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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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öffnete die Tür und schob sich vorsichtig rückwärts hinaus, in der Hand hielt er einen Eimer Abbeize und ein paar alte Lumpen. Sein langer blauer Kittel war über und über mit Farbe beschmiert. Mit gesenktem Kopf und scheinbar nur an seinem Blecheimer interessiert, mischte er sich unter die anderen Maler und Tischler, die auf dem Weg zum Lager waren.
    Es war Montag morgen. Der Louvre hatte geschlossen, außer einigen Gelehrten, Arbeitern und den Leuten, die hier angestellt waren, durfte niemand hinein.
    »Bon Matin, Monsieur Guy«, begrüßte ihn jemand.
    »Matin«, brummte er, ohne den Mann anzusehen. Wahrscheinlich war es der Vorarbeiter, mit dem man die Sache ›arrangiert‹ hatte, der Mann, den man bestochen – oder erpreßt, bedroht – hatte, damit er den zusätzlichen Mann in seiner Truppe übersah.
    Die Arbeiter stiegen die breite Treppe aus Sandstein hinab. Vor ihm gingen fünf Männer und Frauen, alle trugen wie er blaue Kittel. Dahinter folgte ein Sicherheitsbeamter, ein grauhaariger älterer Herr in einer altmodischen schwarzen Uniform, die bereits speckig glänzte. Sie gingen durch einen hallenden Gang im Untergeschoß, drei von ihnen gingen weiter bis zu den Räumen, in denen ganze Stapel von Ölgemälden Staub ansetzten. Blake und die anderen bogen dann in einen Raum mit niedriger Decke ab. Uralte nackte Glühbirnen gaben hier wegen der niedrigen Spannung nur schwachgelbes Licht. An den schäbigen Wänden hingen längst verblichene Lithographien ägyptischer Ruinen.
    Nach einigen Minuten voller Gemurre und Getue machten sich die Arbeiter an ihre Aufgabe, die darin bestand, eine 300 Jahre dicke Schmutzschicht von der Holztäfelung zu entfernen. Blake wartete, bis sich seine Kollegen etwas von ihm entfernt hatten und in der entlegenen düsteren Ecke des Aktenraumes zu arbeiten begannen. Der Vorarbeiter beachtete ihn nicht.
    Das ging eine Stunde lang so, und Blake entfernte sich immer weiter von den anderen. Niemand nahm die Arbeit wirklich ernst, niemand hielt sie eigentlich für notwendig. Die Regierung hatte das Ganze ins Leben gerufen, und irgendein Bürokrat sorgte dafür, daß die Gelder flossen, bis hinein in die tiefsten Gewölbe des Louvre.
    Die anderen in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes konzentrierten sich voll auf ihre Arbeit. Blake hockte auf dem Boden, die Reihen massiver Eichenschränke verdeckten ihn fast. Blake sah von der schmutzigen Fußleiste auf. Der gelangweilte Sicherheitsbeamte war irgendwo draußen auf dem Gang.
    Blake kroch durch einen Gang zwischen den Schränken. Er fand die Schublade, die Lequeu ihm genannt hatte, es war die zweite von oben. Er zog sie auf. Dort lag, in Watte gebettet, zwischen halbzerfallenen Pappdeckeln, ein Dutzend Papyrusrollen ohne weiteren Schutz. Blake arbeitete so schnell und sorgfältig wie möglich und entrollte jede von ihnen weit genug, um feststellen zu können, ob sie mit der übereinstimmte, die er sich eingeprägt hatte.
    Sie war nicht dabei. Er schob die Lade zu und versuchte es mit der nächsten. Er arbeitete sich durch den ganzen Schrank – ohne Erfolg.
    Nervös warf er einen Blick über den Rand des Schrankes. Seine Kollegen waren immer noch munter bei der Arbeit und nahmen keine Notiz von ihm. Er tauchte wieder ab und überlegte, ob er rechts oder links im nächsten Schrank weitersuchen sollte. Oder hatte Lequeu ihm sogar die falsche Reihe genannt? Es war so, als hätte man es mit einer falschen Telefonnummer zu tun – möglicherweise stimmte nur eine einzige Zahl nicht, aber welche?
    Blake machte sich ohne bestimmten Grund an den Schrank links und begann mit der gleichen Schublade. An der Watte neben einer der Rollen klebte ein verblichener Zettel, die Schrift war mit einer Stahlfeder geschrieben und gab die Herkunft an: ›pres de Heliopolis, 1799‹. Blake schöpfte wieder Hoffnung.
    Im Jahre 1801 waren britische Truppen nach einer dreijährigen Blockade an der ägyptischen Küste gelandet und hatten Napoleons Armeen zur Kapitulation gezwungen. Der Mann der Vorsehung war bereits lange abgereist und hinterließ zwischen den antiken Ruinen auch die Trümmer seiner Hoffnung auf ein neues ägyptisches Reich unter der Flagge der französischen Revolution. Und er hinterließ ein hervorragendes Institut de l’Egypte mit all seinen Gelehrten und einer ausgezeichneten Sammlung von Antiquitäten, die in drei Jahren eifrigen Sammelns im Niltal angehäuft worden waren. Zu den Kapitulationsbedingungen gehörte auch die Übergabe

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