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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Gefragt, was sie zu trinken wünsche, antwortete sie: »Wasser.«
    Sie ließ die kühlen und neugierigen Blicke der anderen Gäste über sich ergehen und wartete auf Prott. Ungefähr alle zwei Minuten erschien der Kellner aufs Neue und fragte, ob sie noch einen Wunsch hätte. Einen Drink von der Bar? Ein Glas Wein? Vielleicht noch ein Glas Wasser? Oder wollte sie vielleicht das Vorspeisenbuffet sehen? Nichts, Mademoiselle? Sind Sie sicher? Ganz wie Sie wünschen …
    Auf diese Weise vergingen zehn Minuten, und als der Kellner das nächste Mal über sie hereinbrach, verlangte sie nach einer Komverbindung. Der Kellner brachte den Apparat, und sie wählte die Nummer von Protts Büro.
    Eine Robotstimme antwortete und bot an, eine Nachricht aufzunehmen. Sie legte auf. Dann rief sie Protts Suite im Hotel an. Wieder ein Anrufbeantworter. Sie legte auf.
    Prott war nicht der Typ, der einen Gast auf den Präsentierteller setzte, um ihn dann in eine peinliche Situation zu bringen. Das konnte dem Ruf des Hotels schaden. Wenn Prott tatsächlich der ehrgeizige und leicht paranoide Manager war, wären Unstimmigkeiten das allerletzte, was er jemandem in seiner Nähe zumuten würde.
    »Entschuldigen Sie, ich habe etwas in meinem Zimmer vergessen. Sollte Mr. Prott kommen, richten Sie ihm bitte aus, daß ich in wenigen Augenblicken zurück bin.«
    »Selbstverständlich, Mademoiselle.« Der Steward, der mitgehört hatte, verbeugte sich tief. Sparta entging nicht sein verächtliches Grinsen, das sich hinter seiner neutralen Maske verbarg.
    Das einfache Schloß von Protts Bürovorzimmer hatte sie schnell überwunden.
    Sie machte kein Licht. Der Flachschirm auf dem Schreibtisch seiner Assistentin war noch warm von der Tagesarbeit und glomm schwach infrarot. Ein normales Auge hätte den Schimmer nicht bemerkt, Sparta jedoch hatte keine Mühe, das letzte Bild zu lesen. Nichts von Belang, nur eine Routineaufstellung von Zimmern und Vorbestellungen. Sie hatte den Hotelcomputer bereits durchstöbert, zu dessen Netzwerk auch dieses Gerät gehörte.
    Seit einer guten halben Stunde hatte niemand mehr diese Zimmer betreten. Weder leuchteten Fußspuren auf dem Boden noch Handabdrücke an den Wänden.
    Sie lauschte …
    Die Belüftung und die massiven Wände übertrugen den Tratsch und die Sorgen des Hotelpersonals, das Gemurmel und gelangweilte Geschwätz seiner Gäste, das Surren und Rattern seines mechanischen Innenlebens. Ganz deutlich konnte sie das Rauschen des Windes hören.
    Sie sog die Luft ein und analysierte die chemischen Spuren: Die stärksten waren Alkohol und das Parfüm in Protts Kölnisch Wasser, aber durch die Luftschächte drang auch der Geruch von Küchenfett, verbranntem Kaffee, Desinfektionsmitteln, Seife, schalen Getränken und kaltem Zigarettenrauch – der konzentrierte Duft eines Hotels.
    Und darunter lag ein schwacher, kaum wahrnehmbarer Geruch. Etwas drängte in ihr Bewußtsein, es war noch weit entfernt, aber bedrohlich …
    Sparta griff nach der Tür, die zu Protts Privatbüro führte. Das Schloß war als normales, magnetische Standardschloß mit alphanumerischem Nummernfeld getarnt und sah genauso aus wie das zum Vorzimmer. Aber das war nur eine Attrappe. Das Schloß war tatsächlich auf die Infrarotfingerabdrücke seines Programmierers eingestellt. Nur ein präziser Wärmeabdruck seiner Finger auf dem Sensorfeld würde das Schloß öffnen.
    Sparta hatte Protts Abdrücke nicht in ihrem Gedächtnis gespeichert, aber sie besaß die Mittel, sie zu rekonstruieren. Mit ihrem Tast- und Geruchssinn begann Sparta, Protts letzten chemischen Abdruck auf dem Sensorfeld abzuspeichern – es waren zwei Finger und die des Daumens.
    Die Rekonstruktion des Abdrucks war kniffliger. Sie nahm eine Büroklammer und erwärmte sie in ihrer Handfläche. Dann benutzte sie die Biegung der Klammer, um Protts letzten Abdruck mit der Exaktheit einer Lithographie nachzuzeichnen, indem sie die Kopie rasch und vorsichtig über das Original legte. Dann ein leichter Druck …
    Das Schloß gab mit einem Klicken nach. Die Tür zu Protts Büro schwang langsam nach innen. Sie trat hindurch. Der Luftdruck im inneren Büro war etwas größer als im Vorzimmer, und ein kühler Luftstrom kam ihr entgegen. Die feinen Härchen auf ihrer Haut richteten sich auf.
    Sie trat ein und die Druckschleusentür schloß sich hinter ihr.
    Um den Unterschied in der Atmosphäre festzustellen, brauchte Sparta keine besonderen analytischen Fähigkeiten. Jeder, der einmal in der

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