Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
dieser Schätze an die Briten, einschließlich des Glanzstücks, des bis dahin nicht enträtselten Steins von Rosetta.
    Die Franzosen versuchten, diesen Stein zu behalten: unter dem Vorwand, er sei persönlicher Besitz ihres Kommandanten, General Menou, und nicht etwa Gegenstand der Kapitulationsvereinbarungen, aber davon wollten die Engländer nichts wissen. Der Stein von Rosetta sowie ein großer Teil der restlichen Beute wurde ins British Museum verschifft, wo er immer noch zu finden ist: ›als glorreiche Trophäe britischer Kriegskunst‹, wie ein britischer Heerführer es nannte.
    Dennoch gab es einige geschnitzte und bemalte Steine sowie eine Menge unvollständiger Papyrusrollen, die die Briten den Franzosen großmütig überließen. Das Schicksal dieser verschmähten Schätze war es, ebenfalls aus ihrem Ursprungsland entführt zu werden, einige, damit man sie in diesem Hort ruhmreicher Schätze, dem Louvre, zur Schau stellen konnte, andere, um in Kellern und Schubladen ein trauriges Dasein zu fristen, wo sie nur entschlossenen Gelehrten und den Termiten zugänglich waren.
    Blake breitete die brüchige Rolle vorsichtig auseinander und wußte sofort, daß er gefunden hatte, wonach er suchte. Einem oberflächlich Suchenden wäre die Rolle nicht aufgefallen. Sie enthielt einige geometrische Skizzen, der Text jedoch hatte damit nichts zu tun. Es gab einige Hinweise auf den Sonnengott Re, dennoch war es kein religiöser Text. Es gab Fragmente, die mit Sicherheit auf einen Reisebericht hindeuteten, dennoch war es kein geographisches Werk. Die Rolle enthielt viele Lücken, und der verbleibende Text war rätselhaft.
    Nur ein Mitglied der prophetae konnte erkennen, um was es sich in Wirklichkeit handelte. Blake war kein Mathematiker oder Astronom, aber seine anschauliche und räumliche Intelligenz waren hoch entwickelt. Er hatte Catherines Tip befolgt und viele Stunden damit verbracht, den Nachthimmel zu studieren. Dabei war er darauf gekommen, daß die hier skizzierte Pyramide zur Zeit ihres Entwurfes auf eine Sternenkonstellation der südlichen Hemisphäre, nicht weit über dem Horizont, gezeigt hatte, ein Gebiet, das die Ägypter nur im Spätsommer hatten sehen können.
    Blake zog die Rolle aus ihrem Wattebett, öffnete seinen Kittel, schob seinen Pullover hoch, und schob die Rolle in einen extra dafür genähten Leinensack, den er sich wie ein Schulterhalfter unter die linke Achselhöhle gehängt hatte. Er knöpfte den Kittel wieder zu und schloß den Schrank. Dann ging er zurück an seine Arbeit.
    Um zehn Uhr machten die Arbeiter eine Pause. Blake ging zur Toilette, die am anderen Ende des Ganges lag und deren Tür man von dem Raum mit den Papyrusrollen sehen konnte. Der Wärter beachtete ihn nicht. Blake lief an der Toilette vorbei, bog ab und stieg ruhig die Treppe hoch.
    Er kam an der Kammer vorbei, in der er die Nacht verbracht hatte. Dann stieg er eine weitere Treppe hoch, überquerte einen Parkettboden, vorbei an grübelnden Sphinxen und steinernen Sarkophagen, an Statuen aus bemaltem Sandstein von Schriftgelehrten, ganz ähnlich dem, dessen tintengetränkte Feder die Rolle an seiner Seite beschrieben hatte.
    Dann betrat er die Galerien des Palastes mit den hohen Fenstern und warf einen Blick über die Schulter auf Nike oben auf der großen Treppe – die echte Nike aus Stein, die ihre steinernen Flügel schwingt, und die auf einer Glasfibernachbildung des steinernen Trireme-Schnabels voranschreitet, der allerdings an jenem Ort steht, an den eigentlich sie auch gehört: Samothrake.
    Das schwarze Eisengitter vor den großen Türen trug ein von Lorbeeren umkränztes kaiserliches ›N‹, das jedoch von einem späteren und eher bürgerlichen Napoleon dort angebracht worden war. Ein schnauzbärtiger Wärter, der gut der Bruder seines Kollegen unten hätte sein können, sprach in seinen Kommfunk: »Ärger mit der Familie.«
    »Schließen Sie bitte auf. Ich muß etwas von meinem Ped holen.«
    Der Wärter sah ihn irritiert an und sprach weiter, während er das Eisentor aufschloß. Die Türen des Haupteingangs standen an diesem schwülen Sommermorgen bereits offen. Blake ging hindurch, dann blieb er stehen. Er drehte sich um und starrte den Wärter verwirrt an. So einfach hätte es eigentlich nicht sein dürfen – er konnte einfach durch die Tür spazieren, und nie würde jemand auch nur auf die Idee kommen, daß überhaupt etwas fehlte!
    Lequeu und den anderen Athanasiern käme das vermutlich sehr gelegen, Blake

Weitere Kostenlose Bücher