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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sie auch stehen mögen. Aber ein Priester ist für alle Zeiten Priester, Pater. So er sich nicht unstreitig der Sündhaftigkeit und des Amtsmissbrauchs schuldig gemacht hat, steht es keinem Menschen zu, ihm dieses Amt zu nehmen oder die Ausübung seiner Berufung zu verweigern. Und ebenso wenig habe ich − oder auch jeder andere − das Recht, einen Mann oder eine Frau zu exkommunizieren, zu foltern oder zu töten, nur weil er nicht an das glaubt, woran ich glaube.«
    Einen Augenblick lang schwieg Wylsynn nur, dann atmete er tief durch.
    »Eure Eminenz, ich bin ein Diener der Inquisition. Ich glaube, Ihr werdet erkennen müssen, dass ich mich stets bemüht habe, die mit meinem Amt einhergehende Macht in einer Art und Weise zu nutzen, die meinen priesterlichen Pflichten entspricht, und Disziplin mit Liebe und Verständnis zu erreichen. Doch ich habe mein ganzes Leben, und auch mein Vertrauen in Gott, der Verantwortung von Mutter Kirche gewidmet, Gottes Kinder vor der Verderbtheit und der Verdammnis zu beschützen. Sie nicht nur zu ›überzeugen‹, wie ihr Handeln geartet sein sollte, sondern sie vor den Verlockungen von Shan-wei zu bewahren, welche Mittel dafür auch erforderlich sein mögen.«
    »Dessen bin ich mir bewusst, Pater. Das ist auch der Grund, warum ich diesen Unterschied der Lehre so deutlich und ausdrücklich formuliert habe. Ich habe größten Respekt vor Ihrem persönlichen Glauben und auch vor Ihrem eigenen Charakter, sowohl als Mensch im Allgemeinen wie auch als Priester. Nichts würde mir größere Freude bereiten, als wenn Sie Teil dieser Umgestaltung, dieses Kampfes gegen den Amtsmissbrauch der Kirche − gegen jegliche Form des Amtsmissbrauchs! − hier in Charis und auch an anderen Orten würden. Mir ist vollkommen bewusst, welche Stütze Sie bei dieser beängstigend gewaltigen Aufgabe darstellen könnten. Aber dies ist eine Sache, für die sich kein Mann, sei er noch so sehr Priester, einsetzen kann, solange er sich nicht sicher ist, dass er dabei für sich selbst kämpft, für Gott und auch für mich. Sind Sie sich dessen sicher, Pater?«
    »Das weiß ich nicht«, entgegnete Wylsynn nur und blickte Staynair mit seinen klaren grauen Augen völlig ehrlich an. »Ich weiß, dass es jenen Amtsmissbrauch tatsächlich gibt, von dem Ihr sprecht und den Erzbischof Erayk in seinem Brief erwähnt. Ich weiß, was der Großinquisitor und der Kanzler für Charis geplant hatten, und ich weiß auch, dass das falsch war. Schlimmer noch als falsch, es war böse − ein Verrat an allem, wofür Mutter Kirche angeblich doch steht und was zu verteidigen sie trachtet. Was auch immer es sonst noch gewesen sein mag, ich weiß, es kann unmöglich der Wille Gottes gewesen sein. Und doch gibt es einen großen Unterschied dazwischen zuzustimmen, dass das, was jene Männer getan haben, falsch war und dass das, was Ihr getan habt, richtig ist.«
    »Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen, Pater. Und ich vertraue auf die Klarheit Ihres Glaubens. Ich werde nicht versuchen, Sie an diesem Tag von meiner Sichtweise der Dinge zu überzeugen. Selbstverständlich kann niemand von Ihnen erwarten, Teil dieser Umgestaltung zu werden, solange Ihr eigener Glaube und Ihr eigenes Gewissen Ihnen nicht sagen, dass das, was wir hier in Charis zu bewirken versuchen, wirklich richtig ist. Aber ich bitte Sie, über das nachzudenken, was Sie selbst gesehen haben, was Erzbischof Erayk Ihnen geschrieben hat, über die Worte und die Taten der Kirche von Charis, und auch darüber, wie Gottes Wort Ihr eigenes Herz berührt hat. Nähern Sie sich all dem im Gebet und in ernstlicher Meditation, Pater, nicht voller Zorn. Wenn Sie beizeiten feststellen, es sei Gottes Wunsch, dass Sie sich uns und unserem Kampf anschließen, dann werden wir Sie als Bruder und als weiteren Diener Gottes in die Arme schließen. Und wenn Gott Sie nicht auffordert, sich uns anzuschließen, dann werden wir auch diese Entscheidung respektieren und akzeptieren.«
    »Und in der Zwischenzeit, Eure Eminenz?«
    »In der Zwischenzeit, Pater, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie weiterhin das Amt des Intendanten hier in Charis ausübten. Wie Sie schon selbst gesagt haben: Niemand in diesem Königreich hat jemals Zweifel an Ihrer Entschlossenheit gehegt, die Ächtungen in ehrlicher und angemessener Art und Weise zur Anwendung zu bringen. Es wäre für unsere ganze Gemeinde zutiefst beruhigend zu wissen, dass Sie auch in diesen Zeiten der Unruhe und des Wandels jenes Amt

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