Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
gefunden haben: die Waffe, mit der Morland und Chin getötet wurden, sowie einen Augenzeugenbericht über das, was wenige Sekunden nach ihrer Ermordung geschah.
Ich hoffe nicht, daß Sie diese Dinge finden. Sie haben keinen Grund, danach zu suchen, es sei denn, ich habe Sie Ihnen nicht persönlich gegeben. In diesem Fall bin ich vermutlich tot. Da es sich dabei um eine nicht unwahrscheinliche Entwicklung handelt, werde ich dies vorsichtshalber aufzeichnen.
Wir, das heißt, Sie und ich, haben einen gemeinsamen Feind. Ich spreche von den Prophetae des Freien Geistes. Sie haben Ihnen Dinge angetan, die ich nicht vollständig begreife, die Ihnen aber zu Ihrem ›Glück‹ verholfen und Sie zu meinem Versteck und dieser Aufzeichnung geführt haben. Auch ich bin durch diese Leute zu dem geworden, was ich bin – wenn auch nicht durch direkten Einfluß, sondern eher zwangsläufig. Ich habe nicht vor, meinen üblen Charakter zu rechtfertigen, schließlich habe ich jahrzehntelang an seiner Vervollkommnung gearbeitet.
Ich bin tatsächlich der verhaßte Hotelier, der ich zu sein scheine. Der Bericht über meine unauffällige Karriere ist im großen und ganzen korrekt. Nach der Arbeit jedoch gehe ich einem, nennen wir es Hobby nach. Damit meine ich nicht nur die Frauen, obwohl ich mir alle Mühe gebe, diesen Eindruck zu erwecken. Offenbar ist mir das auch gelungen.
Mein vordringliches … Interesse … war es allerdings, den illegalen Handel mit Fossilien und Artefakten vom Mars zu unterbinden. Dieses Hotel, das ich leite, war ein Schmugglernest, als ich vor einem Jahr hier eintraf. Das hat sich gründlich geändert.
Natürlich wird auf dem Mars noch immer geschmuggelt. Wie sollte es anders sein? Ansonsten durchaus respektable Leute, Museumsdirektoren und dergleichen, schieben die egozentrischsten und ethnozentrischsten Ausflüchte vor, wenn es darum geht, ihren Diebstahl eines Kulturgegenstandes zu rechtfertigen – gewöhnlich behaupten sie, sie könnten ihn besser beschützen, wüßten ihn besser zu schätzen oder könnten ihn zum größeren Wohl der Allgemeinheit ausstellen als sein rechtmäßiger Besitzer. Aber diese scheinheiligen Transaktionen finden nicht mehr im Gebäude des Mars Interplanetary Hotels statt. Wer vom Mars etwas herunterschmuggeln will, muß sich viel geschickter anstellen als vor meiner Ankunft.
Weil ich mich für diese Dinge interessiere, hatte ich Dewdney Morlands Werdegang bereits seit etlichen Jahren verfolgt – um genau zu sein, schon Jahre, bevor er sich für den Mars zu interessieren begann.
Morland besaß echt aussehende Referenzen, und sein Lebenslauf war nicht seltsamer als der vieler Akademiker, auch das nichts Besonderes. Er befaßte sich mit Gebieten, die dem Uneingeweihten dunkel und unzusammenhängend vorkommen mußten. Dennoch hatten seine Forschungen einen plausiblen und anerkennenswerten Hintergrund, nämlich die Verbindung zwischen Artefakten und den Werkzeugen, mit denen sie hergestellt wurden. Für die Kultur X jedoch begann er sich erst kurz vor seiner Ankunft auf dem Mars zu interessieren.
Es gibt … oder gab … nur etwa ein Dutzend Menschen im gesamten Sonnensystem, die sich als Experten auf dem Gebiet der Kultur X bezeichnen können. Vielleicht war es Morlands Pech, daß er sich rühmte, zu ihnen zu gehören, denn er ist mittlerweile tot wie alle anderen. Mit einer Ausnahme: Professor Forster. Außerdem war Morland ganz bestimmt kein Experte.
Niemandem schien aufgefallen zu sein, daß seltsamerweise von den Orten, an denen Morland seine Forschungen durchführte, oft wertvolle Gegenstände verschwanden. Vor einiger Zeit untersuchte er Cro-Magnon-Kalenderknochen im Musée de l’Homme in Paris. Eine Woche, nachdem er seine Sachen gepackt hatte, entdeckte man, daß eine wertvolle Sammlung ethnographischer Filme aus dem 20. Jahrhundert verschwunden war. Zum Glück gingen keine Informationen verloren, denn man hatte die Filme schon vor langer Zeit auf haltbarere Medien überspielt, dennoch wären die alten Sicherheitsfilmoriginale für einen spezialisierten Sammler von allergrößtem Wert. Niemand verdächtigte Morland damals, und tatsächlich ist es nie gelungen, eine Verbindung zu ihm nachzuweisen.
Ein Jahr darauf arbeitete er mit Anasazi-Artefakten an der Universität von Arizona. Diesmal verschwand eine Sammlung außergewöhnlicher Töpferarbeiten aus den Schatzkammern. Diesmal gingen unschätzbare Informationen verloren, aber obwohl die Ermittlungen mit äußerster
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