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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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die Kabine. Vor ihr wölbte sich die den Sternen zugewandte Seite der grünen Gartenkugel und endete einen Kilometer entfernt an ihrem künstlichen Horizont.
    Als sie diese winzige Welt aus Glas betrachtete, fingen die Kopfschmerzen wieder an, die sie in den vergangenen Wochen häufiger geplagt hatten. Sie drückte ihre Daumen in die Kiefermulde, umfaßte ihren Nacken und massierte ihren Hinterkopf mit den Fingerspitzen. Das verschaffte ihr ein wenig Linderung. Dann ging sie zum Schrank und zog sich an.
    Sie streifte enganliegende schwarze Hosen über, in denen ihre Beine wie aus Plastik wirkten, dann verband sie den Knöchelsaum mit den gerippten schwarzen Stiefeln. Ihr Oberteil war eng und hochgeschlossen aus gestreiftem schwarzen Vinyl. Sie trug ihre Kleider wie eine Rüstung.
    Dann warf sie einen Blick auf ihren Wandschirm, fixierte ihn geradezu mit ihren blauen Augen. Die Fernbedienung lag neben ihr auf dem Nachttisch, ungefähr zwei Meter entfernt. Sie streckte ihre Arme, formte mit ihren Händen ein uraltes Zeichen der Segnung, aber damit hatte dies nichts zu tun. Die Konstruktionen, die man ihr in den Unterleib eingesetzt hatte, sprangen an. Strom floß durch das seltsame Gewirr aus geladenen Keramik-›Drähten‹, das sich um ihre Knochen wand. Ihr Bauch fing an zu brennen – und auf dem Wandschirm leuchtete ein Bild auf.
    Ein guter Trick, die Dinge aus der Entfernung in Gang zu setzen, es fiel ihr zusehends leichter. Immer noch mit erhobenen Armen schickte sie einen weiteren Willensstoß aus Energie Richtung Bildschirm, das Bild sprang weiter und stabilisierte sich. Sparta ließ die Arme seitlich herabsinken. Auf dem Schirm war eines der Bilder erschienen, die Forster und Merck von der Oberfläche mitgebracht hatten, eines der besten.
    Es sah aus wie ein Luftaufklärungsfoto einer niedrig fliegenden Maschine, einer Maschine, die über Kolonnen von Panzern hinwegflog, oder über eine Reihe von Fabrikgebäuden – es zeigte feine Strukturen von gleichmäßiger Höhe über einer ebenen Fläche. Sparta betrachtete das Bild aus den Augenwinkeln und stellte sich dabei vor, wie in einer Fliegerbaracke eine Stimme den Bomberpiloten die letzten Anweisungen vor dem Einsatz gab, sie konnte sie förmlich hören. Es lag an dem Licht: ein einziger heller Strahl von unten, der das Gehirn täuschte und es veranlaßte, Höhe und Tiefe zu vertauschen und die Größenverhältnisse zu mißdeuten. Die Kolonnen und Reihen waren Inschriften, eingefangen von einem Weitwinkelobjektiv, unzählige Linien mit Zeichen, die tief in eine Metallplatte graviert waren.
    Es waren dieselben Zeichen wie auf den Streifen des Traumtigers.
    Von dem Schirm donnerte eine Stimme in die Dunkelheit. Es war die Stimme von Professor Forster, der bedrohlich die Fakten wiederholte, mit denen man es zu tun hatte. »Ich denke, mein Kollege Professor Merck wird mit mir darin übereinstimmen, daß wir auf jeder einzelnen an diesem Ort gefundenen Platte die Laufrichtung der Schrift eindeutig bestimmen können – sie verläuft weder strikt von rechts nach links, wie Birbor anhand des auf dem Mars gefundenen Fragments behauptet hat, noch strikt von links nach rechts, wie Suali aus nur ihm bekannten Überlegungen geschlossen hat – und auch nicht, wie einige von Ihnen vielleicht jetzt vorschnell meinen könnten, hin und her, wie der Ochse pflügt. Nichts von alledem trifft zu. Möchte jemand eine Vermutung äußern?«
    Außerhalb des Bildes war nervöses Papiergeraschel zu hören. Die unsichtbaren Zuhörer waren nicht etwa Bomberpiloten, sondern Presseleute, die sich eingefunden hatten, um in dem bequemen Versammlungssaal von Port Hesperus die Bilder auf den Wandschirmen zu betrachten. Sparta war ebenfalls dort gewesen, es interessierte sie genauso wie die anderen, was dank ihrer Hilfe hatte geborgen werden können. Jemand sagte: »Von oben nach unten?«
    Darauf schien Forster gewartet zu haben. »Junger Mann, wenn es Ihnen gelingt, auf einer dieser Platten oder der vom Mars auch nur drei vertikal ausgerichtete Linien zu finden, könnten Sie damit eine ganze Generation von Gelehrten durcheinanderbringen.« Nervöses Gelächter kam auf, aber Forster sorgte sofort wieder für Ruhe. »Keine weiteren Vorschläge? Sehen Sie doch genau hin.«
    Sparta blickte auf ihren eigenen Schirm und griff nach ihrer Jacke. Das Bild war von einem aus dem Innern des Rovers ferngesteuerten Objektiv aufgenommen worden. Die niedrig dahinschwebende Kamera schwenkte und tauchte hin

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