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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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das Kommlink doch erwischt.«
    »Ich habe es diesmal herausgenommen, für den Fall, daß es wieder jemand versucht. Diesmal fliege ich wirklich zurück.«
    »Sollte es Sie nach Leningrad verschlagen …«
    »Schicke ich Ihnen ein Holo. Aber wahrscheinlich schickt man mich einfach wieder zu den Docks in Newark.«
    »Nur keine falsche Bescheidenheit.«
    »Sie sind ein guter Polizist, Proboda.«
    Er hielt ihr seine grobe Hand hin, und sie drückte sie mit ihren feinen, kräftigen Fingern. »Wenn Sie sich nicht melden, weiß ich, daß Sie doch nichts weiter als der Laufbursche für diese Kapitalisten und Imperialisten sind, für den ich Sie immer gehalten habe«, brummte er.
    Sie hielt immer noch seine Hand, zog ihn an sich und drückte ihn sanft. »Ich werde Sie bestimmt vermissen«, sagte sie mit einer gekonnten Mischung aus Vorsicht und Zuneigung. »Sie atheistischer, totalitärer Kommunist.« Dann ließ sie unvermittelt los und schwebte davon. »Lassen Sie sich nicht von Kitamuki unterkriegen.«
    »Mit ihr werde ich noch verdammt viel Ärger kriegen. Sie war sich so sicher, daß sie es bis zum Captain bringen würde.«
    »Der Neue macht einen kompetenten Eindruck. Er wird schon wissen, wie er mit ihr umzugehen hat.« Sparta sah, wie er die Schultern zuckte und fügte hinzu: »Tut mir leid, ich wollte nicht über Dienstliches reden.«
    Die Startsirene ertönte wieder.
    »Gehen Sie jetzt«, sagte Proboda.
    Sie nickte, dann drehte sie sich um und tauchte auf die Röhre der Luftschleuse zu.
    Kurz bevor sie in dem langen Durchgang verschwand, rief Proboda hinter ihr her: »Und grüßen Sie unseren Freund Blake recht herzlich von mir.«
    Sie warf einen verwunderten Blick über die Schulter. Sah man ihr wirklich so deutlich an, was sie für Blake empfand?

TEIL
2
GEHEIMNIS DER VORFAHREN

5
    Paris, vier Monate zuvor: Hinter dem geschliffenen Glas eines Fensters mit Messingrahmen fiel warmes Licht auf vergilbte Papyrusfragmente. Der auf braunem Samt ausgerollte Papyrus war bereits stark zerfallen, die Ränder waren ausgefranst, überall fehlten Textstellen, dennoch floß die priesterliche Schrift mit der Eleganz einer Kalligraphie in schwarzglänzender und weinroter Tinte über das Papier. Die Ränder waren mit stilisierten Miniaturen von Musikern und nackten Tänzerinnen verziert, die dennoch merkwürdig lebensecht wirkten.
    Eine handgeschriebene Karteikarte steckte an dem Samt und identifizierte die Rolle als eine Variante des ›Song of the Harper‹ aus der XII. Dynastie: »Das Leben ist kurz, o wunderbare Nefer. Sträube dich nicht, und laß uns die flüchtige Stunde ergreifen …«
    Für eine Papyrusrolle war sie nicht einmal außergewöhnlich alt oder selten, für ein Museum lohnte sich eine Anschaffung eigentlich nicht, dennoch war sie ausgefallen genug, um den horrenden Preis zu rechtfertigen, den der Händler dafür verlangte. Um so merkwürdiger war deshalb, daß der Mann, der sie so versunken durch das Glasfenster betrachtete, keiner der reich gekleideten Touristen oder Geschäftsleute in Seidenanzügen war, die an diesem lauen Sommerabend durch diese Straße voller Galerien und Dekorationsgeschäfte flanierten. Er gehörte auch nicht zu den mageren, hungrig aussehenden Studenten der nahe gelegenen Technischen Hochschule oder den verstreuten Hörsälen der Sorbonne, er war weit hungriger als diese.
    Die Wangen unter den hohen Wangenknochen eines irgendwann einmal ansehnlich gewesenen eurasischen Gesichts waren eingefallen. Dunkle Bartstoppeln verunstalteten sein Gesicht; sein schwarzes Haar mit dem leichten Kastanienschimmer glänzte vor Fett und war ungewöhnlich lang, dennoch reichte es nicht ganz für den kleinen Zopf, der über seinen schmutzigen Kragen hing. Sein Hemd war zerrissen, und seine Plastikhose war viel zu eng und zu kurz. Sie bestand mehr aus schlecht geklebten Flicken als aus dem Originalstoff und war an den unmöglichsten Stellen von Löchern übersät. Seine lächerliche Gestalt, die sich nur mit Mühe auf den hochhackigen, hochgeschnürten Schuhen hielt, seine hagere Taille, die von einem Stück gelbem Neoprenschlauch zusammengeschnürt wurde, schien eher zu einem heruntergekommenen Spaßvogel zu gehören.
    Der Besitzer der Librairie de l’Egypte schien ebenfalls nicht begeistert. Mehrfach hatte er bereits von seinen Tonscherben und Papyrusrollen, seinen alten Schmuckstücken und Amuletts aufgeschaut, und immer hatte er in die Augen dieser halbverhungerten Gestalt geblickt, während gut

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