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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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zwischen denen exotische Sträucher wuchsen, riesige Bäume, Redwoods und Tannen, Pappeln und gelbe Gingkos. Diese von Seno Sato angelegten Gärten waren es, die Port Hesperus zu einem lohnenden Ziel für reiche Touristen machten.
    Rechts und links machten Gärten und Straßen eine scharfe Kurve und trafen sich hoch über Spartas Kopf. Sowohl hinter ihr als auch zu beiden Seiten wölbte sich eine enorme Kuppel aus Glaselementen, die Häuser und Gärten in einer einzigen Kugel umfaßte. Ungefähr einen halben Kilometer entfernt bohrte sich eine glänzende Metallachse durch diese Welt aus Glas und Metall, Menschen und Pflanzen, um die die gesamte dichtbesiedelte Kugel zweimal in der Minute rotierte.
    Rechts von Sparta strömte Sonnenlicht in die Hohlkugel. Links gleißte ein Bogenausschnitt der Venus wie ein polierter Schild. In der weißen Wolkendecke des Planeten konnte man keine Einzelheiten unterscheiden, sie schienen sich nicht zu bewegen, obwohl sie von überschallschnellen Winden getrieben wurden. Die sich drehende Sonne hatte über Spartas Kopf eine Rivalin, die vielmillionenfache Spiegelung der Venus auf jedem einzelnen der jalousieartigen Glaselemente, die sich um die Achse von Port Hesperus drehten.
    Die Station würde auf ihrer hohen Umlaufbahn noch gut eine Stunde über der Sonnenseite stehen, bevor sie in die Nacht eintauchte. Dem natürlichen Sonnenlicht nach waren die Tage auf Port Hesperus nur wenige Stunden lang, aber die Menschen hier schufen sich ihre eigene Zeiteinteilung.
    »Möchten Sie eine spezielle Massage?« fragte Masumi. »Keiko meinte, Sie bekämen immer wieder Kopfschmerzen.«
    »Hinten an den Halswirbeln habe ich häufiger Verspannungen.«
    »Legen Sie sich bitte einfach hin …«
    Sparta kletterte auf den Tisch und drückte ihre Wange in das Polster. Sie schloß die Augen und hörte, wie die junge Frau hin und her ging und ihre Sachen zurechtlegte – das Öl, die Tücher, den Hocker, auf den sie sich stellen mußte, wollte sie Spartas Lendenwirbel von oben erreichen. Mit ihrem übergenauen Gehör erfaßte Sparta deutlich, wie das Duftöl fast lautlos in Masumis Hände floß, und wie sie dann die Hände aneinanderrieb, um das Öl zu erwärmen …
    Die warmen Handflächen zögerten wenige Zentimeter über Spartas Schultern, bevor sie druckvoll Zugriffen und Sparta massierten … Die Minuten verstrichen. Masumis kräftige Finger bearbeiteten Spartas Rücken von den Schultern bis zum Po und wieder zurück, die Arme entlang bis hin zu den leicht gekrümmten Fingern.
    Hier zögerte Masumi. Für eine aufmerksame und gut ausgebildete Masseuse war es sehr ungewöhnlich, an dieser Stelle zu unterbrechen – aber Sparta hatte sich bereits daran gewöhnt und war auf die Frage vorbereitet.
    »Stammt das von einer Verletzung?«
    »Ein Verkehrsunfall«, murmelte Sparta, ihr Gesicht lag immer noch tief ins Polster gedrückt. »Als ich sechzehn war. Es ist jetzt fast zehn Jahre her.« Das war eine Lüge, aber sie hatte sie schon so oft erzählt, daß sie fast selbst daran glaubte.
    »Knochentransplantationen?«
    »So ähnlich. Künstliche Stützkonstruktionen.«
    »Sind Sie sehr empfindlich?«
    »Seien Sie unbesorgt«, sagte Sparta. »Keiko knetet mich auch hier ganz durch. Ich mag es so.«
    »Wie Sie möchten.«
    Masumi arbeitete weiter. Sparta wurde sehr warm unter Masumis langsamen, stetigen Handbewegungen, sie hatte das Gefühl, allmählich in die gepolsterte Bank einzusinken, die warme Sonne und die in der riesigen bewachsenen Kugel der Raumstation reflektierten Wärme der Venus taten das ihre. Es dauerte nicht lange, und sie fühlte sich völlig locker und entspannt.
    Sparta öffnete ein Auge, als sie einen heißen, schmerzhaften Stich verspürte. Masumis Finger hatten sich in eine Verknotung in ihrer linken Schulter gegraben. Unter dem unnachgiebigen Druck der Finger lösten sich Spartas verspannte Muskeln jedoch schon bald – allerdings nicht ohne eine bewußte Willensanstrengung. Und als der Knoten sich endlich löste, spürte sie eine ungewohnte Gefühlswallung …
     
    Sie könnte die Größte von uns sein
    Sie widersetzt sich unserer Macht
    William, sie ist erst ein Kind
    Sich uns zu widersetzen, heißt,
    sich dem Wissen zu widersetzen
     
    Sparta entfuhr ein leises Stöhnen. Masumi ließ sich nicht beirren und machte weiter. Bei einer Tiefengewebsmassage kam es öfters vor, daß Menschen Augenblicke längst vergessener Ängste erneut durchlebten, aber es gehörte einfach dazu, diese

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