?
»Und wir könnten es höchst unangenehm für ihn machen, falls er plötzlich vergessen sollte, wer ihn dorthin gebracht hat, wo er ist«, schloss Vega.
Diese letzte Bemerkung musste er nicht erklären. Der CNI hatte mehr als genügend Dokumente, Bandaufzeichnungen und Bankunterlagen, um zu zeigen, wer wen bezahlt hatte und wo sich Potros Vermögen befand. Sollte das Öl nicht sofort und ungehindert in Richtung Norden fließen, würde die Herrschaft von El Presidente außerordentlich kurzlebig sein.
»Nun gut«, beendete Pinto das Meeting. »Wir treffen uns morgen wieder. In der Zwischenzeit verfolgen Sie alles weiter, was wir heute besprochen haben. Marcos«, wandte er sich an den Abteilungsleiter für Afrika, »besorgen Sie mir ein vollständiges Update für die ganze Region. Ich treffe mich morgen Abend mit dem Minister, und er erwartet eine Empfehlung.«
Schließlich nahmen alle ihre Papiere und gingen, während Pinto noch einen Augenblick sitzen blieb, bevor er in sein Büro zurückkehrte, in dem Rosa seit vierzig Minuten wartete.
In der vorangegangenen Nacht hatte Pinto bis nach Mitternacht mit quälenden Gedanken an Rosa wach gelegen. Wenn sie eine Doppelagentin war, war das nicht nur gefährlich, es verletzte ihn auch persönlich.
Sie lächelte, als er ins Büro kam, doch er bemerkte sofort, dass sie nicht gut aussah. Das Make-up konnte ihre ungewöhnliche Blässe nicht verdecken, und sie schien abgenommen zu haben. War sie krank, oder machte sie sich nur Sorgen um etwas? Pinto starrte sie an, doch Rosa verriet nichts.
»Geht es Ihnen gut?«, fragte sie und ließ Pinto dadurch erkennen, dass sein besorgter Gesichtsausdruck vielleicht seine eigenen Bedenken preisgab.
»Hadley hat gekündigt«, erklärte er, vielleicht ein wenig zu direkt.
»Was?« Sie sah ihn ungläubig an.
»Sie haben richtig verstanden. Er will nicht mehr mit uns zusammenarbeiten. Das Gleiche gilt für seine Freundin – sie waren beide gestern hier.«
»Wie kommt das?«
»In Montenegro ist jemand in ihr Zimmer eingedrungen. Mercedes hat ihn überrascht, und die Jungs vor Ort haben ihn erschossen.«
»Das ist doch nicht zu fassen!« Pinto sah, wie sie fieberhaft nachdachte. Es zahlte sich immer aus, jemanden zu überraschen, dachte er. »War es ein Dieb?«
»Nein. Es war ein Kubaner, der versucht hat, sich als Mexikaner auszugeben.«
»O mein Gott.« Rosa schien wirklich verstört, und Pinto bemerkte, dass sie sehr blass war. »Kann ich bitte ein Glas Wasser haben?«, fragte sie und griff nach ihrer Tasche.
Pinto holte das Wasser und sah gerade noch, wie sie drei verschiedenfarbige Tabletten auf die Handfläche legte, schluckte und dann nach dem Wasser griff.
»Vielen Dank.«
»Es geht Ihnen nicht gut, nicht wahr?«, fragte er ehrlich besorgt.
»Nein.« Es klang nicht, als wolle sie darüber sprechen.
»Haben Sie eine Idee, warum die Kubaner so etwas tun sollten?«
»Nein, keine.« Sie hatte wirklich keine Ahnung.
»Glauben Sie, wir können Hadley überreden, weiterzumachen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wollen Sie es versuchen?«
Ihr Gesicht bekam wieder etwas Farbe.
»Ich?« Sie schien verwirrt. »Was für einen Vorwand hätte ich denn?«
»Sehen Sie es doch einmal so: Sie arbeiten für die Regierung. Sie waren an den Ereignissen des 13. Februar
ebenso beteiligt wie sie. Wir könnten uns auf Sie stützen …« Rosa überhörte die Zweideutigkeit.
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie, doch er nahm das als Ja.
»Gut. Und wenn er dann immer noch nicht wieder mitspielen will, werden wir den Einsatz etwas erhöhen.«
»Wenn er nicht mitspielen will, sollten Sie mir Carte blanche geben, Roberto.«
»Und das heißt?«
»Ich habe mit der ganzen Sache angefangen. Ich werde an meine kubanischen Quellen herantreten und versuchen, selbst an Florin heranzukommen.«
Pinto sah sie einen Moment lang schweigend an. Das werden wir abwarten, dachte er.
Dann nickte er und stand auf.
»Sie müssen gehen und sich ein wenig ausruhen«, sagte er, als Rosa ihm zur Tür folgte.
Vielleicht hatte Mercedes doch nicht ganz
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