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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Autoren: Paul Preuss
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auf der Brücke ein begeistertes Gemurmel zu hören.
    Nach außen hin bot der Kommandant ein Bild wohlüberlegter Ruhe, als der Offizier des Feuerleitstands die Vernichtung der Mars Cricket bestätigte. Man konnte allerdings nicht sicher sein, daß diese lästige Inspektorin noch an Bord gewesen war.
    Im Funkverkehr gab es keinerlei Hinweise darauf, daß die Flugüberwachung das Abfeuern des Torpedos bemerkt hatte. Die Satelliten rings um den Mars waren weder für das Aufspüren von Waffen noch für elektronische Kriegsführung gerüstet. Aber auch darauf konnte der Kommandant sich nicht verlassen.
    Eine Tarnrakete war dem tödlichen Torpedo bis zum Shuttle gefolgt und hatte sofort damit begonnen, die Antwortsignale und das charakteristische Radarmerkmal der Mars Cricket auszusenden, während sie sich in großem Bogen von Phobos entfernte. Wie lange würde es dauern, bis jemandem die seltsame Flugbahn des Shuttles merkwürdig vorkam? Wie weit hatte die Inspektorin der Raumkontrollbehörde die Leute auf dem Mars informiert? Alles äußerst besorgniserregende Fragen.
    Hinter der aristokratischen Maske des Kommandanten verbarg sich ein Mann, der Angst hatte.
    Von Anfang an hatte er gegen die starke Versuchung ankämpfen müssen, dem Befehl zu gehorchen, der jede Landung auf Phobos untersagte. In der Meldung war keine Rede von der marsianischen Tafel, warum sollte er also die Entdeckung seines Schiffes riskieren? Es wäre einfacher gewesen, bei der Geschichte mit dem Maschinenschaden zu bleiben, zur ›Reparatur‹ auf die Marsstation zurückzukehren und einen Tag zu warten, um dann die Tafel abzuholen.
    Denn die Doradus war nicht, was sie zu sein schien. Äußerlich glich sie einem typischen atomgetriebenen Frachter, dessen Mannschafts- und Frachtsektion vom Hecktriebwerk durch ein langes Mittelstück getrennt war. Doch dieser plumpe Aufbau sollte nur verbergen, was wirklich in ihr steckte. Die riesigen Treibstofftanks enthielten Brennstoff für zwei verschiedene Triebwerksysteme. Neben den atomgetriebenen Motoren besaß die Doradus zusätzliche Plasmadüsen, vergleichbar mit denen, die die Schiffe der Raumkontrollbehörde antrieben. In den Frachtcontainern verbargen sich nicht nur ECM-Projektile und EW-Tarnraketen, sondern auch ultraschnelle Torpedos und Selbstlenkgeschosse.
    Weit schlimmer, als die Geheimnisse der Doradus preisgeben zu müssen oder in die Hände der Raumkontrollbehörde zu fallen, wäre es, wenn er in die Hände seiner Kollegen fiel und es ihm trotz Einsatz aller verfügbaren Mittel nicht gelungen war, die marsianische Tafel herbeizuschaffen. Kein Artefakt im gesamten Sonnensystem war für die Prophetae auch nur annähernd so wertvoll oder verehrungswürdig.
    Am Tag der tausendjährigen Wiederkehr würde die Doradus ein unbesiegbarer Vernichter bewaffneter Schiffe und Raumstationen sein, aber wie sah dieses Schiff jetzt gegen eine einsame Frau auf einem Felsen aus? Ein Raumfrachter war von allen Fahrzeugen, die die Menschheit je erfunden hatte, ganz gewiß das schwerfälligste.
    Sie konnte bis zu den Kraterrändern hinabsteigen, die Oberfläche von Phobos mit ihren Sensoren absuchen und alles vernichten, was sich bewegte. Doch bevor die Mannschaft die Doradus dazu gebracht hätte, Phobos ein einziges Mal zu umkreisen, hätte diese Frau den Mond längst ein halbes dutzendmal zu Fuß umrundet.
    Ein Raumschiff ließ sich nur entlang seiner Hauptachse beschleunigen. Bei jeder Abweichung von einer Geraden mußte das Schiff also mit den Steuerdüsen oder den Bremsraketen gedreht werden, damit die Haupttriebwerke es in eine andere Richtung schieben konnten. Dabei spielte die enorme Trägheit eines schweren Frachters von der Form einer langen, dünnen Hantel eine beachtliche Rolle.
    Es konnte schon mehrere Minuten dauern, die Doradus auch nur um wenige Grade auf einer gekrümmten Flugbahn zu verschieben.
    Im Normalbetrieb wogen diese Nachteile nicht schwer – zumindest nicht für einen Frachter, der bei Kopplungsmanövern mit anderen Fahrzeugen eine gewisse Kooperation erwarten konnte. Auch nicht für ein getarntes Kriegsschiff, daß sich entweder an seine Gegner heranschleicht oder sie auf eine Entfernung von Tausenden von Kilometern zerstört.
    Ein Ziel jedoch, das sich in Kreisen mit einem Durchmesser von nur zehn Kilometern bewegte, widersprach entschieden den Regeln. Der Kommandant war besorgt. Troy war dort unten, das fühlte er bis ins Mark. Und sie spielte nicht fair.

18
    Die Kestrel stand
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