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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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allesamt nicht darin beschränkt, einem bestimmten Orden angehören zu müssen. Die Brüder stammen aus wirklich allen Orden von Mutter Kirche. Das Kloster ist ein Ort der spirituellen Einkehr und der Erneuerung, der allen offen steht, und so bringen die Brüder auch eine Vielfalt unterschiedlicher Perspektiven mit.«
    Der Erzbischof hielt inne, und Merlin schürzte nachdenklich die Lippen. Was Staynair hier beschrieb, unterschied sich doch recht deutlich von der überwältigenden Mehrheit all der Klostergemeinschaften, mit denen sich Merlin befasst hatte, seit er in Nimues Höhle erwacht war. Die meisten Mönchs- und Nonnenklöster auf Safehold gehörten unverkennbar dem einen oder anderen der großen Orden, und diese Orden schützten mit wahrem Feuereifer ihre Besitztümer. Sobald man die Grenze zu den Tempel-Landen überschritten hatte, war der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Orden nicht mehr ganz so heftig wie auf dem Grundstück des Tempels und der Stadt von Zion. Doch er bestand unvermindert weiter, und die Klöster, die Landgüter und Ländereien stellten dabei mehr als nur Symbole dieses Konkurrenzkampfes dar. Diese Institutionen waren die Stützen, die diesen Wettkampf überhaupt erst ermöglichten.
    Natürlich schien Sankt Zherneau Merlin nicht gerade eine der ganz großen Klostergemeinschaften zu sein. Obwohl es offensichtlich schon sehr alt war, und obwohl das Grundstück sichtlich hingebungsvoll gepflegt wurde, war das Kloster Sankt Zherneau doch, wie Staynair gesagt hatte, relativ klein. Es war unwahrscheinlich, dass dieses Kloster sonderlich viel Reichtümer erwirtschaftete − was vielleicht ebenso erklärte, warum es der Aufmerksamkeit der größeren Orden entgangen war, wie auch die größere Mannigfaltigkeit ihrer Mitglieder.
    Doch irgendwie bezweifelte Merlin, dass die Erklärung wirklich so einfach war.
    »Ich selbst bin als sehr junger Mann nach Sankt Zherneau gekommen«, sagte Staynair. »Damals war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich für das Priesteramt berufen war, und die Bruderschaft hat mir dabei geholfen, mich mit diesen Zweifeln zu befassen. Sie haben mir Trost gespendet, als meine Seele das dringend benötigt hat, und wie viele andere auch, bin ich dem Orden beigetreten. Und auch wenn die Anzahl der Klosterbrüder derzeit üblicherweise recht gering ist, bleiben viele Mitglieder der Bruderschaft, ebenso wie ich selbst, auch dann noch mit Sankt Zherneau verbunden, nachdem sie offiziell zu dem einen oder anderen der größeren Orden gewechselt sind. Wir bleiben sozusagen eine Familie, und das bedeutet, dass wir deutlich mehr Mitglieder haben, als man bei diesem kleinen Kloster eigentlich erwarten würde − und die meisten von uns kehren gelegentlich wieder zu diesem Kloster zurück, um sich in spirituelle Einkehr zu versenken und aus der Unterstützung unserer Mitbrüder Kraft zu schöpfen.
    Aber es ist doch interessant …« − wieder bohrte sich der Blick des Erzbischofs tief in Merlins Augen − »… dass sechs der letzten acht Beichtväter der Könige von Charis allesamt der Bruderschaft Sankt Zherneau entstammen.«
    Wäre Merlin immer noch ein Lebewesen aus Fleisch und Blut gewesen, so hätte er erstaunt nach Luft geschnappt. Doch das war er natürlich nicht, und so neigte er lediglich den Kopf zur Seite.
    »Das klingt nach einem bemerkenswerten … Zufall, Eure Eminenz«, merkte er an.
    »Ja, wirklich, nicht wahr?« Staynair lächelte ihn an, dann blickte er kurz zum Abt des Klosters hinüber. »Ich habe dir ja gesagt, dass er über eine bemerkenswerte Auffassungsgabe verfügt, oder nicht, Zhon?«
    »Das hast du«, stimmte Byrkyt zu und lächelte noch breiter als sein kirchliches Oberhaupt. »Tatsächlich erinnert er mich doch sehr an einen anderen jungen Mann, den ich vor vielen Jahren kennengelernt habe, auch wenn er mir im Ganzen etwas weniger … rebellisch erscheint.«
    »Tatsächlich? Wer könnte das wohl sein?«
    »Zur Schau gestellte Bescheidenheit steht einem Erzbischof nicht wohl an«, erwiderte Byrkyt gelassen, doch die ganze Zeit über wandte er den Blick nicht von Merlin ab. Jetzt wandte er sich ganz dem Besucher in diesem Kloster zu.
    »Worauf Maikel in seiner unnachahmlich indirekten Art hinauswill, Seijin Merlin, ist die Tatsache, dass die Bruderschaft von Sankt Zherneau so viele Beichtväter der Monarchen nicht, wie Ihr gewiss bereits vermutet habt, rein zufällig hervorgebracht hat.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Die Frage, die mir durch den Kopf

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