Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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»Jetzt vorbei. Mein Gehirn wie ausgebrannt.«
    »Dieser andere Gewebeknoten ist immer noch intakt«, sagte der Commander und zeigte auf einen dunklen Schatten hinter ihrer Stirn. »Dieser auch. Und dieser hier.«
    »Kann immer noch Flugbahnen berechnen.«
    »Was haben Sie mit dem Computer der Kon-Tiki angestellt?« wiederholte er seine Frage.
    »Kann immer noch horchen.« Sie schloß die Augen. Einen Augenblick lang lag sie vollkommen still. Als sie sie wieder öffnete, sagte sie: »Vielleicht können Sie mich überzeugen, wenn wir mehr Zeit hätten.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Verschwenden Sie mit mir keine Zeit. Einsatzzentrale.« Er hatte verstanden. »Es geht also schon los.«

25
    Es war dunkler geworden. Falcon hatte es allerdings kaum bemerkt, da er sich nur um die lebende Wolke kümmerte. Der Wind, der die Kon-Tiki ständig am Trichterrand des riesigen Strudels entlangtrieb, hatte ihn bis auf 20 Kilometer an das Ungeheuer herangebracht.
    »Wenn Sie noch näher herangetrieben werden, Howard, möchte ich, daß Sie sich auf eine Flucht vorbereiten«, sagte Buranaphorn. »Wahrscheinlich haben die Waffen von dem Ding nur eine kurze Reichweite, aber so genau wollen wir das gar nicht wissen.«
    »Das ist etwas für zukünftige Forscher«, sagte Falcon. »Hoffentlich haben sie Glück.«
    »Verstehe«, meinte die Stimme aus der Einsatzzentrale.
    In der Kapsel war es bereits recht dunkel, obwohl der Sonnenuntergang noch Stunden entfernt war. Auf dem Radarschirm fand er bestätigt, daß sich im Umkreis von 100 Kilometern kein weiteres Lebewesen befand.
    Plötzlich hörte er wieder dieses Geräusch, das überraschend laut aus der Jupiternacht kam, jenes pulsierende Donnern, das immer schneller wurde und mit einem Crescendo abbrach. Die gesamte Kapsel vibrierte davon.
    In der plötzlichen Stille fielen Falcon zwei Dinge gleichzeitig auf. Diesmal kam das Geräusch nicht aus einer Entfernung von 1000 Kilometern über die Funkantennen, sondern direkt aus der ihn umgebenden Atmosphäre.
    Der zweite Gedanke war beunruhigender. Bei der Konstruktion der Kon-Tiki hatte man es für nicht weiter bedeutend gehalten, daß der größte Teil des Himmels über dem Schiff von der Ballonhülle verdeckt wurde, die wegen der wärmespeichernden Silberschicht weder Radar noch Blicke hindurchließ.
    Aber das stellte sich plötzlich als Irrtum heraus.
    Falcon beobachtete, wie rings um die Kapsel ein Vorhang aus Tentakeln niederging.
    »Denken Sie an die Oberste Anweisung! Die Oberste Anweisung!«
    Brenners Schrei drang außerordentlich klar und verwirrend in seinen Verstand. Einen Augenblick lang glaubte Falcon, die Worte wären geradewegs aus seinem Unterbewußtsein heraufgedrungen, so vehement widersprachen sie seinen eigenen Überlegungen. Es handelte sich aber tatsächlich um Brenners Stimme, die immer wieder über Funk gellte. »Erschrecken Sie es nicht!«
    Es nicht erschrecken? Bevor Falcon dazu eine passende Antwort einfiel, fing das ohrenbetäubende Trommeln wieder an und übertönte jedes andere Geräusch.
    Ein wirklich versierter Testpilot zeichnete sich nicht dadurch aus, wie er auf vorhersehbare Schwierigkeiten reagierte, sondern auf solche, die kein Mensch ahnen konnte. Noch bevor Falcon selbst wußte, was er tun sollte, hatte er bereits die Reißleine gezogen.
    Die Reißleine war ein altertümlicher Begriff aus den frühen Tagen der Ballonfahrer, ein Strick, mit dem man die Hülle im wahrsten Sinne des Wortes aufreißen konnte. Die Reißleine der Kon-Tiki war keine Leine, sondern ein Schalter, der eine Reihe von Spaltöffnungen am oberen Rand der Ballonhülle kontrollierte. Sofort strömte das heiße Gas aus. In der zweieinhalbfachen Erdschwerkraft begann die Kon-Tiki rasch abzusinken.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Falcon einen riesigen Tentakel, der schnell nach oben gerissen wurde. Er konnte gerade noch erkennen, daß er mit blasenförmigen Gebilden übersät war, die wie die Wurzeln einer Pflanze in vielen dünnen Fühlern endeten.
    Jeden Augenblick erwartete er einen Lichtblitz. Aber nichts geschah.
    Brenner schrie ihn immer noch an. »Was haben Sie getan, Falcon? Sie hätten es zu Tode erschrecken können!«
    »Ich hab’ zu tun«, würgte Falcon den Kontakt ab. Sein halsbrecherischer Sturz verlangsamte sich in der dichter werdenden Atmosphäre, während die leere Ballonhülle wie ein Fallschirm wirkte. Als die Kon-Tiki drei Kilometer abgesackt war, hielt er es für sicher genug, die Spaltöffnungen wieder zu