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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Nahrmahn scharf zurück. »Ich rede hier über die Kirche, die Leuten wie Zhaspyr Clyntahn, Allayn Maigwair und Zahmsyn Trynair in die Hände gefallen ist! Glaubst du wirklich allen Ernstes, die ›Vierer-Gruppe‹ interessiert es einen gottverfluchten Dreck, was Gott von Seiner Kirche erwartet? Oder dass irgendjemand anderes aus dem Rat der Vikare bereit wäre, seinen schönen, rosigen Arsch zu riskieren, indem er sich Clyntahn und den anderen entgegenstellt, bloß weil die zufälligerweise verlogene, selbstsüchtige Dreckskerle sind?«
    Pine Hollow war mehr als nur schockiert. Seit der Schlacht im Darcos-Sund hatte Nahrmahn seine Verärgerung über den Tempel zunehmend offen gezeigt, aber noch nie zuvor hatte er derart offen über die Kirche und die Männer gesprochen, die jegliche Politik der Kirche vorgaben. Oh, natürlich hatte er noch nie ein Geheimnis aus seiner Meinung über Vikar Zhaspyr und seine Spießgesellen gemacht, zumindest nicht seinem Vetter gegenüber, aber er hatte noch nie derart viel Verachtung für den Großinquisitor gezeigt, für die ›Vierer-Gruppe‹ und zusammen mit denen gleich für die gesamte Hierarchie der Kirche!
    »Was ist denn los, Trahvys?«, fragte Nahrmahn, nun sehr viel sanfter. »Entsetzt dich etwa mein Mangel an Frömmigkeit?«
    »Nein«, erwiderte Pine Hollow langsam.
    »Doch, genau das ist es«, widersprach ihm Nahrmahn mit der gleichen sanften Stimme. »Du denkst, ich würde nicht an Gott glauben oder ich hätte mich entschieden, Seinem Plan für Safehold zu widersagen. Und du fürchtest, wenn Graisyn oder die Inquisition herausfinden, wie ich in Wahrheit über sie denke, könnten sie beschließen, ein Exempel an mir zu statuieren … und vielleicht auch gleich an dir, schließlich bist du nicht nur mein Erster Ratgeber, sondern zugleich auch noch mein Vetter.«
    »Na ja, wenn du es so ausdrückst, hast du vielleicht nicht ganz unrecht«, gestand Pine Hollow ein und sprach dabei noch langsamer.
    »Natürlich habe ich recht. Und es überrascht mich nicht, dass es dich so sehr überrascht, mich das aussprechen zu hören. Das ist das erste Mal, dass ich mich überhaupt irgendjemandem gegenüber derart äußere, außer vielleicht Ohlyvya gegenüber. Aber ich denke, unter den gegebenen Umständen wird es Zeit, dass ich noch mit jemand anderem darüber spreche außer mit meiner Frau. Also, mit jemand anderem als meiner Frau und Onkel Hanbyl, muss ich wohl sagen, wenn ich ganz ehrlich sein will.«
    »Unter welchen Umständen?«, fragte Pine Hollow vorsichtig nach, und jetzt wirkte sein Blick zutiefst beunruhigt.
    Es gab auch einen Grund, warum seine Besorgnis soeben in völlig neue, bislang ungeahnte Höhen aufstieg: Hanbyl Baytz, Herzog Solomon, war nicht nur ihr gemeinsamer Onkel. Obwohl er bereits seinen siebzigsten Geburtstag hinter sich hatte, war Solomon immer noch rege und stand mitten im Leben. Körperlich gesehen war er fast das genaue Gegenteil von Nahrmahn, doch in jeder anderen Hinsicht waren die beiden einander sehr ähnlich − nur dass Solomon, im Gegensatz zu seinem Neffen, Politik zutiefst verabscheute. Doch so wenig er auch ›das große Spiel‹ schätzen mochte, es hatte niemals Zweifel an seiner fachlichen Kompetenz oder der Treue und Verbundenheit seiner Familie gegenüber gegeben − oder auch Nahrmahn selbst gegenüber. Deswegen hatte Nahrmahn ihn auch zum Befehlshaber der Emeraldian Army ernannt. Dieser Posten war für Hanbyl wie geschaffen, und auf diese Weise war es ihm möglich, so wenig Zeit wie möglich in Eraystor zu verbringen und sich mit Politik befassen zu müssen.
    Und das, so ging es Pine Hollow durch den Kopf, hat sich für Nahrmahn bereits gelegentlich als äußerst nützlich erwiesen. Onkel Hanbyl ist ein Dolch, der stets in seiner Scheide bleibt, aber er lässt sich so sehr mit ›aus den Augen, aus dem Sinn‹ beschreiben, dass selbst hochintelligente Leute dazu neigen, ihn in ihre Überlegungen überhaupt nicht miteinzubeziehen.
    »Es gilt hier, zwei grundverschiedene Dinge zu bedenken, Trahvys«, sagte Nahrmahn zur Antwort auf die Frage seines Vetters. »Nun ja, eigentlich sogar drei.«
    Er schob seinen Teller von sich und beugte sich vor; sowohl seine Miene wie auch seine Körpersprache wirkten ungewohnt ernst.
    »Zunächst einmal ist Emerald, politisch und militärisch gesehen, schlichtweg im Arsch«, erklärte er unumwunden. »Und nein, ich brauche das nicht eigens von Onkel Hanbyl zu hören, um das zu begreifen. Wann immer Cayleb

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