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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Erinnerungen wieder an die Oberfläche zu lassen.
    Sparta hatte das bereits ziemlich früh erkannt, schon kurz nach ihrem ersten Besuch in den Bädern – das war ein Grund, weswegen ihr Keikos Massage so gefiel. Keikos geübte Hände waren nicht nur eine Wohltat für ihren schmerzhaft verspannten Körper, sondern sie hatte es Sparta auch ermöglicht und sie ermutigt, tiefer in ihre verschütteten Erinnerungen vorzudringen. Genau wie jetzt unter Masumis Händen.
    Erinnerungen und Lügen. Verlogene Erinnerungen.
    Die Stimmen, die sie hörte, waren die Stimmen der Leute, die versuchten, ihre Erinnerungen auszulöschen. Sie hatten versucht, sie mit dem Messer herauszuschneiden. Sie wollten nicht, daß sie sich daran erinnerte, was sie ihr angetan hatten. Sie wollten nicht, daß sie sich an ihre Eltern erinnerte oder je in Frage zu stellen wagte, was aus ihnen geworden war. Und schließlich hatten sie gewollt, daß sie nicht mehr lebt. Sie hatten alles getan, um sie umzubringen, immer wieder hatten sie es versucht.
    Ein mitleidiger Arzt hatte, soweit es in seiner Macht stand, die schlimmsten Schäden behoben, trotzdem hatte es Jahre gedauert, bis er etwas unternommen hatte.
    Ihre somatischen Fähigkeiten hatten alles unbeschadet überstanden. Sie konnte Dinge tun, deren Erlernen sie vergessen hatte. Man hatte Eingriffe in ihren Körper vorgenommen, die sie nur zum Teil verstand. An die Zeit vor diesen Eingriffen konnte sie sich noch gut erinnern, aber was danach kam, hatte sie zum größten Teil vergessen. In den unmöglichsten Augenblicken tauchten die Erinnerungen auf, und in den seltsamsten Zusammenhängen. Dennoch wußte sie, daß sie nie wieder werden wollte, was sie einmal gewesen war.
    Sparta hatte einen neuen Namen, eine neue Identität und ein neues Gesicht bekommen.
    Dann hatten sie erfahren, wer Sparta war und wo sie sich aufhielt.
    Sparta wußte nicht, wer sie waren. Sie kannte nur einen, aber der war auf Dauer behindert und damit unschädlich, und dann noch den, den sie am meisten haßte und fürchtete. Aber sie wußte nicht, ob sie ihn erkennen würde, wenn es darauf ankam.
    Masumi grub ihre Hände wieder in Spartas Schulter. Sparta ließ sich in den Schmerz fallen, bis sie hindurch war und wieder schläfrig wurde. Sie schloß die Augen. Von weit weg hörte sie ein freundliches Stimmengewirr – Englisch, Arabisch, Japanisch, Russisch, auch Kinderstimmen waren darunter, es kam aus den belebten Straßen rund um Satos Gärten.
    Dann kam ihr eine andere Erinnerung, diesmal weniger als ein halbes Jahr alt. Als sie das erste Mal Satos wundervolle Gärten zu Gesicht bekommen hatte, war sie in einem Transformatorenraum in der Mittelachse versteckt gewesen und hatte durch ein Gitter geschaut. Sie war nicht allein gewesen. Bei ihr war ein Mann, der sie ebenfalls verfolgt und der sie gefunden hatte, mit dem sie seit ihrem früheren Dasein nicht gesprochen hatte und dem sie nicht traute, obwohl sie es eigentlich wollte. Sein Name war Blake Redfield. Er war fast im gleichen Alter und war wie sie für die Experimente ausgewählt worden, auch wenn man ihm längst nicht alles angetan hatte, was sie über sich hatte ergehen lassen müssen. Als die beiden sich vor ihren immer noch unbekannten Feinden dort verstecken mußten, hatte Blake ihr erzählt, was er über ihre Vergangenheit in Erfahrung gebracht hatte, von dem Projekt SPARTA, wo sie sich kennengelernt hatten und dem sie auch ihren Decknamen verdankte. Damals waren sie ihren Verfolgern entkommen, aber sie waren alles andere als außer Gefahr.
    Fast eine halbe Stunde verstrich, während sie an Blake dachte, und die Gedanken bereiteten ihr ein Wechselbad der Gefühle. Vor vier Monaten war er auf die Erde zurückgekehrt und hatte sie gewarnt, daß sie eine Weile nichts von ihm hören würde, ohne jedoch zu sagen, warum. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr gesehen …
    Masumi war mit dem Rücken fertig und sagte: »Bleiben Sie jetzt noch einen Augenblick liegen. Wenn Ihnen dann danach ist, drehen Sie sich auf den Rücken.«
    Sparta atmete einmal lange und tief durch, dann drehte sie sich um und grub ihre Hacken in die Polster. Wie immer fühlte sie sich kurze Zeit unangenehm entblößt.
    Masumi stand hinter ihrem Kopf, nahm ihn in beide Hände und rollte ihn sacht von einer Seite auf die andere, um die Nackenmuskulatur zu lockern, dann arbeitete sie sich langsam zu den Schultern vor.
    Als ihre Hände Spartas Brust und Rippen berührten, riß sie vor Schreck kurz die Augen

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