Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
zu einem kurzen Besuch auf der Farside-Basis auf dem Mond gewesen. Es gab jedoch noch viele andere Siedlungen im All, weiter von der Sonne entfernt, auf denen der Geruch von Gemüsecurry den von gegrilltem Fleisch eindeutig überwog.
»Sie sind neu hier auf der Marsstation«, sagte Yevgeny.
»Auf der Durchreise. Morgen nehme ich den Shuttle nach Lab City«, sagte Blake. Vielleicht hätte er Sharanskys Rat befolgen und gleich zum Shuttleport gehen sollen.
»Ich wollte eigentlich für die Nacht ein Hotelzimmer nehmen, aber die sind hier verdammt teuer. Für das, was man dafür geboten bekommt, meine ich.«
Yevgenys dichte Brauen hoben sich über seinen tiefliegenden, schwarzen Augen. »Sie sind kein Tourist, denke ich.«
»Nein, ich suche Arbeit.«
»Was für eine Arbeit?«
»Was immer sie haben«, sagte Blake mit einem Schulterzucken. Er wollte nicht zu geheimnisvoll erscheinen, aber doch Yevgenys dreiste Neugier dämpfen.
Der Kellner brachte ihnen das Essen. Blake schnitt sich hungrig ein Stück von seiner knusprig-braunen Wurst ab, während Yevgeny seine aufspießte und sie in einem Stück zum Munde führte. Nach ein paar Minuten, in denen fast nicht gesprochen wurde, stieß Yevgeny einen zufriedenen Rülpser aus. Blake sagte: »Das Essen ist gut.«
»Das Schwein, das sie dafür genommen haben, stammt hier von der Marsstation. Schweine sind äußerst effektiv. Abfälle rein, Eiweiß raus.«
»Genauso effektiv wie die künstlich angelegten Felder?«
Yevgeny zuckte mit den Schultern. »Sie sehen nicht wie ein Vegetarier aus.«
Mike grinste und wischte sich den letzten Fetttropfen vom Kinn. Vielleicht war das Leben eines Installateurs auf dem Mars doch nicht so schlecht. Seine überspannten Muskeln lockerten sich allmählich.
Eine Frau trat aus dem Restaurant und setzte sich an einen Tisch unter dem weiten Dach: Ellen. Sie sah schlank und zuversichtlich aus – und, Blake konnte nicht anders, schön. Sie betrachtete aufmerksam einen Flachschirm. Sie trug die blaue Uniform der Raumkontrollbehörde. Er starrte sie vielleicht eine Sekunde länger an, als gut war, aber sie ließ sich nichts anmerken.
Yevgeny beobachtete ihn. Mittlerweile war das gebrochene Sonnenlicht vom Glashimmel verschwunden, und das dunkle Gesicht des großen Mannes wurde nur noch vom bunten Schein der Lichterketten erleuchtet. »Die persönliche Geschichte ist nicht wichtig, nur die Sozialgeschichte«, sagte Yevgeny voller Leutseligkeit. Sein Blick huschte immer wieder zu Sparta hinüber, der Polizistin im Hintergrund.
»Die Frau dort? Ich bin nicht auf der Flucht vor der Polizei, wenn Sie das meinen.«
»Auf dem Mars gibt es noch eine Menge sozialistischer Arbeit zu tun.«
»Das Terraforming-Programm?«
»Da. In zwei Jahrhunderten, vielleicht schon eher, werden die Menschen ohne Druckanzüge herumlaufen und gute Luft atmen. Dann wird auch Wasser an der Oberfläche fließen. Es wird Kanäle zwischen grünen Feldern geben wie in den Phantasien des 20. Jahrhunderts.«
»Tolle Sache.«
»Viel Arbeit. Sie werden keine Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden, Mike.«
»Sie leben dort, haben Sie gesagt?«
»Aber ich arbeite hier als Mittelsmann für die Gewerkschaft der Pipelinearbeiter. Für Gewerkschaftler, die für eine kapitalistische Gesellschaft arbeiten, für das Noble-Wasserwerk und für die sozialistische Marsregierung. Außerdem bin ich erster Agent des Nordkontinentalpakts und des Azure-Dragon-Projekts für Allgemeinen Wohlstand unter der Charta des Weltenrats.« Yevgeny brummte. »In meiner Freizeit studiere ich Geschichte. Das ist wichtig.«
»Dann bleiben Sie bestimmt noch eine Weile hier«, sagte Blake hoffnungsvoll.
»Morgen fliege ich mit der Mars Cricket zurück, demselben Shuttle wie Sie.« Yevgeny hob seinen Krug und leerte den Rest des Inhalts mit ein paar kräftigen Schlucken. Nachdem er ihn wieder auf den Tisch geknallt hatte, sagte er: »Bleiben Sie bei mir, dann stelle ich Sie den richtigen Leuten in Lab City vor. Ich werde dafür sorgen, daß Sie keine Schwierigkeiten haben, Arbeit zu finden.«
»Großartig«, sagte Blake und verfluchte sich innerlich. Er war kein großer Trinker, er nippte nur an seinem Krug und versuchte, begeistert auszusehen. Jetzt war ihm klar, daß er Sharanskys Rat hätte befolgen und sich unsichtbar machen sollen. Wenn es ihm nicht auf elegante Weise gelang, sich von diesem aufdringlich freundlichen Menschen zu befreien, war seine Tarnung bereits bei seiner Ankunft auf dem Mars
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