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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Autoren: Paul Preuss
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Hand.
    Sollte es der Mannschaft der Doradus gelingen, die Tafel zuerst zu bergen, wäre der wertvolle Gegenstand beim Eintreffen des Frachters im Asteroidengürtel längst so gut versteckt, daß selbst die sorgfältigste Zollkontrolle keine Chance hätte, ihn wiederzufinden. Falls die Mannschaft der Doradus jedoch vorhatte, die Platte für immer verschwinden zu lassen, brauchten sie sie nur auf einer beliebigen Flugbahn auszusetzen, die sie früher oder später in den interstellaren Raum tragen würde.
    Das Donnern der Haupttriebwerke der Mars Cricket verstummte so plötzlich, daß es Sparta noch in den Ohren nachklang. Die Oberfläche von Phobos füllte jetzt das gesamte Gesichtsfeld aus. Nachdem sie dem Computer Anweisungen für die Warteposition eingegeben hatte, löste sie ihre Gurte und kletterte nach unten in die Luftschleuse.
    Sie versiegelte ihren Helm, zog die Luke hinter sich zu und verschloß sie mit einer Raddrehung. Die Warnlichter wechselten von grün auf gelb, dann begannen Pumpen, die Luft aus der Schleuse zu saugen.
    Sie trug einen Hochdruckanzug für Noteinsätze im All mit mechanischen Gelenken, die sich unter den Druckbedingungen nicht versteiften. Mit den gefüllten Luftflaschen konnte sie sechs Stunden auf der Oberfläche des Phobos überleben.
    Sie nahm einen Werkzeugsatz mit rückschlagfreien Schraubenschlüsseln, Klebeflächen, Siegelgel, Kabeln, Verbindungen und einem Laserschweißgerät von der Schleusenwand und wartete, daß die Pumpen anhielten.
    Das rote Warnlicht glühte auf: GEFAHR, VAKUUM. Sie zog das Sicherheitsschloß vom Rad der äußeren Luke, drehte es und drückte die dicke, runde Tür nach außen. Einen halben Kilometer unter ihr war ein schwarzes Meer aus Kratern und Staub. Sie stellte sich auf den Lukenrand und stieß sich sachte ab. Als sie im sicheren Abstand von der Mars Cricket war, schwebte sie mit Hilfe der Steuerdüsen langsam der Oberfläche von Phobos entgegen.
    Sie bewegte sich mit äußerster Vorsicht durch dieses kurze Stück absoluter Leere. Dabei verfolgte sie über ihren Anzugfunk, wie die Mars Cricket unablässig die Navigationswarnung und den Hilferuf an alle Raumschiffe und Satelliten in der Nähe wiederholte. Solange er in Sichtweite war, stellte der Shuttle ihre einzige Verbindung mit den Satelliten und der Marsstation dar.
    Wieso hatte niemand auf ihren Ruf ›Inspektor erbittet Hilfe‹ reagiert? Sie begann sich zu fragen, ob ihr die Verbindung über den Shuttle wirklich etwas nutzen würde, wenn es darauf ankam.
    Spartas Stiefel setzten sanft auf die staubige Phobos-Oberfläche auf. Sie spürte das Knirschen des Meteoritenstaubs bis in die Zehen. Die einzige Lichtquelle war der ockerfarbene Mars, der tief über dem nahen Horizont hing und ein Drittel des Himmels füllte. Sie stand in der Mitte einer ungleichmäßig geformten Ebene mit einem Durchmesser von etwa zwei Kilometern. Sie war von niedrigen Hügelgruppen umgeben, von denen die höchsten den Kraterrand von Stickney darstellten.
    Sie wollte in Richtung Basis losmarschieren, aber schon der erste Schritt beförderte sie hoch hinauf ins Nichts. Ihr fiel eine Geschichte ein, von einem Mann, der aus Versehen von Phobos abgesprungen war. Das war in Wirklichkeit unmöglich, denn kein Mensch würde ohne technische Hilfe die nötige Fluchtgeschwindigkeit erreichen. Aber wenn sie nicht achtgab, konnte sie leicht in eine Höhe getragen werden, aus der sie ohne Hilfe Stunden brauchen würde, um wieder auf die Oberfläche zu gelangen. Sie konnte es sich nicht erlauben, ein solches Risiko einzugehen.
    Mit drei langen Sätzen hatte Sparta einen Kamm von Stickneys Kraterrand erreicht. Dort drehte sie sich um und warf einen Blick auf die Mars Cricket, die verkehrt herum im All hing.
    Plötzlich sah sie, wie ein Lichtstrahl den schwarzen Himmel teilte und den Shuttle traf. Er explodierte augenblicklich in einem grellen Feuerball. Sparta hatte kaum Zeit, sich hinter den Kraterrand zu werfen. Die automatischen Polarisationsfilter retteten zwar ihre Augen, gleichzeitig aber schlugen Explosionstrümmer auf die Oberfläche. Metallfetzen prallten vom Kraterrand ab, wo sie kurz zuvor noch gestanden hatte, und wurden zurück ins All geschleudert.
    Genau unter der Mars Cricket wäre sie in Stücke gerissen worden. Diesmal hatte sie verdammtes Glück gehabt.
     
    Die Mannschaft der Doradus war viel zu diszipliniert, um in Jubelgeschrei auszubrechen, wenn der Kommandant es ihnen nicht ausdrücklich gestattete. Trotzdem war
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