Codename Merlin - 3
tun?« Pine Hollow brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Es passt nicht zu Euch, mir so etwas einfach nur vor die Füße zu werfen, und das auch noch während des Frühstücks, ohne dass Ihr Euch bereits einen Plan zurechtgelegt habt, Mein Prinz.«
»Nein, damit hast du wohl ganz recht.« Nahrmahn setzte sich wieder aufrechter und widmete sich seinem Teller, der so lange unbeachtet geblieben war. Der Prinz von Emerald wandte den Blick von seinem Vetter ab und schnitt den Rest der Melonenscheibe in mundgerechte Stücke.
»Ich selbst muss Cayleb eine Nachricht zukommen lassen«, sagte er dann, ohne den Blick von Messer und Gabel abzuwenden. »Ich brauche jemanden, der ihn davon überzeugen kann, ich sei bereit zu kapitulieren. Dass es für ihn nicht erforderlich ist, meine Städte in Schutt und Asche zu legen und meine Untertanen zu töten, nur um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.«
»Er hat recht deutlich ausgedrückt, dass er deinen Kopf will, Nahrmahn. Angesichts des Tonfalls, in dem seine letzten Schriftstücke abgefasst wurden, bezweifle ich, dass er sonderlich glücklich damit sein wird, sich mit irgendetwas anderem zufriedenzugeben.«
»Ich weiß.« Das Lächeln des Prinzen von Emerald war mehr eine Grimasse als alles andere, doch vielleicht war darin auch ein Hauch von Belustigung zu erahnen. »Ich weiß das, und ich schätze, wenn er wirklich darauf besteht, dann wird er den letztendlich sowieso bekommen. Zu schade, dass Mahntayl auf das Festland geflohen ist, statt hierher zu kommen. Vielleicht hätte ich Cayleb davon überzeugen können, dass ich es wirklich ernst meine, indem ich ihm den Kopf des ›Grafen Hanth‹ als Ersatz für meinen eigenen anbiete. Dennoch könnte ich ihm vielleicht zeigen, dass ein Mann mit meinen Talenten und meiner Erfahrung doch nützlicher für ihn wäre, wenn er in seinen Diensten steht, als wenn er als Dünger in irgendeinem Garten hinter seinem Palast dient.«
»Und wenn dir das nicht gelingt?«, fragte Pine Hollow sehr leise.
»Wenn mir das nicht gelingt, dann gelingt es mir eben nicht.« Nahrmahn zuckte mit den Schultern und wirkte sehr viel philosophisch-gelassener, als Pine Hollow selbst unter diesen Umständen hätte wirken können, dessen war der Graf sich fast sicher. »Ich kann immer noch darauf hoffen, dass er sich darauf beschränkt, mich lebenslang einzukerkern, vielleicht sogar irgendwo in einem der nicht ganz so unschönen Verliese. Und selbst wenn nicht, dann wird Cayleb dennoch darauf verzichten, zu irgendwelchen Racheakten gegen Ohlyvya oder die Kinder zu greifen. Und das …« − endlich blickte er doch auf und schaute Pine Hollow geradewegs in die Augen − »ist doch sowieso das Beste, worauf ich hoffen kann, wenn er wirklich mit einer Invasionsstreitmacht an Land geht. Nur, dass wir auf diese Weise wenigstens das Kapitel überspringen können, in dem zunächst einmal Tausende meiner Untertanen getötet werden.«
Pine Hollow saß dort, blickte seinem Vetter in die Augen und begriff, dass der Prinz − möglicherweise zum ersten Mal, seit Nahrmahn den Thron von Emerald bestiegen hatte − sämtliche Masken hatte fallen lassen. Nach all den Jahren erschreckte es den Grafen fast, doch Nahrmahn meinte jedes Wort von dem, was er hier gesagt hatte, todernst.
»Du kannst mit Cayleb nicht einfach Frieden schließen, du kannst nicht einmal vor ihm kapitulieren, ohne dass dich der Zorn von Graisyn und dem Rest des Klerus hier trifft«, merkte der Graf an. »Das ist dir doch bewusst, oder?«
»Der von Graisyn, ja. Und wahrscheinlich auch zumindest einem Großteil der anderen Bischöfe«, gab Nahrmahn zu.
»Andererseits sind die meisten unserer Oberpriester − und selbst unsere Wanderbischöfe − eben Emeraldianer. Was das angeht, sind wir doch fast so schlimm wie Charis. Und um ganz ehrlich zu sein, ist das auch einer der Gründe, warum Graisyn so beunruhigt ist. Und ich vermute, dass er dafür auch sehr gute Gründe hat. Wie dem auch sei, ich … habe über dieses Thema bereits recht ausgiebig mit Onkel Hanbyl gesprochen.«
»Ich verstehe.« Pine Hollow lehnte sich zurück; mit den Fingern der rechten Hand trommelte er rhythmisch auf die Armlehne seines Sessels, während er nachdachte.
Mit dieser Bemerkung über die Zusammensetzung des Klerus von Emerald hatte Nahrmahn völlig recht. Ob nun diese Trennung zwischen den Priestern der niedrigeren Ränge, die allesamt aus diesem Fürstentum selbst stammten, und deren geistlichen Oberhäuptern, die
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