Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Cricket enthielt alles, was sie benötigte, um provisorische Anschlüsse zu legen und ihren Anzugfunk mit dem antiken Verstärker zu verbinden. Vor dem Absenden ihrer Nachricht zögerte sie einen Augenblick. Sobald sie mit der Funkübermittlung begonnen hatte, war sie für die Doradus ebenso leicht zu erkennen wie die Doradus für sie. Da ihr Funkspruch über Kommunikationssatelliten und Relaisstationen gehen würde, müßte die Doradus dafür nicht einmal in Sichtweite sein.
Der schwerfällige Frachter würde allerdings einige Zeit brauchen, bis er den Mond umrundet hatte. Selbst die Selbstlenkgeschosse würden wertvolle Sekunden verschwenden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Sparta konnte um Hilfe rufen und hatte immer noch genug Zeit zu fliehen.
»Raumkontrollbehörde, Abteilung Marsstation, dies ist ein Notfall, Code rot. Ein Offizier in Gefahr auf Phobos-Basis. Bitte um sofortige Hilfe. Ich wiederhole, ein Offizier in Gefahr auf Phobos-Basis. Bitte alle verfügbaren Einheiten um sofortige Hilfe. Raumkontrollbehörde Abteilung Marsstation, dies ist ein Notfall, Code rot …«
Sie wurde von einer Stimme überrascht, die plötzlich in ihren Ohren krachte.
Inspektor Troy, hier spricht Lieutenant Fisher, Raumkontrollbehörde, Abteilung Marsstation. Wir schicken Ihnen sofort Hilfe. Bitte geben sie uns Ihre Position.
Man hatte also doch ihre frühere Nachricht aufgefangen. »Wird auch Zeit«, sagte sie. »Wo sind Sie?«
Auf unserer Fixposition, ungefähr oberhalb des Sub-Marspunktes.
»Können Sie die Doradus sehen?«
Die Doradus befand sich unter vollem Schub im Anflug auf eine höhere Umlaufbahn, als wir die Beobachtungsposition erreichten. Sie antwortet nicht auf unsere Anfragen.
»Geben Sie den Befehl zur Beschlagnahme der Doradus, Dringlichkeitsstufe drei A.«
Zu Befehl, Inspektor.
»Wir treffen uns bei der Phobos-Basis. Ich möchte, daß Sie allein kommen.«
Bitte wiederholen Sie.
»Ich will nur einen Offizier auf der Oberfläche des Mondes. Einen einzigen.«
Was immer Sie sagen, Inspektor …
Sie unterbrach den Kontakt abrupt, verließ die Funkhütte und schlug die Luke hinter sich zu. Wie ein Gleitvogel segelte sie am glatten Rand von Stickney hinab, bis sie an einem kleinen, jüngeren Krater tief im Innern Halt machte. Sie ging in Deckung und fixierte die glänzenden Gebäude, die sie gerade verlassen hatte.
Vielleicht war die Doradus tatsächlich auf der Flucht und hatte jeden Funkverkehr eingestellt. Von hier aus konnte sie sie nicht sehen. Vielleicht kam ihr die Raumkontrollbehörde tatsächlich zu Hilfe, in Gestalt von Lieutenant Fisher. Aber Sparta kannte die Unterlagen über die Besatzung der Marsstation. Es gab dort tatsächlich jemanden namens Fisher, aber das war nur eine kleine Angestellte.
Sie wartete, ob ein Mann oder eine Rakete zum Rendezvous bei der Phobos-Basis kam.
Blake hatte sich minutenlang hilflos gedreht, als die Luke der Kestrel sich öffnete und eine Gestalt zum Vorschein kam. Der orangefarbene Mann trug einen Hochdruckanzug mit einem tragbaren Steuergerät. Er hatte etwas in der Hand, was Blake nicht erkennen konnte. Es sah aus wie eine Waffe. Er steuerte Phobos an und schoß davon. Die Luke schloß sich automatisch hinter ihm.
Blakes Sauerstoffanzeige glühte rot: LEER.
Die Sonne stand hinter der Gestalt im Raumanzug, die unter vollem Schub über den Rand des Kraters strich und auf die Funkbaracke der Phobos-Basis zuhielt. Sparta beobachtete, wie ›Fisher‹ gekonnt vor der Hütte landete, die Luke öffnete und im Innern verschwand. Wenige Sekunden später kam die Gestalt schon wieder heraus.
Er war einen halben Kilometer entfernt, aber für ihre Augen schien es nur ein halber Meter zu sein. Durch sein spiegelndes Visier konnte sie sein Gesicht nicht erkennen, trotzdem wußte sie, daß er nicht von der Raumkontrollbehörde war. Er hatte eine Laserkanone in der Hand.
Troy – oder wollen Sie, daß ich Sie Linda nenne –, ich weiß, daß Sie mich sehen können. Außerdem weiß ich, daß Sie die Tafel haben. Wenn Sie sie mir jetzt sofort geben, ist vielleicht noch Zeit, Blake Redfield das Leben zu retten.
Als sie seine Stimme in ihrem Helm vernahm, sträubten sich ihr die Nackenhaare, aber sie sagte nichts. Er sollte nur kommen, der Mann mit den orangefarbenen Haaren.
Wie lange können Sie noch warten, Linda? Meine Sauerstofftanks sind voll. Sie sind schon seit Stunden hier oben. Irgendwann werde ich Sie finden – spätestens wenn sie tot sind –,
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