Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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hatte keinerlei Möglichkeit gehabt, ein Strahltriebwerk in einer jupiterähnlichen Atmosphäre zu testen. Dies würde der erste wirkliche Probelauf sein.
    Die Kon-Tiki wurde ganz sachte in Schwingungen versetzt. Falcon versuchte, nicht darauf zu achten.
    Die Zündung des Triebwerks war auf Höhenverhältnisse zehn Kilometer weiter oben eingestellt, wo die Atmosphärendichte weniger als ein Viertel betrug und es 30 Grad kühler war.
    Daran war nichts zu ändern.
    Das Problem war, eine möglichst flache Kurve zu fliegen. Wenn die Turbinen funktionierten und die Triebwerke zündeten, würde er ziemlich genau auf den Jupiter zusteuern, also geradewegs nach unten, mit zusätzlichen 2,5 g Unterstützung. Konnte er sich rechtzeitig wieder aus diesem Griff befreien?
    Etwas tätschelte wie eine riesige Hand den Ballon, so daß die Takelage auf und ab hüpfte. Falcon bemühte sich noch mehr, es nicht zu beachten.
    Brenner könnte natürlich recht haben. Vielleicht versuchte die Medusa auch nur, freundlich zu ein. Vielleicht sollte er über Funk Verbindung mit ihr aufnehmen. Schließlich war sie in der Lage, Radiowellen zu empfangen. Aber was sollte er sagen? Vielleicht »Liebes Kätzchen!« oder »Platz, Fiffi!« oder etwa »Bring mich zu eurem Herrscher.«
    Der Computer zeigte ein optimales Tritium-Deuterium-Verhältnis an. Zeit, die Zündung einzuleiten.
    Die dünne Spitze des Medusententakels kam um die Ballonhülle herumgekrochen und war weniger als sechzig Meter entfernt. Sie hatte ungefähr die Dicke eines Elefantenrüssels und war, da sie sich vorsichtig tastend bewegte, vermutlich ebenso empfindlich. An seinem Ende saßen kleine Fühler.
    Dr. Brenner wäre begeistert gewesen.
    Der Augenblick war so gut wie jeder andere, vielleicht sogar besser als ein oder zwei Sekunden später. Falcon warf einen kurzen Blick auf seine Instrumente, sah nichts als grünes Licht, und begann den Vier-Sekunden-Countdown.
    Vier
    Er brach das Sicherheitssiegel –
    Drei
    Legte den Kippschalter für STARTAUSLÖSUNG um –
    Zwei
    Drückte mit seiner Linken fest auf den Totmannknopf –
    Eins
    Und mit seiner Rechten auf den TRIEBWERK-Auslöser –
    Nichts …
    … bis es eine laute Explosion gab, gefolgt von sofortigem Gewichtsverlust.

    Eine halbe Minute, nachdem Falcon den Funkkontakt unterbrochen hatte, brach in den Lautsprechern ein Geheul von atmosphärischen Störungen aus, das einen Augenblick lang die automatischen Sucher überforderte.
    Einhundert strahlend helle Punkte aus Radioenergie erwachten in den Jupiterwolken zu glühendem Leben und bildeten dabei konzentrische Kreise, deren genauer Mittelpunkt Falcons letzte bekannte Position war.
    Für das menschliche Ohr waren die Radiowellengeräusche nicht mehr als ein bedeutungsloses Breitbandrauschen. Die Analysegeräte sahen in dem Durcheinander jedoch etwas anderes. Offenbar sandte jede Quelle den gleichen präzise gebündelten Funkstrahl aus. Tausende von Watt, die genau auf die Einsatzzentrale gerichtet waren.
    Vier der wachhabenden Lotsen stießen erschreckte Schreie aus und versuchten, sich mit einem raschen Griff von den Gurten zu befreien. Als Buranaphorn ungläubig hochsah, blickte er in den Lauf einer Pistole.
    Im selben Augenblick wandte sich der erste Maat Rajagopal oben auf dem Flugdeck Captain Chowdhury zu und verkündete: »Sie sind hiermit Ihres Kommandos enthoben. Folgen Sie meinen Anweisungen, und alles wird gut werden.«
    Drei nicht diensttuende Lotsen schwebten durch die untere Luke der Zentrale und brüllten durch das knisternde Getöse der Lautsprecher: »Alles wird gut werden!«
    Ein Mann mit einer Pistole in der Hand schnitt dem Kommandanten den Weg ab, als er durch den Hauptkorridor in die Einsatzzentrale schweben wollte. »Bitte gehen Sie nicht weiter, Commander, dann wird auch für Sie alles gut werden.«
    Auf der Garuda war eine Meuterei ausgebrochen.

    Inzwischen befand sich die Kon-Tiki mit der Schnauze nach unten im freien Fall. Der abgestoßene Ballon raste nach oben und riß dabei den neugierigen Tentakel der Medusa mit sich. Falcon blieb jedoch keine Zeit, zu verfolgen, ob der Ballon die Medusa bereits getroffen hatte, denn in genau diesem Augenblick zündeten die Triebwerke, und er mußte sich um andere Dinge kümmern.
    Eine Flammensäule aus Helium und Wasserstoff schoß aus der Düse des Reaktors und baute rasch einen Schub in Richtung Jupiter auf. Wenn er die Vektorkontrolle nicht wiedererlangte und innerhalb der nächsten fünf Sekunden auf