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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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auf. Man hatte ihr unterhalb des Zwerchfells etwas eingesetzt, und die Stelle war äußerst druckempfindlich. Sparta zwang sich, locker zu bleiben, so daß Masumis Hände weiter über ihren Bauch wandern konnten, ohne daß ihr Spartas innere Andersartigkeit auffiel.
    Masumi spürte mit ihren erfahrenen Händen die Spannung und strich ihr sofort leicht über den Bauch, bevor sie zu den Beinen überging. Sparta seufzte insgeheim erleichtert und schloß die Augen. Für einen Augenblick waren die umeinander wirbelnden Planeten und Sonnen und die Bäume der Gärten verschwunden, die auf allen Seiten der Kugelinnenfläche wuchsen.
    Viele Minuten später beendete Masumi die Massage. Sie bedeckte Spartas Augen sacht mit einem Zipfel des Lakens und sagte: »Entspannen Sie sich noch etwas, bevor Sie aufstehen. Schlafen Sie, wenn Sie wollen.«
    Sparta hörte, wie Masumi ihre Sachen zusammensuchte und leise ging. Sie lag friedlich da und spürte den kühlen Lufthauch, der durch die Fenster hereinwehte, als die Sonne langsam seitlich wegsank und die Scheibe der Venus zur Sichel wurde. Port Hesperus näherte sich der Lichtgrenze.
    Sie sah das ganze Universum vor ihrem inneren Auge. Die Sterne wurden zu bunten Glassplittern, die umeinanderwirbelten und sich dabei zu immer neuen Figuren zusammensetzten, gleichmäßig und dennoch in ihrer unendlichen Vielfalt wie Schneeflocken oder die Muster in einem Kaleidoskop. Die Farben leuchteten immer kräftiger, und die Splitter wirbelten immer schneller umeinander …
    Sparta war eingeschlafen. Die blinkenden Farben verblaßten, und die sich drehenden Glasscherben wurden zu tanzenden Blättern in einem Herbstwirbelsturm, der sie immer tiefer in seinen Strudel zog. Sie klammerte sich benommen an ihr stürzendes Floß. Die Wände des Strudels bestanden aus grünen Lichtstreifen und schwarzen Schatten, sie waren nicht glatt wie aus Wasser, sondern unendlich weit offen, so als flöge eine Million schwarzer Spatzen vor dem apfelgrünen Winterhimmel der Dämmerung auf.
    Sie blickte in die Tiefe, die Neigung des Floßes, an das sie sich klammerte, zwang sie dazu. Das Auge des Strudels verschwand im gleichen Tempo, in dem sie darauf zustürzte. Bis in die Unendlichkeit nichts als Schwärze, in die die unendlich vielen Vögel hinabsegelten, und dazu die schrillen Schreie, mit denen sie sich selbst begleiteten und die von allen Seiten widerhallten. Ihre Schwärze verschmolz mit dem Schwarz des Strudels, die Schreie verhallten zwischen ihren weich gefederten Körpern.
    Die Schwärze strahlte Wärme aus, und die Schreie wurden angenehmer. »Rrrr, rrr, rrra, rraa, rrre, rree … «
    Die Amselschwärme begannen sich aufzulösen, ihre Teile verschmolzen miteinander. Die Schwärze unten wurde zu Violett und pulsierte wie ein Herzmuskel. Unendlich viele schwarze Teile segelten in einer endlosen Kurve vorbei, schwarze Striche und Punkte glitten spiralenförmig in dieses Herz, das jetzt aufglühte wie ein brennender Ziegel.
    Und dazu der donnernde Priesterchor: RRREH, RRRREH …
    Und die wirbelnden Zeichen formten sich zu Perlen aus schwarzem Licht, aufgereiht an einer langen Kette. Das unermeßliche Herz durchlief die Farbenskala, während der vieltausendfache Chor anschwoll: »UHHHHH, SSSSS, EEEEE, YUHHHHH MMMMM, JUHHH THEHHHH …«
    Die wirbelnden Zeichen waren wirklich Zeichen, und Perlenreihen gaben Laute von sich, während sie von dem Herz verschlungen und zu Asche zerrieben wurden, das sich selbst zu einem gewaltigen Auge in der Farbe der Sonne gewandelt hatte, ein Auge, auf dessen Zentrum sie wie ein Meteor zuschoß.
    Der Chor der Zeichen war überall, jedes einzelne von ihnen wurde wie eine Schneeflocke im Frühling auf dem anschwellenden weißglühenden Feld der gleißenden Sonne ausgelöscht, wobei es sein Wesen als Schwingung aushauchte: »AAUWWW, BBBBEEEEE …«
    Sie tauchte in das Feuer ein. Es war eiskalt. Aus dem Stöhnen und dem bedeutungslosen Geblaff sprudelte es plötzlich hervor: »WIE SCHÖN IHR SEID.« Eine gewaltige Zahl von Stimmen sang dieselbe Hymne. »WIE SCHÖN IHR SEID AM ÖSTLICHEN HORIZONT …« Ein donnernder Trommelwirbel setzte ein und übertönte den Chor.
    Sparta wachte verwirrt und mit rasendem Herzen auf.
    Eine Galaxis aus bunten Lichtern umgab sie in der sich wölbenden Dunkelheit; Port Hesperus schwebte über die Nachtseite der Venus. Im Zwielicht hob sich eine noch dunklere schwarze Gestalt als Silhouette ab, kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu …
    … und schon

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