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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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genommen und tatsächlich umgebracht.
    Ihr Auftrag lautete, hinter den umkämpften Frontlinien Sabotageakte gegen die Wehrmacht zu organisieren, die Männer der Résistance taktisch und im Gebrauch der beim Absprung mitgebrachten Waffen zu schulen. Mit einem Gewehr konnten zwar die meisten Widerstandskämpfer umgehen, aber Maschinenpistolen und Handgranaten oder gar Panzerfäuste erforderten mehr als nur einen Zeigefinger am Abzug. Stets gehörte ein Funker zum Team, ohne radio operator hätten die Jeds im Feindesland ihre Aufgaben nicht erfüllen können. Die militärische Strategie für den D-Day war vom gemeinsamen Generalstab der Amerikaner, Briten, Kanadier und Exilfranzosen – SHAEF ( Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force ) – unter dem Oberkommando von General Dwight D. Eisenhower zuvor monatelang geplant und operativ unter realistischen Bedingungen außerdem in Manövern an verschiedenen Küstenabschnitten Englands getestet und trainiert worden. Was deutschen Agenten in Großbritannien nicht verborgen blieb. Dass eine Invasion geplant war, wussten die Nazis. Aber sie wussten nicht, in welchem Monat, und erst recht nicht, an welchem Tag die stattfinden würde.
    Ohne eine ganz spezielle Unterstützung der Zivilbevölkerung auf der Insel wären die Landungspläne jedoch Stückwerk geblieben. Tausende britischer Touristen, die vor dem Krieg in Frankreich Urlaub gemacht hatten, waren von englischen Zeitungen bereits im Sommer 1943 aufgefordert worden, ihre schönsten Fotos aus einstmals sorgenfreien Ferien an den Küsten der Normandie einzusenden für einen nationalen Wettbewerb. Die Aktion war erfolgreich, wobei die Einsender nicht ahnten, wofür ihre Bilder außer für einen möglichen Abdruck benutzt wurden. Die Schnappschüsse bewerteten nicht allein nur die Bildredaktionen der Blätter. Sondern auch Experten der militärischen Geheimdienste. Ergänzt durch Berichte wie denen von Agentin Louise alias Violette Szabo oder nach England geschmuggelte Skizzen in der Normandie lebender französischer Maquis-Talente entstanden Landkarten, die es, in Millionenauflagen gedruckt für die Landungsstreitkräfte, nirgendwo zu kaufen gab.
    Was die unsterbliche Lyrik des toten Dichters vermittelte, war für die Résistance das Signal, ein lange erwartetes für ihren ab jetzt nicht mehr nur geheimen, sondern auch offenen Aufstand gegen die Besatzer. Für einen Krieg gegen die Deutschen und einen Bürgerkrieg gegen ihre verhassten Landsleute von der Milice Française oder die Uniformträger des Vichy-Regimes. Per Code im Herbstlied von Verlaine wurde Forces Françaises de l’Intérieur und Maquis befohlen, koordiniert mit Francs-Tireurs et Partisans ( FTP ), der bewaffneten Untergrundarmee der Kommunisten, Brücken zu zerstören, Strommasten zu knicken, Telefonleitungen zu kappen. Eisenbahnschienen zu demolieren, Lokomotiven zu sprengen, Waffendepots in die Luft zu jagen, Militärkolonnen anzugreifen.
    Der Feind sollte gelähmt und zumindest vorübergehend daran gehindert werden, seine Truppen als Ersatz für die ausgebluteten Divisionen in die Normandie zu verlegen. Allein in der dem D-Day folgenden Nacht gelang das tausendfach überall im Land, weil es zur Sprengung der Gleise und Brücken und Depots und Telefonleitungen dank sorgfältiger Vorbereitung nur noch eines simplen Knopfdrucks bedurfte. Die wichtigsten politischen Gruppierungen des Widerstands im Land wie Francs-Tireurs, Combat, Défense de la France, Libération-Nord un d Libération-Sud, Organisation Civile et Militaire ( OCM ) hatten ihre Aktionen aufeinander abgestimmt, sich dem Exil- Comité Français de Libération und den Forces Françaises Libres ( FFL ) von Charles de Gaulle angeschlossen. Etwa hunderttausend Schattenkrieger gehörten mittlerweile zur Résistance, aus den anfänglich 1940 übers Land verstreuten kleinen Widerstandsgruppen, vereint unter dem Dach des einheimischen Comité National de la Résistance, ist tatsächlich eine schlagkräftige Armee im Schatten gewachsen. Das hatte der legendäre Résistance-Führer Jean Moulin geschafft, bevor ihn die Gestapo festnahm und deren Chef Klaus Barbie ihn in Lyon persönlich zu Tode folterte.
    Nichts war vergessen worden von den Grausamkeiten der SS oder der Milice Française . Die Tage und Wochen nach dem D-Day waren auch Tage des Zorns und Wochen der Rache, blutiger Ausbruch lang aufgestauter Wut und lang erhoffter Momente der Vergeltung. Sobald Maquisards auf die Blauen oder Schwarzen

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