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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Nähe eines Schlachthofes gewesen war, hätte ihn bemerkt. Und jeder, der einmal auf einem Schießstand gewesen war, hätte das verbrannte Pulver gerochen.
    Protts Leiche lag hinter dem Schreibtisch auf dem Boden. Er war seit ungefähr einer halben Stunde tot. Die Wärme war schon vor einer Weile aus seinen Gliedmaßen gewichen, doch in Spartas gespenstischer Wahrnehmung glommen die Zentren seines Kopfes und Körpers noch wie erlöschende Feuer.
    Sie ging vorsichtig neben der Leiche in die Knie, ohne sie zu berühren – aber sie atmete tief durch, sah hin und lauschte …
    Als er getötet wurde, mußte er in seinem emaillierten Schreibtischstuhl gesessen haben, der seitlich nach hinten gekippt war. Mitten über seinen Augen befand sich ein sauberes, rundes Loch und ein erheblich größeres an der Rückseite seines Schädels.
    Protts Kopf lag seitlich verdreht in einer Blutlache, die auf dem grauen Industrieteppich gerann. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Die Kugel hatte einen Reflex ausgelöst, der dem armen Prott, der sonst so auf sein Äußeres bedacht war, einen Silberblick verpaßt hatte.
    Sparta sah hoch. In der Sandsteinwand hinter dem Schreibtisch war eine trichterförmige Vertiefung. Das Blut, das auf den polierten Stein gespritzt war, war mittlerweile angetrocknet.
    Sie stand auf und beugte sich dicht über das aus der Wand herausgerissene Loch. Bei genauester Einstellung konnte sie mikroskopisch feine Metallreste im Gestein entdecken. Die Kugel hatte nicht mehr genug Durchschlagskraft gehabt und war daher nicht steckengeblieben, sondern zu Boden gefallen. Der Mörder mußte sie aufgelesen haben, sonst hätte Sparta sie ohne Mühe gefunden. Der schwache Geruch von oxidiertem Blei und Kupfer zeichnete sich als Formel in ihrem Bewußtsein ab.
    Sie ging hinüber zur Tür und drückte auf den Lichtschalter. Aus den muschelförmigen Glasleuchten unter der Decke strömte weiches, gelbes Licht.
    Protts Büro war geräumig und luxuriös. Es gab eine bettgroße Couch und tiefe Sessel aus Leder und niedrige Beistelltische aus poliertem Basalt. In einer Ecke stand eine bauchige Alabastervase mit importierten Trockenblumen. Das einzige Bild, ein nichtssagendes Ölgemälde in blassen Farben, gab sich alle Mühe, nicht einfach nur nach einem bunten Durcheinander auszusehen. Kaufhauskunst.
    Der Raum strahlte nicht die Spur von Persönlichkeit aus. Die Dekorationen stammten aus teurer, seelenloser Industrieproduktion, offenbar von der gleichen Firma, die das gesamte Hotel aus Stein und Glas eingerichtet hatte. Die Bücher und Chips beschränkten sich auf Wirtschaftsmagazine, die Biographien erfolgreicher Unternehmer und Traktate, die den erfolgreichen Manager beflügeln sollten …
    Neben der Couch war ein Regal für Getränke in der Wand eingelassen. In letzter Zeit schien keine der Flaschen geöffnet worden zu sein. Die Kristallgläser waren von einer feinen Staubschicht überzogen. Als Sparta genauer hinsah, konnte sie keine Fingerabdrücke aus jüngster Vergangenheit entdecken. Prott war zwar darauf eingerichtet, Geschäftsleute zu bewirten, aber in der letzten Zeit hatte es ihm wohl an Gelegenheit gemangelt.
    Sparta sah sich in dem Büro um, versuchte es, in seiner Gesamtheit aufzunehmen.
    Es strahlte einfach nichts aus. Zu sehr von der Stange.
    Sie hatte noch nicht damit begonnen, nach genaueren Hinweisen auf den Mörder zu suchen. Mehr Sorgen bereitete ihr nämlich, daß sie die wahre Identität des Opfers gar nicht kannte.
    Sie hatte natürlich ihre Unterlagen, aber sie waren genau wie Protts Büro zu steril. Die hygienisch einwandfreie Geschichte vom Aufstieg eines Geschäftsführers in der Hierarchie einer interplanetarischen Hotelkette.
    Wie praktisch. Und wie frustrierend. Der Mann, der dort auf dem Teppichboden lag, war sicher ein fähiger Hotelmanager, und nach Aussagen der örtlichen Polizei war er außerdem ein Lüstling und ein ausgezeichneter Pistolenschütze. Nach Spartas eigener Einschätzung hatte er kurz vor dem psychischen Zusammenbruch gestanden.
    Aber den Berichten war nur sein glatter Aufstieg, seine ebenso belang- wie makellose Karriere zu entnehmen.
    In Wirklichkeit gab es keinen Wolfgang Prott. Jedenfalls nicht den aus den Aufzeichnungen.
    Sparta ging zu dem winzigen Flachschirm auf Protts Schreibtisch. Unter ihren Fingernägeln schoben sich PIN-Dorne wie Katzenkrallen hervor. Sie schob sie wie einen Schlüssel in ein altmodisches Schloß direkt in die Ein-/Ausgangsöffnung des

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