Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
Vom Netzwerk:
Aufmunitionierung aus Beständen Le Puy.«
    Sie rächen sich für die siegreiche Niederlage an Unschuldigen. Brennen Dörfer nieder, erschießen willkürlich Zivilisten, schrecken nicht einmal davor zurück, in einem Hospital die Verwundeten, allesamt Franzosen, allesamt Maquisards, kaltblütig per Kopfschuss hinzurichten. Es geschieht auf Befehl von SS -Hauptsturmführer Hugo Geissler, dem Chef der Gestapo in der Auvergne. Er ist verhasst und wird gefürchtet, weil er prinzipiell keine Gefangenen machen, sondern Verdächtige sofort als Terroristen erschießen lässt. Auf der Most-Wanted -Liste der Résistance steht er deshalb schon lange ganz oben. Am 12 . Juni kann sein Name endlich gestrichen werden. Da wird er bei einem Attentat vor dem Rathaus von Murat tödlich verletzt. Generalmajor Jesser befiehlt Enss per Funkspruch: » SD -Kommando Hauptsturmführer Geissler sofort nach Clermont zurückschicken.« Als Vergeltung werden 105 Bürger des Ortes verhaftet, geschlagen, gefesselt, auf Lastwagen verfrachtet und Tage darauf über das zentrale Lager Drancy in einen Todeszug nach Deutschland gesteckt. Fünfundsiebzig von ihnen sterben im KZ Neuengamme bei Hamburg.
    Weil inzwischen fast drei Wochen seit dem letzten Kontakt mit London vergangen sind, entschließt sich Hubert für Plan B. Der bedeutet, dass er zusammen mit Hélène versuchen will, spätestens Ende Juni über Spanien mithilfe eines Fluchthilfenetzwerks zurückzukehren nach England. Ihren eigentlichen Auftrag, die Übergabe der Millionen, die Planung der Waffenabwürfe, die Verteilung an Gaspards Leute, hatten sie schließlich erfüllt. Länger zu bleiben unter diesen Umständen, ohne Funkkontakt, war sinnlos.
    Zunächst aber schließen sich er und auch Captain Bazooka Gaspards Leuten beim Rückzug an. Trotz deutscher Stellungen oben auf der Brücke schaffen es fünfhundert Mann in einer Nacht sogar über den Fluss Truyère, ohne entdeckt zu werden. Für zufällige Beobachter muss es ausgesehen haben, als würden sie dabei übers Wasser laufen. Lag aber daran, dass viele Wochen zuvor in weiser Planung möglicher Fluchtwege an einer seichten Stelle jeweils etwa fünfzig Zentimeter unter der Wasseroberfläche im Abstand von etwa fünfzig Zentimetern Steine abgelegt wurden, auf denen sie den Fluss durchquerten.
    Nancy Wake alias Hélene alias Andrée ist ja noch immer unterwegs. Etwa hundert Kilometer sind es bis Châteauroux. Immer bergauf, bergab und stets im Wissen, dass an der nächsten Kurve die Deutschen stehen könnten oder die Milice . Sie hat sich so gut wie möglich getarnt. Bevor sie losfährt, wird sie mit einem zu ihrer Rolle als Hausfrau passenden Outfit versorgt. Nichts Auffälliges – ein alter Rock, eine Bluse, eine Haube, ein paar feste Schuhe. In der ersten Nacht schläft sie in einer Scheune, Agentin Hélène behält dabei ihren Revolver in der Hand. Typisch aber für Nancy Wake, dass sie sich anderntags in einem Bistro ein Mittagessen und zwei Gläser Wein gönnt.
    Bis zum Ziel muss sie die Hauptstraßen meiden, weil es dort Straßensperren und Kontrollen gibt, deshalb weite Umwege fahren. Als sie endlich ankommt, hat sie statt hundert bereits zweihundert Kilometer zurückgelegt. Das spürt sie in den Beinen. Zwar findet sie das Haus, das ihr Denis beschrieben hat, aber der Mann, der öffnet, weigert sich, einen Funkspruch für SOE abzusetzen. Er habe keine Ahnung, wovon sie überhaupt spricht. Offenbar hält er sie für eine deutsche Agentin. Sein Misstrauen ist berechtigt. Sie kann schließlich nicht beweisen, dass sie die ist, die zu sein sie vorgibt.
    Nancy gibt nicht auf. Sie setzt sich in ein Café gegenüber dem Haus, in dem sie abgewiesen wurde, und wartet. Denis Rake hatte erzählt, dass der Besitzer des Cafés zur Résistance gehöre und der Kontaktmann sei zu den Forces Françaises Libres. Sie kommen ins Gespräch. Hélène setzt ihre eigentlichen Waffen ein. Flirtet. Sagt offen, warum sie im Ort ist. Wartet. Der Wirt verlässt sein Lokal, kehrt nach einer halben Stunde zurück, nickt ihr zu. Sie klingelt erneut am Haus gegenüber. Diesmal wird sie eingelassen. Eine Stunde später weiß Maurice Buckmaster in London endlich, dass die Agenten des Unternehmens Freelance noch am Leben sind. Die Antwort kommt prompt. Sie ist kurz und teilt mit, wann die nächsten Fallschirme mit Containern landen werden.
    Das sollten die anderen baldmöglichst erfahren. Und deshalb muss Hélène schnellstmöglich wieder zurück. Sie radelt, ohne

Weitere Kostenlose Bücher