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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bezog und die Salven abfeuerte, beobachtete Graf Lock Island zusammen mit Brigadier Clareyk vom Beobachtungsstand auf dem nahegelegenen Hügel aus, wie hinter der Feuerlinie die vier neuen Geschütze der Artillerie auf den neu entwickelten Fahrgestellen mit ihren beiden Rädern in Stellung gebracht wurden. Die sechsbeinigen Hügeldrachen, die vor die Protzen gespannt waren, waren ganz offensichtlich nicht gerade glücklich über den alles übertönenden Lärm der Musketensalven, doch es war ebenso offensichtlich, dass sie sich mittlerweile mehr oder minder daran gewöhnt hatten. So sehr sie das Getöse auch verabscheuen mochten, die riesigen Tiere − die zwar kleiner waren als ihre entfernten Verwandten, die Dschungeldrachen oder gar die fleischfressenden Großen Drachen, doch immer noch so groß wie ein Elefant von Terra − blieben bemerkenswert ruhig, als ihre Treiber sie schließlich wieder wenden ließen, während die Geschützbedienungsmannschaften abprotzten.
    Bei den Kanonen, die gerade geliefert worden waren, handelte es sich um die neuen Zwölfpfünder-Feldgeschütze, nicht um die deutlich schwerere Belagerungsartillerie, die dem Grafen vor mehreren Fünftagen hier zum ersten Mal vorgeführt worden waren. Die Zwölfpfünder hatte er bislang noch nicht in Aktion erlebt, und während er die Hand ausstreckte und dem massigen lohbraunen Rottweiler, der wachsam neben ihm saß, die Ohren kraulte, schaute er aufmerksam zu, wie die Kompanie, die das Mittelfeld der Schützenreihe dargestellt hatte, mit raschen Schritten zur Seite trat. Effizient wurde die Reihe geöffnet, und schon wurden die Geschütze in Position gerollt.
    Die Kanoniere luden sie nicht mit Kanonenkugeln, sondern mit Beutelkartätschen, und Lock Island verzog das Gesicht, als ihm bewusst wurde, was nun geschehen würde. Bislang hatte er die ›Beutelkartätschen‹ noch nie im Einsatz erlebt, doch man hatte ihm die Wirkung dieser Munition bereits beschrieben. Statt der neun bis zwölf kleinen Geschosse, die üblicherweise in den kleineren Kartätschen, die bei der Navy üblich waren und zur Unterscheidung auch als ›Traubenkartätschen‹ bezeichnet wurden, enthielt eine ›Beutelkartätsche‹ siebenundzwanzig Kugeln von je anderthalb Zoll Durchmesser. Die röhrenförmigen Munitionspakete waren darauf ausgelegt, beim Abfeuern zu bersten, sodass die einzelnen Kugeln in alle Richtungen gleichzeitig davongeschleudert wurden. Effektiv verwandelten Beutelkartätschen die Kanonen in gewaltige Schrotflinten. Und nicht nur das: Sir Ahlfyrd Hyndryk, Baron Seamount, bezeichnete diese Kartätschen als ›Patronenmunition‹. Die Pulverladung war bereits am röhrenförmigen Geschossbehälter befestigt, und so konnte das ganze Geschoss mit einem einzigen Stoß in den Lauf des Geschützes geschoben werden.
    Mit dieser neuen Munition, die Baron Seamount entwickelt hatte (natürlich unter geringfügiger Mithilfe von Seijin Merlin, rief sich Lock Island ins Gedächtnis zurück), konnten die Artilleristen mit geradezu ungeheuerlicher Geschwindigkeit laden und feuern. Dank dieser Patronenmunition konnten sie tatsächlich genau so rasch schießen wie die Gewehrschützen der Marines, deren Kugeln die Ziele bereits völlig zerfetzt hatten. Lock Island wusste, dass niemand dort unten wirklich so rasch vorging, wie das im Notfall möglich wäre. Dies hier war eine reine Übung − und eine Demonstration −, kein echtes Gefecht. Und das bedeutete, die Offiziere und Unteroffiziere, die diese Vorführung hier leiteten, trieben ihre Männer nicht übermäßig an, um jegliche Verluste und Verletzungen zu vermeiden.
    Und das hieß, dass die Schussrate, die ihm hier präsentiert worden war, ›nur‹ vier- oder fünfmal schneller war, als jeder andere auf ganz Safehold hätte zustande bringen können.
    Nun sah Lock Island, dass auch die Kanonen geladen waren. Die Geschützführer gingen hinter den Geschützen in die Hocke, spähten durch die einfachen, aber doch effektiven Zielvorrichtungen, die Seamount ebenfalls entwickelt hatte, und bedeuteten dann den Geschützbedienungen mit Handzeichen, wie die Rohre auszurichten seien. Dann gaben sie das Zeichen, sich weit genug zurückzuziehen, um beim Abfeuern nicht gefährdet zu sein, und griffen nach den Abzugsleinen. Ein letzter Blick über die Schulter, ob auch wirklich alle Kameraden in Sicherheit waren, die linke Hand erhoben, um Einsatzbereitschaft anzuzeigen, und dann brüllte der Kommandant der Artillerieabteilung den

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