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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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war weder eine Pistole noch die Schwerkraft auf dem Mars gewohnt. Seine ersten Serien gingen weit daneben. Aber schon kurz darauf war ich überrascht, wie schnell er Fortschritte machte. Schon während der ersten Stunde verbesserte er sich deutlich.
    Und von Anfang an war er besessen von dem Gedanken, mich in meinem eigenen Spiel zu schlagen. Als er mich um eine meiner Pistolen bat – sie müssen wissen, daß es wesentlich bessere gibt als die, die den Gästen auf dem Schießstand zur Verfügung stehen –, konnte ich ihm die Bitte schlecht abschlagen. Er sagte, er wolle bei Tag üben – wenn ich arbeiten mußte und er nicht arbeiten konnte.
    Nach ein paar Tagen trafen wir uns erneut, und Morland bot mir eine überraschende Vorstellung. Er schoß das Schwarze ein ums andere Mal mit erstaunlicher Präzision heraus. Es war gut zu wissen, wie geschickt er war. Gewöhnlich vermuten wir in jedem athletisch gebauten Menschen ein entsprechendes körperliches Geschick, und wer nicht so sportlich aussieht, ist demzufolge tolpatschig. Aber was sollte einen fetten, kurzatmigen Kerl mit teigigem Gesicht und hohem Blutdruck daran hindern, ein todsicherer Schütze zu sein?
    An jenem Tag war er noch nicht gut genug, um mein Ergebnis zu übertreffen, aber er war nahe dran. Wir einigten uns auf eine Revanche und wetteten um eine Flasche Dom Perignon. Er muß sehr siegessicher gewesen sein. Für ihn war der Champagner ein teurer Spaß, während ich mir eine Flasche aus der Vorratskammer besorgen konnte.
    An jenem Abend wurden er und Darius Chin umgebracht.
    Ich war dort, Inspektor.
    Leider nicht früh genug, um den Tod der beiden zu verhindern – aber früh genug, um die Mordwaffe zu entdecken, die Sie jetzt in der Hand halten. Ja, es ist meine Waffe, es ist die, die ich Morland geliehen hatte.
    Es geschah wie folgt: Ich hatte an jenem Abend noch spät in der Phoenix Lounge vorbeisehen wollen, um mit dem Barkeeper zu sprechen, als ich etwas sah, was ich zuerst für ein Gespenst hielt: einen Mann, den ich längst tot geglaubt hatte. Aber dieser Mann ist schwer zu verwechseln. Er ist klein, sehr eigen, immer sehr teuer gekleidet, und er hat leuchtend orangefarbene Locken, die er sehr kurz geschnitten trägt. Er gehört zu den wenigen Prophetae, die ich auf Anhieb wiedererkenne, und er ist ihr gefährlichster Killer.
    Kurz zuvor hatte ich die Wärmetauschanlage des Hotels überprüft, daher trug ich noch meinen Druckanzug. Der orangefarbene Mann wollte die Phoenix Lounge gerade verlassen. Er zog seinen Druckanzug in der Garderobe an und mischte sich unter eine Gruppe von Hotelgästen, die für einen Spaziergang die Stadt verlassen wollten. Ich folgte ihnen.
    Er blieb nicht bei den anderen. Ich bin nicht völlig ungeübt im Heranschleichen, außerdem kenne ich die Druckröhren von Labyrinth City sehr gut. Schnell merkte ich, daß er sich auf Umwegen zum Rathaus schleichen wollte.
    Ich wartete, um ihm einen Vorsprung zu verschaffen. Wie Sie wissen, gibt es nur eine Möglichkeit, die Stadthalle durch die Röhren zu erreichen, nämlich durch das Verwaltungsgebäude des Weltenrats – diese Strecke ist leicht einzusehen und gut beleuchtet. Nach einer Minute folgte ich ihm so dicht, wie ich es wagen konnte.
    Die Druckschleuse zur Halle stand immer noch offen. Während der Geschäftszeit ist dort eine Menge los, daher schließt sie sich nicht sofort. Als ich im Gebäude keine Bewegung entdeckte, ging ich darauf zu.
    In diesem Augenblick ertönte Alarm.
    Beinahe wäre ich umgedreht und weggelaufen. Ich wollte auf keinen Fall gesehen werden, aber dann spürte ich das Unheil. Ich lief bis zum Ende des kurzen Durchgangs und in die Haupthalle. Ich glaube, Sie können sich denken, welcher Anblick sich mir dort bot: Morland inmitten einer Blutlache, angestrahlt von diesen schrecklich grellen Scheinwerfern. Und das leere Kissen, auf dem noch wenige Augenblicke zuvor die marsianische Tafel gelegen hatte.
    Dann wurde noch ein Alarm gegeben, und ich spürte einen Druckabfall – jemand hatte eine Außenschleuse geöffnet. Ich versiegelte meinen Anzug, lief durch die Halle und die Apsis …
    Beinahe wäre ich in Dare Chins Blut ausgerutscht. Nach einem kurzen Blick wußte ich, daß für ihn jede Hilfe zu spät kam. Dann sah ich, wie vor mir die Tür einer Außenschleuse zuging. Ich rannte hin.
    Wieder wäre ich fast gestolpert. Meine eigene Waffe lag auf dem Boden vor der Schleuse.
    Wenn ich mir eine Chance ausrechnen wollte, den Mörder zu fassen,

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