Codename Merlin - 3
Charis tatsächlich auf einen endgültigen Sieg hoffen will, müssen die Bündnisse dieses Reiches ebenso fest und ebenso endgültig sein.«
»Mein Lord«, erwiderte Gray Harbor, »das ist kein Krieg, den ›zu führen wir vorschlagen‹ würden. Das ist ein Krieg, der bereits begonnen hat, ob wir ihn nun führen wollten oder nicht. Aber auch wenn Sie vollkommen recht haben mit Ihren Mutmaßungen darüber, was bei diesem Krieg auf dem Spiel steht, und auch darüber, wie die Kirche diesen Krieg bewerten und wie sie ihn führen wird, so hoffen und glauben wir doch, dass es beizeiten ein Ende haben wird. Dass dieser Krieg nicht unvermindert fortgesetzt werden muss, bis die eine oder andere Seite ausgelöscht oder versklavt ist. Wie dieses Ende aussehen mag, oder wann es kommen wird, wagt niemand in Charis auch nur zu vermuten, und doch ist auch mein König der Ansicht, die Bündnisse müssen fest und unauflöslich genug sein, um diese schwere Prüfung zu überstehen. Tatsächlich ist er davon überzeugt, bei dem, was hier wirklich erforderlich ist, handle es sich mitnichten um ein Bündnis.«
»Ach, nicht?« So sehr Sharleyan sich auch bemühte, es gelang ihr nicht ganz, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. Gray Harbor lächelte.
»Wie Baron Green Mountain gerade schon sagte, Eure Majestät, Bündnisse kommen und gehen. Deswegen wurde ich nicht hierher gesandt, um Euch ein Bündnis überhaupt vorzuschlagen. Vielmehr schlägt mein König eine Eheschließung vor.«
Ruckartig richtete sich Sharleyan in ihrem Sessel auf, die Augen weit aufgerissen; Green Mountain sog scharf die Luft ein. Die Überraschung der Königin war unverkennbar, doch während Gray Harbor ihren Ersten Ratgeber betrachtete, fragte er sich, ob Green Mountain nicht vielleicht schon von Anfang an zumindest vermutet habe, worauf Cayleb eigentlich hinauswollte.
»Ich habe König Caylebs persönliche Schreiben und Dokumente mitgebracht, die seine Vorschläge genauer aufzeigen, Eure Majestät«, sprach der Graf dann weiter, den Blick immer noch nicht von Green Mountains Miene abgewandt. »Doch im Grunde genommen sind sie recht einfach. Wenn man die ganze hochtrabende Sprache der Juristerei abzieht, schlägt König Cayleb eine Einigung von Charis und Chisholm durch Ehelichung vor. Ihr würdet die Krone von Chisholm für den Rest Eures Lebens tragen, er würde für den Rest seines Lebens die Krone von Charis tragen. Sollte einer der Ehepartner den anderen überleben, so würde der verbleibende Ehepartner für den Rest seines Lebens auch die Krone des betreffenden anderen Reiches tragen, und nach dem Tod des Witwers oder der Witwe würden die Kronen beider Reiche an die gemeinsamen Erben übergehen. Ein kaiserliches Parlament, eine Flotte und eine Armee würden geschaffen, um beide Königreiche zu regieren und zu beschützen, sowohl während Eurer Lebenszeit als auch darüber hinaus. Die Angehörigen des Hochadels von Charis und Chisholm würden das Oberhaus dieses Parlaments stellen, und sowohl Charis als auch Chisholm würden Mitglieder des Unterhauses wählen.«
Er hielt inne, blickte Sharleyan erneut ruhig in die Augen, dann verneigte er sich.
»Mir ist vollends bewusst, und Gleiches gilt für seine Majestät, dass niemand in Chisholm jemals eine derart … grundlegende Veränderung im Verhältnis zwischen Eurem Königreich und Charis auch nur in Erwägung gezogen hat. Gewiss ist dies nicht die Art Entscheidung, die von einer einzelnen Person an einem einzigen Tag getroffen werden kann, selbst wenn die betreffende Person ein König oder eine Königin ist, und die Art und Weise der Bedrohung, auf die sich Euer Königreich damit einließe, sollte auch gewiss nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Doch diese Bedrohung rückt sowohl Chisholm als auch Charis schon jetzt immer näher. Wir können uns ihr entweder gemeinsam stellen oder alleine. Seine Majestät ist der Ansicht, unsere Chance auf ein Überleben und sogar einen Sieg sei ungleich größer, wenn wir gemeinsam vorgehen, und sein Vorschlag ist die stärkste Bürgschaft, die er anzubieten vermag, dass wir, so wir uns dieser Gefahr tatsächlich gemeinsam stellen, auch gemeinsam durchhalten werden, ob unserer letzten Endes ein Sieg harren mag oder ein anderes Ende.«
.III.
Ehdwyrd Howsmyns Gießerei, Delthak, Grafschaft High Rock Königreich Charis
»Und wie war Ihr Tag?«, fragte Rhaiyan Mychail freundlich, als er Ehdwyrd Howsmyns Arbeitszimmer betrat.
»Hektisch«,
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