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Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin

Titel: Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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darunter zu seiner Überraschung auch Sondra Sylvesters Begleiterin Nancybeth, die sich plötzlich vor ihm aufbaute, als er versuchte, sich näher an den Schaukasten mit den Sieben Säulen der Weisheit heranzudrängeln. Sie sah prächtig aus in ihren grünen, kniehohen Plastikstiefeln, über denen sie einen Minirock aus echtem Leder trug. Er war weiß gefärbt und hing von ihrem groben Hanfgürtel in Fetzen herab. Oben herum war sie nur leicht von einem tief ausgeschnittenen, purpurrot eloxierten Aluminiumgeflecht verhüllt. Es paßte gut zu ihren violetten Augen.
    »Mund auf, Augen zu«, säuselte sie mit vorgeschobenem Kinn und runden Lippen. Er wollte sie gerade fragen: »Warum denn«, kam aber nicht weiter als bis »Warum«, und schon hatte sie die Öffnung gefunden, die sie brauchte, um ihm etwas Längliches, Matschiges zwischen die Zähne zu schieben. »Sie sehen hungrig aus«, sagte sie, als er anfing, zu kauen.
    »War ich auch«, sagte er und schluckte schaudernd.
    »Ich meine nicht nur Ihren Magen, Blakey. Sie haben auch hungrige Augen.« Ihre Stimme wurde um ein paar Dezibel leiser, so daß er sich ein wenig näher zu ihr beugen mußte, um sie zu verstehen. Ihre fünfzehn Zentimeter großen Spiegelohrringe schwangen wie Pendel und drohten, ihn zu hypnotisieren. »Ich habe die ganze Reise über schon gespürt, wie Sie mich mit Ihren hungrigen Augen aufgefressen haben.«
    »Das muß für Sie ja scheußlich gewesen sein«, sagte er. Es entfuhr ihm lauter als beabsichtigt. In der Nähe drehten sich etliche Köpfe um.
    Nancybeth erschauderte. »Was für ein Unsinn, Blake! Verstehen Sie denn nicht, wie ich das meine?«
    »Das wäre mir jedenfalls lieber!« Er nutzte ihren vorübergehenden Rückzug und arbeitete sich etwas näher an sein Ziel heran. »Haben Sie das Buch schon gesehen? Darlington hat ihm hier in seinem Mausoleum ein würdiges Begräbnis gegeben, meinen Sie nicht auch?«
    »Wie meinen Sie das?« fragte sie argwöhnisch. Ihr Kinn befand sich jetzt direkt hinter seiner Schulter, wohlmöglich wurde sie nach hinten abgedrängt. »Vince hat einen ausgezeichneten Geschmack. Ich finde, der Goldschnitt paßt sehr gut zur Decke.«
    »Genau das habe ich gemeint.« Endlich hatte er den Altar mit der aufgebahrten Reliquie erreicht, mußte aber feststellen, daß man praktisch nichts sehen konnte; die in der Nähe herumstehenden Partygäste benutzten die Glasplatte des Schaukastens als willkommene Abstellfläche für ihre Teller und Weingläser. Blake drehte angeekelt ab, Nancybeth war immer noch bei ihm.
    »Ich bin überrascht, Sie hier ohne Mrs. Sylvester zu sehen«, sagte er grob.
    Sie war nicht sonderlich intelligent, aber wenn es um die Bedürfnisse anderer ging, hatte sie einen sechsten Sinn. Blakes Offenheit kam bei ihr an; sie antwortete in der gleichen Art. »Vince spricht nicht mehr mit Sondra. Mich hat er schon lange vorher eingeladen – er dachte, ich würde sie mitschleppen. Er hatte geglaubt, sie wollte ihm mich unter die Nase halten, und er wollte es ihr dann mit dem Buch zeigen.«
    Blake lächelte. »Sie sind in Ordnung, Nancybeth. Sie sagen es genau so, wie Sie es sehen.«
    »So sehe ich es jetzt. Und so sage ich es auch. Aber das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Tut mir leid. Aber eigentlich suche ich nach jemand anderem.«
    Ihr Blick wurde kalt. Sie zuckte mit den Schultern und drehte ihm den Rücken zu.
    Er schob sich durch die Menge und suchte die Gesichter der Fremden ab. Nachdem er sich am Buffet bedient hatte, versuchte er, aus dem Gedränge zu entkommen. Er fand sich plötzlich in einem kleinen, kapellenähnlichen Raum wieder, seitlich neben dem grotesken, von einer Glaskuppel überdachten Hauptschiff von Darlingtons Kathedrale. In diesem kleinen Raum waren ganz andere Dinge ausgestellt als die abscheulichen Kinkerlitzchen, die Darlington ins Rampenlicht gerückt hatte. Blake erkannte in den Schaukästen die Fossilien des Lebens auf der Venus, die Darlingtons alberne Kunstgalerie im Sonnensystem bekannt gemacht hatte.
    Es waren verstaubte rote und graue Bruchstücke von Gegenständen zweifelhafter Zusammensetzung. Er hatte keine Ahnung von Paläontologie, trotzdem wußte er, daß es echte Überreste von Kreaturen waren, die sich in einer kurzen paradiesischen Zeit vor Millionen von Jahren, als sich flüssiges Wasser und gasförmiger Sauerstoff kurzfristig hatten durchsetzen können, grabend und kriechend, vielleicht sogar flügelschwingend und gleitend fortbewegt hatten. Erst dann

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