Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Sparta kam die alte Wut hoch gegen die Leute, die versucht hatten, sie zu töten, und die ihre Eltern umgebracht hatten. Sie hätte die Leute aus dem Trupp am Leben gelassen. Sie wären nicht einmal für immer blind gewesen. Ihr eigener Kommandant hatte sie dahingeschlachtet.
    Sie hatte Mühe, den Adrenalinstoß unter Kontrolle zu bringen. Dann schaltete sie ihren Anzugfunk wieder auf den Steuerkanal der Raketen. Es war ein Kinderspiel, den Projektilen auszuweichen. Sie mußte nur still sein und regungslos verharren, solange sie in der Nähe waren. Wie lange konnten es sich die Leute an Bord der Doradus leisten, derart im marsnahen Raum herumzuwüten? Früher oder später mußte die Marsstation etwas bemerken.
    Inzwischen sollten sie an Bord der Doradus ruhig glauben, sie hätten sie ebenfalls getötet. Sie sollten nur wagen, sich davon zu überzeugen.
    Bevor sie den Ort des Blutbades verließ, nahm sie noch eine Pistole an sich.

19
    Eine halbe Stunde lang sah Blake in die Mündung der Pistole des orangefarbenen Mannes. Gegen Ende des Fluges entstand für einen kurzen Augenblick ein Schwebegefühl, als der Raumgleiter sich um seine Achse drehte. Als die Kestrel kurz darauf verzögerte, wurde der Eindruck von Schwerkraft jedoch wiederhergestellt.
    Der geschniegelte, kleine Rotschopf ließ sich dadurch nichts beirren. Während der Gleiter auf dem Heck stand, kauerte er bequem auf dem Rahmen der Tür zum Steuerdeck und überließ dem Computer die Einzelheiten. Er ließ keine Sekunde von seinem Ziel ab. Er hatte keine von Blakes Fragen beantwortet, hatte weder Anstalten gemacht, näher an ihn heranzurücken, noch von ihm abzulassen, und hatte außer einem kleinen Grinsen, als Blake sich über seine volle Blase beschwerte, keinerlei Regung gezeigt. Er hatte Blake nicht den Hauch einer Chance geboten, dem starrenden Lauf der Pistole zu entkommen.
    Dann ertönte ein Signal aus der Kabine des kleinen Raumgleiters.
    »Sie sollten jetzt Ihren Raumanzug anlegen«, sagte der orangefarbene Mann gut gelaunt. »Er liegt im Schrank neben der Luftschleuse.«
    »Warum sollte ich das tun?« fuhr Blake ihn an.
    »Weil ich schieße, wenn Sie es nicht tun.«
    Blake glaubte ihm. Trotzdem versuchte er es noch einmal. »Und wieso wollen Sie, daß ich einen anziehe?«
    »Das erfahren Sie noch früh genug, falls Sie beschließen sollten, ihn anzuziehen. Ich muß allerdings zugeben, sollten Sie es vorziehen, sich von mir erschießen und in den Anzug stecken zu lassen, sind Sie mir beinahe von ebenso großem Nutzen.«
    Blake stieß den Atem aus. »Warum sollte ich Ihnen die Arbeit ersparen, wenn Sie sowieso vorhaben, mich umzubringen?«
    »Mein lieber Mr. Redfield! Ihr Tod ist keineswegs unvermeidbar – warum hätte ich mich sonst die ganze Zeit langweilen und Sie beobachten sollen?« Sein Grinsen hatte sogar ein wenig Charme. »Sind Sie jetzt ausreichend motiviert?«
    Blake sagte nichts, sondern löste vorsichtig seine Gurte. Unter den Blicken des orangefarbenen Mannes kletterte Blake zum Schrank mit den Raumanzügen und stieg in einen Anzug aus Weichfaser.
    »Bleibt mir noch Zeit für die Voratemphase?« fragte Blake. Der Anzug war lediglich für Sauerstoffbetrieb eingerichtet, und nicht für den vollen Luftdruck, der auf dem Mars üblich war. Nur wenn Blake sein Blut von dem gelösten Stickstoff reinigte – was Stunden dauerte – würde das Gas unter dem geringen Druck seines Anzugs nicht in Blasen aus seinem Blut entweichen und ihn unter großen Schmerzen in den Wahnsinn treiben.
    »Sie reden schon wieder Unsinn, aber das macht nichts«, bemerkte der orangefarbene Mann. »Sie werden gar keine Zeit haben, die Taucherkrankheit zu bekommen. Schon wenige Minuten nachdem Sie die Schleuse verlassen haben, werden wir beide wissen, ob Sie überleben oder nicht.«
    »Ein tröstlicher Gedanke«, murmelte Blake.
    »Zu meinem Bedauern muß ich gestehen, daß mich Ihre Bequemlichkeit nur am Rande interessiert. Jeder Gedanke daran verblaßt angesichts der höheren Ziele, für die sie geopfert wird.«
    Blake hatte keine Waffe und daher gegen diesen wortreichen Gefühlsausbruch nichts in den Händen, also kletterte er in den Raumanzug. Ein zweites Signal ertönte.
    »Halten Sie sich fest«, sagte der orangefarbene Mann. »Wir sind gleich wieder schwerelos.«
    Wenige Sekunden später erstarb das Dröhnen der Maschinen in der Kestrel. Blake und sein Bewacher schwebten wieder durch die Kapsel. Die Waffe blieb unerschütterlich auf ihr Ziel

Weitere Kostenlose Bücher