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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ausführliche Programme für die Gestaltung von komplexen Schockwellen, und Programme, die so ausgetüftelt waren, daß man sofort sah, Blakes Interesse, Dinge in die Luft zu sprengen, war weit mehr als ein bösartiges Hobby.
    Die größten Dateien enthielten Bibliographien. Es hätte Sparta nicht überrascht, hier ein genaues Verzeichnis aller bekannten auf Englisch erschienenen Bücher der letzten 300 Jahre vorzufinden.
    Eine winzige Datei jedoch schrie geradezu nach Aufmerksamkeit. LIESMICH war ihr Name.
    Sie mußte lächeln. Blake kannte Sparta wie nur wenige andere, und eins wußte er ganz bestimmt: daß Sparta jeden Computer beinahe ohne Mühe knacken konnte, wenn er auch keine Ahnung hatte, wie sie das anstellte. Sie hatte auch nicht vor, es ihm zu sagen. Ohne Zweifel war LIESMICH für sie bestimmt.
    LIESMICH stellte sich allerdings als recht unlesbar heraus. Die Datei war zwar durchaus zugänglich, enthielt aber nichts außer einer scheinbar bedeutungslosen Liste mit Zahlen. Diese Zahlen waren in Gruppen angeordnet: 311, 314, 3222, 3325, 3447, 3519… alles in allem waren es 98 solcher Gruppen, von denen keine mehr als sechs, keine weniger als drei Zahlen enthielt, und keine doppelt auftrat. Die ersten Gruppen begannen mit der Ziffer 3, die nächsten mit 4 und so weiter in steigender numerischer Anordnung. Die letzten Gruppen begannen alle mit 10.
    Sparta grinste. Sie hatte erkannt, um was es sich handelte, und begann sofort damit, sie auswendig zu lernen.
    Blake wollte also Verstecken spielen. Sie zog ihren Handschuh wieder an, schaltete seinen Computer ab und ließ seine Werkstatt genauso zurück, wie sie sie vorgefunden hatte. Rasch und ohne Lärm zu machen lief sie ins Wohnzimmer – nur ein Schatten im schwachen Licht der frühen Dämmerung –, und über ihr Gesicht huschte das zufriedene Grinsen einer satten Katze.
    Draußen trommelte der Regen immer noch auf die Blätter der Ulme. Das Licht war jetzt noch grünlicher.
    Sie hielt ihre Nase ganz dicht an die Bücherrücken und konnte so den verbliebenen Duft der Hände einziehen, die sie berührt hatten. Die Aminosäuren und anderen Chemikalien waren ebenso eindeutig individuell wie Fingerabdrücke. Außer Blake hatte niemand die Plastikhüllen berührt – Blake und in einigen Fällen diese mysteriöse Frau. Sie hatte nur einige Bücher angefaßt und sie ohne System einfach hier und dort aus dem Regal gezogen. Im Gegensatz zu Sparta hatte sie wohl keine Vorstellung, wonach sie suchte.
    Sparta suchte nach einem speziellen Buch. Blake hatte ihr, in einem Buch versteckt, eine Nachricht hinterlassen, und zwar in einem Buch, das nur Sparta sofort erkennen würde. Die Zahlenliste in LIESMICH war ein Buchcode.
    Ein Buch hatte sie beide nach Port Hesperus und sie dort zusammen gebracht. Es handelte sich um eine Ausgabe der berühmten, unglaublich wertvollen Erstausgabe von Die sieben Säulen der Weisheit von T.E. Lawrence. In Blakes Regalen gab es keine wie auch immer geartete Ausgabe dieses Buches, aber in ihrer Vergangenheit, als sie beide als Kinder bei SPARTA waren, hatte es auch noch eine Menge anderer gemeinsamer Bücher gegeben. In Blakes Sammlung von Erzählliteratur, Memoiren, Reiseberichten, Essays und literarischen Briefen aus dem 19. und 20. Jahrhundert gab es noch ein ungewöhnliches Buch, ungewöhnlich in einem Sinne, den nur jemand kennen konnte, der mit Blakes Sammlung sehr genau vertraut war – oder der auch bei SPARTA gewesen war.
    Sie zog es aus dem Regal und betrachtete es. Das Auge auf seinem Umschlag starrte zurück. In den über 100 Jahren seit seinem Erscheinen war das leuchtende Rot auf seinem Schutzumschlag zu einem blassen Rosa verblichen, dennoch konnte man den trockenen Titel gut durch das Plastik hindurch erkennen: Die Verfassungen des Geistes, Theorie multipler Intelligenzen, von Howard Gardner. Blake hatte es immer als ausgezeichnete Einführung in ›eine neue Theorie intellektueller Leistungsfähigkeit‹ bezeichnet, von einem sehr fähigen Psychologen verfaßt. Es hatte auf Spartas Eltern einen großen Einfluß ausgeübt, als sie anfingen, sich mit dem Projekt SPARTA näher zu befassen.
    Sparta holte das Buch aus seinem Schutzumschlag, betrachtete einen Augenblick den Einband, dann öffnete sie es vorsichtig. Als sie die Widmung las, mußte sie lächeln: ›Für Ellen‹. Das war eine andere Ellen aus einem anderen Jahrhundert, eine, die es im Gegensatz zu der erfundenen Ellen Troy tatsächlich gegeben hatte – aber ganz

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