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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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waren, konnte sie sie nicht ausstehen. »Um was für eine Verletzung hat es sich gehandelt?«
    »Ein Motorradunfall vor zehn Jahren. Ich war sechzehn. Ein betrunkener Autofahrer hat mich gegen einen Lichtmast geschleudert.«
    »Hat man Ihren Unterleib punktiert?«
    »Das weiß ich nicht. Sicher weiß ich nur, daß ein paar meiner Rippen gesplittert waren.«
    »Ja, in Ihrem Brustbein sitzt eine große Stahlklammer. Nicht gerade elegant gearbeitet, aber zumindest sieht man sie nicht.«
    Sparta stöhnte. Sie war vielleicht nicht gerade die netteste Patientin, die sich ein Arzt wünschen konnte, aber dieser junge Arzt würde gut daran tun, sein Benehmen im Umgang mit Patienten zu verbessern. Und was die Klammer in ihrem Brustbein anbetraf, für einen Mikrowellen-Oszillator war sie elegant genug, denn darum handelte es sich schließlich.
    »Nun, ich weiß beim besten Willen nicht, was die Leute sich dabei gedacht haben, aber eine besonders gute Idee war es wirklich nicht«, sagte der Arzt. »Das Zeug löst sich auf. Ihr PH-Wert ist so niedrig, daß er fast aus der Anzeige rutscht – kein Wunder, daß Sie sich über Magenschmerzen beschweren.«
    »Was können Sie dagegen tun?«
    »Das beste wäre, es herauszuschneiden. Wir können es durch ein modernes Gewebetransplantat ersetzen, sollten Sie das wirklich brauchen. Ich würde aber sagen, Ihr Unterleib dürfte inzwischen verheilt sein. Eigentlich sieht das alles verdammt gut aus, bis auf diesen Fremdkörper hier.«
    »Keine Operation«, sagte sie. »Dafür habe ich keine Zeit.«
    »Dann sage ich Ihnen, womit Sie sich früher oder später auseinandersetzen müssen. Im Augenblick können wir Ihren PH-Wert mit einer lokalen Impfung ausgleichen.«
    »Gut, tun Sie das.«
    »Aber in zwei Tagen möchte ich Sie noch einmal wiedersehen. Sie haben eine komplexe innere Störung. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, nichts dagegen zu unternehmen.«
    »Wie Sie wollen.«
    Das Einsetzen der subkutanen Impfkapsel dauerte zehn Minuten. Als es vorbei war, fröstelte Sparta. Sie schloß ihren Umhang und zurrte die enge Plastikjacke um ihren Oberkörper. Als sie die Klinik verließ, überkam sie ein unwirkliches Gefühl von Einsamkeit.
    Unwirklich, oder nur unterdrückt? Als sie durch die weite, Druckröhre zum Hotel ging, versuchte sie, sich einen Gedanken ins Bewußtsein zu rufen, ein Gefühl, das sich im Hinterkopf festgesetzt hatte.
    Ohne Zweifel waren die Polymer-Batterien zerstört, die man ihr eingesetzt hatte. Sie hatte die Rekonstruktion wesentlich besser deuten können als der Arzt, der nicht wußte, was er sah. Die Gebilde bestanden nicht aus natürlichem Gewebe, sie würden auch nicht von allein heilen. Sie waren schon lange tot. Genaugenommen hatten sie nie gelebt.
    Sie sollte dem Drängen des Arztes nachgeben und sich das Zeug herausnehmen lassen. Diese klebrigen Batterieeinsätze waren ein Teil dessen, was man ihr angetan hatte und was sie verabscheute. Sie waren ein Teil dessen, was sie von den anderen Menschen unterschied und sie zum Gefangenen eines Körpers machte, den andere ihr aufgezwungen hatten.
    In der letzten Zeit jedoch hatte sie angefangen, die geheimnisvollen Kräfte, die sie ihr vermittelten, zu beherrschen: so die Fähigkeit, Radiosignale auszusenden, mit denen sie – unter anderem – Geräte fernsteuern und über große Entfernungen Einfluß nehmen konnte. Ein Teil von ihr wollte nicht, daß man diese Batterien entfernte, sondern daß man sie reparierte oder austauschte.
    Die Versuchung, mehr als ein normaler Mensch zu sein, beunruhigte sie. Was bedeutete es, zu kontrollieren, Macht auszuüben und die materielle Welt durch einen Gedanken zu kommandieren, wenn es auf Kosten der Humanität ging?
    Jetzt war nicht die Zeit für solche Überlegungen. Sie hüllte sich in ihren Plastikpanzer, beschleunigte ihre Schritte und ging zum Hotel.
     
    »Mr. Prott? Ich fürchte, er ist noch nicht hier. Wenn ich Sie vielleicht schon zu ihrem Tisch führen dürfte?«
    Sie musterte den Saal. Durch eine Wand aus Glas konnte man über das Labyrinth blicken. In der Lounge gab es eine Glasbar und Glastische, die die Gäste von unten grün anstrahlten. In einer Ecke saß eine Frau mit gelacktem, schwarzem Haar an einem Synthekord und säuselte Evergreens mit heiserer Stimme.
    Die bezaubernde Kathy.
    »Also gut«, sagte Sparta.
    Der Kellner begleitete sie zu einem leuchtenden Glastisch für zwei Personen, von dem aus man einen guten Blick auf das Programm und die Landschaft hatte.

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