Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
und her und strich wie im Tiefflug über die Kolonnen von Zeichen. Sparta hatte es sofort bemerkt, schon als sie die Aufzeichnungen zum erstenmal sah: Die Schrift wechselte mit jeder Spalte die Richtung …
    »Der Schriftverlauf auf diesen Tafeln wechselt in jeder Spalte – in der linken verläuft sie stets von links nach rechts, in der rechten stets von rechts nach links«, sagte Forster. »Interessanter ist jedoch, daß jeweils zwei gegenüberliegende Spalten exakt denselben Text enthalten. Einige von Ihnen halten das vielleicht für einen unglücklichen Umstand, weil es die Menge des einzigartigen uns zur Verfügung stehenden Textes um die Hälfte reduziert, aber betrachten wir es doch von der erfreulichen Seite. Redundanz ist eine gute Absicherung gegen Fehler und wird uns dabei helfen, die Leerstellen aufzufüllen.«
    Sparta schloß den Aufschlag ihrer weiß schimmernden Jacke, die an den Schultern weit und in der Taille eng war und deren hoher Kragen ihren Nacken schützte. Sie zog eine Schublade auf und begann, ihre übrigen Sachen in eine Reisetasche zu stopfen. Erst in acht Stunden würde der Frachter in dem Landedock auf der Sternenseite festmachen, sie hatte also noch ein paar Stunden Zeit, ihre Angelegenheiten zu regeln, bevor sie sich von der Venus verabschieden konnte. Sie konnte es kaum erwarten.
    Das Packen hätte ihr eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten dürfen, aber ihre Ungeduld machte ihr zu schaffen. Sie hatte nie viel Gepäck, nur eine kleine Tasche aus Polycanvas, in der es schwer war Ordnung zu schaffen. Und da sie eine exakte bildhafte Erinnerung an jeden vorangegangenen gescheiterten Versuch hatte, jede topologische Unregelmäßigkeit zu vermeiden, und daher jedes Knitterfältchen deutlich vor Augen sah, verwandte sie glatte fünf Minuten auf das Falten jedes einzelnen Kleidungsstückes. Selbst ein sehr pingeliger Mensch hätte bestenfalls eine Minute dafür gebraucht.
    Hinter ihr auf dem Schirm erschien jetzt Forster auf dem Podium des Vortragssaales. Sein Gesicht mit dem Schnauzbart wurde von der schwachen Birne der gelb leuchtenden Leselampe gespenstisch angestrahlt. »Ich möchte Ihnen jetzt kurz die Ergebnisse der statistischen Analyse des Zeichensystems von Kultur X erläutern.«
    Sparta konzentrierte sich ganz aufs Packen, sie konnte sich noch genau an Forsters Vortrag erinnern. Die statistische Analyse noch nicht entzifferter Texte – wie viele Zeichen und Zeichenkombinationen wie oft auftreten und in welcher Umgebung – war bereits seit dem 19. Jahrhundert eine zwar exakte, aber recht arbeitsintensive Wissenschaft. Seit der Erfindung elektronischer Computer Mitte des 20. Jahrhunderts war sie immer exakter und weniger arbeitsaufwendig geworden, und jetzt, im späten 21. Jahrhundert, waren die Gerätschaften so kompakt und die Algorithmen so präzise und schnell, daß eine solche Analyse bereits während der Ausgrabungen aus dem Sand oder Gestein vorgenommen werden konnte, in dem die Funde seit Millennien von Jahren im Verborgenen gelegen hatten.
    »Die Verfasser dieser Tafeln haben 42 unterschiedliche Zeichen benutzt – drei mehr, als wir bereits von dem Fund auf dem Mars kannten. In Kürze wird Ihnen Professor Merck seine Interpretation der Daten präsentieren. Vorab nur noch eine Bemerkung: Ich bin überzeugt, daß 24 dieser Zeichen alphabetische Buchstaben sind – die Klänge darstellen. Von den übrigen 18 sind wenigstens 13 einfache Zahlen. Man kann natürlich unmöglich sagen, ob die alphabetischen Zeichen für ›Konsonanten‹ oder ›Vokale‹ in unserem Sinne stehen, denn kein Mensch hat auch nur eine vage Vorstellung von der Anatomie der Sprechwerkzeuge der Wesen, die diese Schrift entwickelt haben.«
    Ein Alphabet? Ein Zahlensystem? Anhand statistischer Analysen konnte man das eine wie das andere behaupten, aber nachweisen konnte man allein damit die Existenz eines Alphabets noch nicht. Forster vertraute ganz auf seinen Glauben.
    »Abschließend möchte ich feststellen, daß die frühere Bestimmung des Fundorts weiterhin im Dunkeln bleibt. Wir konnten nur ein paar Stunden dort verbringen, aber das genügte, um festzustellen, daß der dortige Höhlenkomplex ausgedehnt und künstlich angelegt war. Wer ihn errichtet hat, hat dort Hunderte von Gegenständen untergebracht. Viele davon waren Rekonstruktionen – oder möglicherweise auch vollkommen erhaltene Mumien – von uns völlig fremden Lebewesen, wie Sie gesehen haben. Diese Sammler haben uns jedoch keinerlei

Weitere Kostenlose Bücher