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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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trat. Ihr Stiefel schlug ihm in die Rippen. Für ein so dürres Mädchen war sie verdammt stark! Aus den Augenwinkeln sah er die Schatten der beiden Männer und versuchte, zur Seite zu springen, aber es war zu spät. Er wurde rücklings von einem schweren, stumpfen Gegenstand getroffen.
    Für eine Sekunde – vielleicht auch eine Minute oder mehr – wurde alles schwarz mit kreisenden, violetten Punkten. Als Blake die Augen öffnete, entfernte sich die Frau und warf ihm dabei einen Blick unverhohlener Gehässigkeit zu. Ihr blasses Gesicht war gerötet und ihr braunes Haar strähnig verschwitzt, aber sie machte keinerlei Anstalten, den Kampf fortzusetzen. Die beiden Männer stolperten hinter ihr her. Sie waren ebenso verärgert, verhielten sich aber seltsam ruhig. Der eine, den Blake getreten hatte, versuchte, sein Humpeln zu verbergen, er spuckte Blake im Vorbeigehen vor die Füße, sagte aber nichts.
    »Alles in Ordnung?« Der Mann, der ihm aufhalf, hatte ein riesiges, eckiges Gesicht. Es wirkte flach und grob gehauen wie das rohe Holzmodell eines Bildhauers, rings um Nase und Mund waren tiefe Furchen. Er trug einen lockeren, blauen Overall, der wie Blakes vielleicht im letzten Jahr einmal gewaschen worden war.
    »Was … autsch!« Ein stechender Schmerz schoß Blake durch die Seite, als er sich nach dem mürrischen Trio umdrehen wollte, das jetzt laut streitend in der Menschenmenge verschwand.
    »Sind Sie auch nicht verletzt?«
    »Nicht so schlimm, nur ein paar blaue Flecken«, sagte Blake und tastete dabei vorsichtig seine Rippen ab. Seine Psyche hatte auch ein paar blaue Flecken abbekommen.
    Nach seiner bravourösen Vorstellung in der Halle gegen Sparta hatte er seinen ersten ernstzunehmenden Test vermasselt und mußte sich von einem Fremden retten lassen. »Vielen Dank für Ihre Hilfe.« Er kam langsam wieder auf die Beine.
    »Yevgeny Rostov«, sagte der Mann und streckte ihm seine schwielige, ölverschmierte Hand hin. »Ich habe sie überzeugt, daß sie einen großen Fehler machen.«
    »Mike … Mycroft«, sagte Blake und hielt ihm seine Rechte hin. Plötzlich fiel ihm auf, wie schlecht sie zu seiner Geschichte paßte. Nicht, daß es eine weichliche Hand war – Blake trainierte sich unter anderem durch Felskletterei –, aber die Hand eines Installateurs war es auch nicht. Für gewöhnlich arbeitete Blake mit seltenen Büchern und Handschriften, obwohl er sich in der letzten Zeit nicht viel darum kümmern konnte. Es war eine staubige Arbeit, aber keine Drecksarbeit. »Für wen haben die mich gehalten? Wer war das überhaupt?«
    »Sie sind vom Mars wie ich. Sie halten Sie für den Mann, der letzte Woche in dem Hotelzimmer gewohnt hat. Aber ich wohne auch in dem Hotel und habe ihnen gesagt, daß das nicht stimmt, njet, das Zimmer steht seit zwei Tagen leer, und Sie sind nicht dieser Mann.«
    »Was er ihnen wohl angetan hat?«
    »Etwas Schlimmes, wer weiß?« Yevgeny zuckte überdeutlich mit den Schultern. »Sie kommen mit mir, Mike. Sie müssen vielleicht nicht in die Klinik, aber sie müssen wieder zu Kräften kommen.«
    Einige Minuten später saßen Blake und sein Retter unter einem knorrigen russischen Olivenbaum an einem der Terrassentische im Nevski Garden und warteten auf das Tagesgericht. Der Kellner schob zwei schäumende Krüge mit schwarzem Bier auf den Zinktisch. Yevgeny nickte ihm zu, damit war die Rechnung offenbar beglichen.
    »Danke. Die nächste Runde geht auf mich«, sagte Blake.
    Yevgeny hob seinen Krug. »Towarischtsch«, brummte er.
    »Genosse.« Blake tat es ihm nach. Er nippte zögernd an dem undurchsichtigen Gebräu. Es schmeckte stark, aber nicht unangenehm.
    Die meisten Menschen auf dem Platz neben ihnen hatten es eilig, nach Hause zu kommen. Ein paar arme Schlucker, darunter vermutlich auch ein oder zwei Installateure der Stufe 6, schleppten sich zur Nachtschicht. Die Bewohner der Marsstation waren nicht so auffällig wie die schnellebigen Menschen auf Port Hesperus, ihre Kleidung und Haare waren eher praktisch und unauffällig – es gab mehr Overalls als Shorts und Miniröcke –, die Mischung der Rassen und sozialen Schichten jedoch fand Blake zunehmend typisch für das All. Es waren hauptsächlich Euro-Amerikaner, Japaner und Chinesen und ein paar Araber. Die meisten waren jung bis mittelalt. Kinder und Pioniere der ersten Generation gab es nur wenige. Aber Blake wußte, daß er sich nach seinem ersten Eindruck noch kein Urteil erlauben konnte. Abgesehen von Port Hesperus war er nur

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