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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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den ranghöchsten Diplomaten ausschicken, um die Verhandlungen zu eröffnen, den du dafür nur entbehren kannst. Jemanden, der genug deines Vertrauens genießt, dass Cayleb all das, was er von diesem Diplomaten hört, tatsächlich auch glauben wird − zumindest die ersten Augenblicke lang.«
    »Tatsächlich?« In Nahrmahns Lächeln lag entschieden uncharakteristische Herzlichkeit. »Hattest du dabei an irgendjemand Bestimmtes gedacht, Trahvys?«

.XIII.
    Kathedrale von Tellesberg und Kö- niglicher Palast, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
    Die Orgel stimmte das majestätische Vorspiel an, und die Besucher, die sich in der Kathedrale von Tellesberg drängten − Hunderte und Aberhunderte −, erhoben sich in ihren Bankreihen. Herrliche Musik erfüllte die weihrauchgeschwängerte Luft, schwang sich auf goldenen Klängen immer weiter empor, und dann stimmte auch der Chor ein.
    Gleichzeitig öffneten sich die gewaltigen Flügel des Haupteinganges, und die gewohnte Mittwochsprozession von Szepterträgern, Kerzenträgern und Thuriferaren trat gemessenen Schrittes in die einladende Pracht der majestätischen Musik. Altardiener und Unterpriester folgten den ersten Reihen dieser Prozession, und schließlich betrat auch Erzbischof Maikel Staynair die Kathedrale.
    Von seinem Platz auf der königlichen Empore, zwanzig Fuß oberhalb des Fußbodens, betrachtete Merlin Athrawes mit gemischten Gefühlen das ehrfurchtgebietende Schauspiel. Die Kirche war so sehr Teil des Alltagslebens auf ganz Safehold, dass Augenblicke wie diese schlichtweg unvermeidbar waren, und alleine schon die Allgegenwärtigkeit schien Merlin einen Teil seiner Entrüstung ob dieses Zerrbilds einer ›echten‹ Religion zu rauben.
    Aber nur einen Teil davon, sagte er sich. Nur einen Teil davon!
    Stetig zog die Prozession weiter, mit majestätischen Schritten, und der Erzbischof befand sich genau in ihrer Mitte.
    Doch Maikel Staynairs Vorstellung von einer ›angemessenen Prozession‹ unterschied sich deutlich von der anderer Erzbischöfe, und Merlin lächelte, als Staynair stehen blieb, um einem kleinen Mädchen eine Hand auf die zerzausten Locken zu legen.
    Andere streckten dem Oberhaupt der Kirche die Hände entgegen, als er an ihnen vorüberschritt, und auch weitere Kinder erwarteten seinen Segen. Die anderen Erzbischöfe in all ihrer Blasiertheit hätten gewiss voller Verachtung die Nase gerümpft angesichts von Staynairs ›einfältiger‹ Vorgehensweise, bei der er jegliche erzbischöfliche Würde vermissen ließ. Andererseits wurde all diesen anderen, blasierten Erzbischöfen auch niemals so sehr die Liebe und das Vertrauen der Mitglieder ihrer Erzdiözese entgegengebracht, wie es bei Maikel Staynair der Fall war. Natürlich gab es …
    Mit der Abruptheit eines Fallbeils wurde Merlin Athrawes’ Gedankengang unterbrochen, als er plötzlich eine wirbelnde Bewegung im Hauptschiff der Kathedrale bemerkte. Erzbischof Maikel legte gerade einem weiteren Kind die Hand auf das Haupt und murmelte ein Wort des Segens. Er wusste, dass sein häufiges Stehenbleiben die durchaus vorhandene Geduld seiner Altardiener und seiner Priester auf die Probe stellte. Andererseits wussten sie natürlich auch, dass ein Protest unangemessen und auch falsch wäre, selbst wenn es die vorgeschriebene Choreographie der starren Liturgie der Kirche etwas verkomplizierte. Es gab einige Verpflichtungen − und Freuden und Vorrechte −, die mit dem Amt eines Priesters einhergingen, und Maikel Staynair weigerte sich, diese zugunsten der ›Würde‹ seines kirchlichen Amtes aufzugeben.
    Er ließ die Prozession weiterschreiten und senkte den Kopf, während er noch einmal über die heutige Predigt nachdachte. Es wurde Zeit, dass er mit allem Nachdruck darauf hinwies, dass …
    Die plötzliche Bewegung im Kirchenschiff überraschte ihn ebenso wie jeden anderen in der Kathedrale. Ruckartig hob er den Kopf, als sich plötzlich Hände um seine Arme krampften. Die beiden Männer, die sich geradewegs in die Prozession hineingedrängt hatten, rissen ihn herum, drehten ihn zur Seite, und Erzbischof Staynair war viel zu überrascht, um Gegenwehr zu leisten. Noch nie hatte irgendjemand Hand an den Klerus von Mutter Kirche gelegt. Was hier geschah, war so unerhört, dass alle Andächtigen in der Kathedrale ebenso überrascht waren wie Staynair selbst. Nur diejenigen in seiner unmittelbaren Nähe konnten tatsächlich erkennen, was hier geschah, doch diese plötzliche Störung der Prozession sorgte

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