Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
dafür, dass alle Anwesenden nur fassungslos zu ihnen herüberstarrten.
    Der Verstand des Erzbischofs raste schneller als der der meisten anderen, und doch wurde auch ihm erst bewusst, was hier geschah, als er den Dolch in der Hand des dritten Mannes sah. Den Dolch, der, unter Missachtung sämtlicher Traditionen der Kirche des Verheißenen, in die Kirche hineingebracht worden war − unter dem Kasack eines Attentäters.
    »Im Namen der wahren Kirche!«, schrie der Angreifer, und der Dolch schnellte vor. Auch der Verstand von Cayleb Ahrmahk arbeitete schneller als der der meisten anderen. Sofort sprang der König auf die Beine und hob in nutzlosem Protest die Hand, als der Dolch aufblitzte.
    »Maikel!«, schrie er, dann zuckte er zurück, als weniger als sechs Zoll von seinem Ohr entfernt ein Kanonenschuss dröhnte.
    So zumindest fühlte es sich an. Cayleb taumelte und schlingerte, als das Dröhnen ihm fast das Trommelfell zerriss, und dann folgte auch schon ein zweiter Schuss.
    Maikel Staynair verspürte keinerlei Furcht, als der Dolch auf ihn zuschnellte. Dafür blieb ihm überhaupt nicht genug Zeit; ihm blieb auch nicht die Zeit, sich darüber klar zu werden, was hier eigentlich wirklich geschah, und so begriff er auch noch nicht, dass er nun sterben würde. Sein Magen krampfte sich gerade erst in einer hilflosen Geste der Gegenwehr zusammen, als der Schädel seines Angreifers zerplatzte. Das schwere Geschoss raste weiter, doch glücklicherweise verfehlte es die Umstehenden und schleuderte nur einen ganzen Sturm aus Holzsplittern umher, als es sich in eine der Sitzbänke bohrte. Gleichzeitig senkte sich ein ekelerregender Schleier aus Blut, Hirnmasse und Knochensplittern auf die Kirchgänger, die in dieser Bank standen.
    Das Knallen einer Pistole übertönte Orgelmusik und Chor gleichermaßen; die Musik schien abrupt zu enden, als sei es der Organist gewesen, der hier getroffen worden war. Dann brach das kunstvolle Wechselspiel aus Musik und Gesang tatsächlich ab und ging in einen Tumult aus Schreien und verwirrten Rufen über. Die weitaus meisten in der Kathedrale hatten immer noch nicht begriffen, was dem Erzbischof hier widerfuhr. Statt also zu Staynair zu blicken, schauten sie alle zur königlichen Empore hinauf und betrachteten die hochgewachsene Leibgarde mit den blauen Augen, die jetzt mit einem Satz gewandt auf die handbreite Brüstung der Empore sprang.
    Dort kauerte sie trotz der winzigen Fläche, auf der ihre Füße ruhten, geradezu widernatürlich still, und die rechte Hand der Gestalt war in eine dichte, undurchdringliche Wolke aus Rauch und Pulverdampf gehüllt. Und dann wurde der zweite Lauf der Pistole abgefeuert. Reflexartig schloss Staynair die Augen, als ihm das Blut seines Angreifers, der ihn zweifellos hatte ermorden wollen, ins Gesicht und über sein weißes, reich besticktes Gewand spritzte. Schließlich begriff sein Gehirn doch noch, was hier eigentlich geschah, und so spannte er sämtliche Muskeln an und machte sich bereit, sich von den Händen loszureißen, die ihn gepackt hatten.
    Bevor er sich jedoch noch rühren konnte, hallte ein zweiter Donnerschlag durch die Kathedrale, und dann hörte Staynair einen erstickten Schrei − und der Mann, der seinen rechten Arm umklammert hatte, ließ ihn abrupt los. Die schwere Pistole in Merlins rechter Hand zuckte, als der zweite Schuss abgefeuert wurde.
    Merlin hatte keine andere Wahl gehabt. Bei seinem ersten Schuss hatte er auf den Kopf des Angreifers zielen müssen. Es war unbedingt erforderlich gewesen, den Mann mit dem Dolch augenblicklich und für alle Zeiten außer Gefecht zu setzen, so groß die Gefahr auch gewesen sein mochte, die schwere Pistolenkugel könne den Leib des Angreifers durchschlagen und anschließend noch einen Unbeteiligten treffen. Doch keiner von Staynairs anderen Angreifern hatte bislang eine Waffe gezogen, und so ließ Merlin den leuchtenden Punkt seiner Zieleinrichtung, der ihm auf sein Blickfeld projiziert wurde, tiefer wandern, bis er genau auf der Rückenmitte des zweiten Angreifers lag. Die Kugel zerschmetterte das Rückgrat des Mannes und drang dann in dem spitzen Winkel, der sich aus Merlins erhöhter Schussposition ergab, in den Rumpf ein. Der Widerstand, den Knochen und menschliches Gewebe boten, verlangsamte das große, sich immer weiter verbreiternde Geschoss, und der Mann, auf den Merlin geschossen hatte, ließ Staynair los, taumelte einen halben Schritt vorwärts und stürzte dann zu Boden.
    Merlins linke

Weitere Kostenlose Bücher