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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Zentimeter größer war als der schmächtige Engländer, eher lag es daran, daß Cliff schon zu lange von seiner Frau getrennt war und daß der Blick auf Katrinas gebräunte Haut und ihr offener Blick eine unerwartete Herausforderung an sein Gewissen darstellte. Während sie in die kleine Kapsel kletterten und sich anschnallten, brachte er kaum die üblichen Höflichkeitsfloskeln über die Lippen.
    Minuten später erfolgte der Start, danach fiel die Kapsel in einer langen, flachen Parabel auf den Mond zu. Gegen Ende der Reise kletterte Cliff aus der Beschleunigungsliege, wo er die meiste Zeit seit dem Start auf L-1 verbracht und geschlafen hatte. Katrina räkelte sich verschlafen auf ihrer Liege.
    Ihr Schlaf war durch Medikamente unterstützt worden. Offenbar wurden nur selbst verabreichte Medikamente von den Behörden beanstandet. Es gehörte durchaus zu den üblichen Verfahren, Raumreisende unter Drogen zu setzen, vorgeblich zu ihrem eigenen Besten.
    Cliff blickte aus dem kleinen Dreiecksfenster und konnte sehen, wie die gesprenkelte Oberfläche schnell näherkam.
    »Diesen Teil der Reise mochte ich noch nie«, sagte seine Gefährtin, die reglos mit weit aufgerissenen Augen auf der Liege lag. Die beiden nahmen zusammen mit ihrem Gepäck den größten Teil des Kapselinneren ein, das eigentlich sogar für drei Passagiere konstruiert war. »Ich habe es mir einmal angesehen. Anfangs sieht es immer so aus, als würde einem mit hoher Geschwindigkeit eine riesige Torte aus Schlamm ins Gesicht gedrückt. Außerdem bin ich immer fest davon überzeugt, daß wir die Basis verfehlen.«
    Ein Shuttlepilot hätte auf der erdzugewandten Seite des Mondes im Sichtflug wohl keine allzugroßen Schwierigkeiten. Die weiten, düsteren Ebenen und das bizarre, von Kratern durchzogene Hochland hatten sich schon längst der menschlichen Erinnerung eingeprägt. Die Rückseite jedoch war nur für die erfahrensten Piloten kein völlig markierungsloses Durcheinander. Dort gab es selbstverständlich auch spektakuläre Krater, aber sie waren beinahe gleichmäßig über die ganze Halbkugel verteilt, und der gesamte Zwischenraum war wieder mit Kratern übersät, mit Kratern innerhalb anderer Krater bis hinunter an die Grenze des Sichtbaren.
    »Sie sind schon viel länger hier oben als ich. Ich dachte, Sie hätten sich längst daran gewöhnt«, sagte Cliff.
    »Stimmt, aber Sie sind häufiger unterwegs. Ich bin nicht für das Abenteuer geschaffen.«
    Dies war Cliffs sechste Reise zur Mondoberfläche im letzten halben Jahr, und zum erstenmal konnte er das Ziel ausmachen, bevor das automatisch gesteuerte Shuttle direkt darüber war. »Jetzt kann ich Mount Tereschkowa erkennen. Dort links, gleich über dem Horizont.«
    »Wenn Sie es sagen. Aber wie können Sie das erkennen?«
    Es war gegen Ende eines langen lunaren Tages. Nachts war die Farside-Basis mit all ihren Lichtern leicht zu erkennen, aber am Tage, wenn sich die Sonne nicht gerade auf dem Feld voller metallischer Sonnenblumen, der Antennenfarm, spiegelte oder von den unzähligen Reihen der Sonnenreflektoren zurückgeworfen wurde, verlor sich Farside in der monotonen Kraterlandschaft. Dennoch lag die Basis in einem der wenigen unverkennbaren Orientierungspunkte dieses Gebiets, dem riesigen, lavagefüllten und von einer Bergkette umgebenen Becken, das unter dem Namen Mare Moskoviensis, das Moskauer Meer, bekannt war, von dessen Existenz bereits vage die undeutlichen Fotos kündeten, die Luna 3 1959 auf die Erde gefunkt hatte. Die Basis selbst lag am Fuß des Bergrings im Westen der 200 Kilometer weiten, finsteren, kreisrunden Ebene, auf 28 Grad nördlicher Breite und 156 Grad westlicher Länge.
    Der andere größere Vorposten auf dem Mond, Cayley-Basis, lag beinahe genau im Zentrum der erdzugewandten Seite. In den Anfängen war diese äquatornahe Lage lebenswichtig gewesen, denn man mußte wertvollen Treibstoff sparen. Der größte Teil des Flugverkehrs zwischen Erde und Mond lag damals noch auf der Ebene, die beide Himmelskörper durchschnitt und bis zu den Siedlungen im Raum reichte.
    Man hatte die Cayley-Basis vor 50 Jahren als Tagebergbau errichtet. Die Bergleute schürften den metallhaltigen Mondstaub, preßten ihn zu Blöcken und schossen ihn dann mit Hilfe eines elektromagnetischen Katapults zu einer Transferstation in der Nähe von L-2 hinter dem Mond, und dann weiter zu der schnell wachsenden Raumsiedlung L-5.
    Im Falle der Farside-Basis lagen die Dinge anders, schon ihre dezentrale Lage

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