Codename Sparta 01 - Die Sternenkoenigin
Beim Eintreten hatte ich nur keine rechte Gelegenheit, mir das alles anzusehen. Ich war zu beschäftigt. Für jemanden, der die Erde noch nie verlassen hat, ist der Anblick wirklich imposant.«
»Das denke ich auch.«
Sparta und Antreen standen zehn Meter über den Kontrollräumen hinter dem geschwungenen Glas und blickten auf die Männer und Frauen vor den Schaltpulten von Ishtar herab. Einige waren angestrengt und aufmerksam bei der Arbeit, andere ruhten sich aus und unterhielten sich, nippten an ihrem Kaffee oder zogen an ihrer Zigarette, während sie auf den riesigen Bildschirmen beobachteten, wie die Roboter der Gesellschaft sich durch die Unterwelt schaufelten und fraßen.
Antreen hatte ihre rechte Hand in der Außentasche ihrer Jacke. Sie lehnte sich dicht an Sparta, eine Bewegung, die einem Araber oder Japaner kaum aufgefallen wäre. Aber sie war nahe genug, um eine typische Europäerin nervös zu machen.
Sparta wandte sich ihr wieder zu. Sie war entspannt, aber auf der Hut. »Hier können wir uns unterhalten«, flüsterte sie. »In diesem Stück habe sie die Augen und Ohren weggelassen.«
»Sind Sie ganz sicher?«
»Ich habe mich beim Hereinkommen davon überzeugt«, sagte sie. »Wir können jetzt mit den Spielchen aufhören.«
»Wie bitte?«
Antreen war vorsichtig; sie spielte die beleidigte Unschuld, und das unglaublich gut. Sparta übertrieb jetzt absichtlich ein wenig. »Ich nehme an, jetzt haben Sie die Akten, die ich von der Zentrale angefordert habe, oder?« Sie spielte jetzt die harte Polizistin aus der Zentrale, die die hiesigen Beamten in die Schranken weist.
»Ja, natürlich.«
Sie überspielte ihre Verwirrung überzeugend mit Ärger, aber Sparta lachte ihr ins Gesicht. »Sie haben doch überhaupt keine Ahnung, wovon ich spreche.«
Plötzlich war Antreen argwöhnisch bis in die Haarspitzen. Sie sagte aber nichts.
Sparta bedrängte sie hart. »Die Akten über die Pavlakis-Linie. Bringen Sie Ihre Leute endlich auf Vordermann!« Trotz ihres verächtlichen Grinsens auf ihrem von blauen Flecken übersäten Gesicht mußte Sparta kämpfen, um ihr Selbstbewußtsein nicht zu verlieren. Die Splitter des Kaleidoskops tauchten wieder am Rand ihres Gesichtsfeldes auf. »Hätten Sie die Berichte gelesen, dann wüßten Sie, daß dieser Affe Dimitrios Pavlakis alles hat in die Schuhe schieben wollen. Aus Rache. Denn der Junge hat dem 40jährigen Versicherungsbetrug von Dimitrios und seinem Vater ein Ende gemacht. Als Pavlakis Wycherly zu seinem Schutz anheuerte, spielte er ihm in die Hände – denn er gehörte längst mit dazu, brauchte Geld mehr als jeder andere, und war praktisch schon ein toter Mann. Haben Sie das begriffen?«
»Diese Informationen sind uns bekannt«, fuhr Antreen sie an. Diesmal überlagerte sie ihre pure Erleichterung mit Ärger, denn endlich sprach Sparta über Dienstliches. »Wir haben die Aussagen von Dimitrios und der Witwe. Pavlakis hat sich gestellt, bevor wir ihn schnappen konnten – noch vor dem Unfall. Angeblich hatte er schon die ganze Zeit über vermutet, daß Dimitrios einen Unfall vortäuschen wollte.«
»Ach, tatsächlich?« Sparta mußte grinsen, aber auf ihrem geschwollenen und zerschundenen Gesicht sah es komisch aus. »Und was wollen Sie dann hier?«
»Nun, ich wollte Ihnen sagen …« Diesmal konnte Antreen den Schock nicht verbergen. »… daß …«
»Sie sind wegen mir gekommen. Gut, hier bin ich. Es hat ja ewig gedauert, bis Sie mich endlich alleine erwischt haben.«
»Sie wissen Bescheid!« Antreen sah sich aufgeregt um. Allein waren sie nun wirklich nicht. Aber von den Arbeitern trennte sie eine Glasröhre, die keine Ohren hatte. Wie sollten sie die Zeugen nachher zusammenreimen, was jetzt geschah?
Dabei würde ihnen Captain Antreen schon helfen.
Antreen riß ihre rechte Hand heraus und hoch, aber sie stand zu nahe – es war ein Fehler gewesen, so nahe heranzukommen. Sparta brachte ihre Rechte zwischen die beiden Körper und packte Antreen am Handgelenk, sobald sie ihre Hand aus der Tasche hatte. Antreen geriet sofort ins Stolpern. Sparta zog sie zur Seite, in die Richtung, die ihr widerspenstiger Arm vorgab. Antreen versuchte verblüfft, mit ihrem linken Bein Halt zu finden, traf aber nur Spartas linken Oberschenkel. Antreen wollte wegtauchen, doch das ließ Sparta nicht zu. Sie ließ Antreens rechte Hand nicht mehr los; sie hatte die Waffe jetzt sicher im Griff. Antreen wirbelte im Fallen herum und landete auf dem Rücken. Sie schlug hart auf
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