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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vorzuwerfen. Dennoch glauben wir, dass das, was heute in Charis geschieht, der Wille Gottes ist. Dass Gott Selbst uns in dieses Amt berufen hat. Nicht für besondere Fähigkeiten, Beredsamkeit oder Ehrenhaftigkeit, die wir wie jeder andere Sterbliche auch besitzen mögen, sondern weil es Sein Wille und Seine Absicht ist, in Seinem Haus hier auf Safehold und in den Herzen Seiner Kinder − all unserer Herzen − Ordnung einkehren zu lassen. Dies ist ein Tag großen Kummers und großer Trauer für uns alle, doch zugleich muss es auch ein Tag der Erneuerung und Wiedergeburt sein. Ein Tag, an dem wir − wir alle, jeder Mann und jede Frau hier − erneut bestätigen, was wahr und gut und gerecht ist, und an dem wir diese Dinge von jedem zurückfordern, der sie entweiht. Wir müssen dies tun, ohne den Versuchungen der Macht zu erliegen, ohne auf die Stimme des Eigennutzes zu hören oder uns mit Hass oder dem Verlangen nach Rache zu besudeln. Wir müssen ruhig und bedächtig handeln, mit allem gebührenden Respekt und aller Ehrfurcht vor den Ämter und Institutionen von Mutter Kirche. Aber vor allem müssen wir handeln.«
    Sämtliche Zuhörer lauschten jedem einzelnen Wort des Erzbischofs, und doch hatte Captain Athrawes nicht das Gefühl, ihre Spannung würde nachlassen, er verspürte keinerlei Erleichterung, trotz Staynairs ruhiger, sachlicher, beinahe schon besänftigender Stimme.
    »Meine Kinder, mit König Caylebs Erlaubnis, Billigung und Unterstützung bringen wir euch heute unsere erste offizielle Botschaft für den Großvikar und den Rat der Vikare. Wir möchten nicht den Eindruck erwecken, wir würden uns in den Schatten verbergen und vor euch auch nur einen winzigen Teil dessen geheim halten, was wir hier tun, und warum wir es tun. Ihr seid Gottes Kinder. Ihr habt das Recht, alles zu erfahren.«
    Der Erzbischof streckte die Hand aus, und einer der anderen Bischöfe erhob sich. Er trat an den Thron des Erzbischofs heran und legte seinem Hirten ein reich verziertes, versiegeltes Dokument in die ausgestreckte Hand. Bunte Bänder, Wachs und metallische Siegel hingen davon herab, und das Rascheln dicken, teuren Pergaments, auf dem diese Botschaft abgefasst worden war, durchdrang die absolute Stille im Inneren der Kathedrale.
    Dann las der Erzbischof vor.
    »Gerichtet an Seine Durchlaucht, Großvikar Erek, siebzehnter Träger dieses Namens, achtunddreißigster Inhaber dieses Amtes, Statthalter und Diener Gottes und des Erzengels Langhorne, der Gottes Stellvertreter hier auf Safehold ist, war und sein wird, von Erzbischof Maikel Staynair, Hirte von Charis, der ihn im Namen und der Bruderschaft Gottes seinen Gruß erbietet.«
    Wenn der Erzbischof etwas verlas, klang seine Stimme ebenso kräftig wie bei allen anderen Dingen, die er im Amt vortrug. Mit seiner Stimme konnte er selbst beim Verlesen des trockensten, uninteressantesten Dokuments seinen Zuhörern den Eindruck vermitteln, jenes sei von immenser Wichtigkeit.
    Nicht, dass es eines besonderen Talents bedurft hätte, um seine Zuhörer an diesem Tage davon zu überzeugen.
    »Mit tiefstem Bedauern«, fuhr Staynair fort, »müssen wir Euer Durchlaucht davon in Kenntnis setzen, dass die Ereignisse der jüngsten Zeit hier in Charis uns ein gewaltiges Übel enthüllt haben, das Gottes Eigene Kirche befallen hat.«
    Die Luft in der Kathedrale bewegte sich, als hätte jeder einzelne seiner Zuhörerinnen und Zuhörer absolut gleichzeitig scharf eingeatmet.
    »Die Kirche und der Rat der Vikare, die der Erzengel Langhorne in Gottes Eigenem Namen ordinierte, sind verderbt«, sprach Staynair mit der gleichen ruhigen, unerschütterlichen Stimme weiter. »Ämter, Entscheidungen, Ablässe, Schriften der Zustimmung und der Bezeugung und ebenso Schriften der Verdammnis und des Kirchenbanns werden veräußert und gehandelt, und die Autorität Gottes Selbst wird verfälscht und missbraucht, um dem Ehrgeiz, der Arroganz und dem Zynismus jener Männer dienlich zu sein, die sich selbst Vikare Gottes nennen.
    Wir legen dieser Botschaft Belege bei, die jene Dinge beurkunden und bestätigen, die wir Euch nun mit unseren eigenen Worten schildern.«
    Er hielt inne, wenn auch nur kurz, und blickte dann auf; nun las er nicht mehr vor, sondern rezitierte das Schreiben aus dem Gedächtnis, während sein Blick über die angespannten, schweigenden Mienen der Zuhörer wanderte, die diese gewaltige Kathedrale anfüllten.
    »Wir klagen an: Zahmsyn Trynair, genannt ein Vikar Gottes und Kanzler der

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