Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
man keine großen Finanzmittel.«
»Stimmt auch wieder.« Der Commander seufzte. »Vielleicht ein Strukturschaden?«
»Die Kon-Tiki hat ohne die geringsten Störungen funktioniert, sämtliche Hauptsysteme, die Hitzeschilde, die Behälter für die Bremsfallschirme, der Ballon, das Kernkraftwerk, die Steuerdüsen, das Überlebenssystem, die Instrumente, die Kommunikation, alles arbeitet einwandfrei. Man hat das gesamte Ding Zentimeter für Zentimeter abgesucht, bevor es abgekoppelt wurde.«
»Dann kommt nur noch die Software in Frage.«
»Alle Probeläufe waren in Ordnung.«
»Trotzdem … die Software.«
Blake nickte, wenn auch widerwillig. »Ich denke, Sie haben recht. Aber wir werden nicht dahinterkommen, bis sie es uns sagt.«
»Hören Sie, Redfield, ich will Sie wirklich nicht loswerden. Aber der Arzt dort drinnen sagt, er hat Hunger. Wie wär’s, wenn Sie uns etwas aus der Kantine holen?«
Blake wollte schon protestieren, aber dann wurde ihm klar, daß der Lieutenant bewaffnet war und es möglicherweise darauf ankam. Blake ging zur Kantine und der Commander zurück in die Klinik.
»Das Essen ist unterwegs«, sagte er zu Ullrich. »Sagen Sie mir bitte noch mal, was Sie über das Zeug wissen, von dem sie abhängig war.«
»Nach der Aussage des Computers handelt es sich um ein proteinbindendes guanines Nukleotid …«
»So daß ein Polizist es versteht.«
Ullrich wurde rot. »Ein Neuropeptid – ein chemischer Stoff aus dem Gehirn – das mit dem Sehzentrum zu tun hat. Wird manchmal gegen Lesestörungen eingesetzt. Die übliche Dosis beträgt ungefähr ein Millionstel dessen, was diese Frau genommen hat.«
»Was hat es bei ihr bewirkt?«
»Bei Ratten erzeugt es offenbar akustische und visuelle Halluzinationen und äußerst seltsame Verhaltensweisen.«
»Wie bei Schizophrenie.«
»Bei Ratten diagnostizieren wir nicht auf Schizophrenie.«
»Eins zu Null für Sie, Doktor«, sagte der Commander. »Bitte fahren Sie fort.«
»Das linke Sehzentrum der Frau ist angeschlagen. Redfields Schlag gegen das Kinn hat das Gehirn gegen die Schädelrückseite gestoßen. Die bereits vorhandene Durchlässigkeit der Zellmembranen erklärt möglicherweise, daß sie behauptet, nichts erkennen zu können, obwohl sie im üblichen Sinn recht gut sieht.«
In diesem Augenblick öffnete Sparta die Augen. Ullrich sah kurz zu ihr hinüber. Er spürte weniger Mitleid mit dieser Patientin, als er eigentlich sollte. »Jedenfalls ist sie außer Lebensgefahr. Wir haben ihre Lungenentzündung unter Kontrolle.«
»Können Sie sprechen, Linda?« fragte der Commander. In seiner rauhen Stimme schwang eine eigenartige Mischung aus Beherrschung und Mitgefühl.
Der Arzt erhob Einspruch, eher aus Gewohnheit. »Das ist leider vollkommen …«
»Kann sprechen«, flüsterte sie. Sie sah dem Commander nicht ins Gesicht und runzelte die Stirn, als sie den Arzt sah. »Gefährlich.«
»Kümmern Sie sich nicht um ihn, er ist in Ordnung«, sagte der Commander, der Ullrichs verwirrten und beleidigten Blick ignorierte. »Wollen Sie uns verraten, was Sie an Bord der Kon-Tiki getan haben?«
»Nein.« Sie sah dem Commander in die Augen. »Sie verstehen.«
»Sie glauben, Howard Falcon hat Ihre Rolle als Abgesandte übernommen?«
»Wie von den Prophetae geplant.«
»Was haben Sie dagegen? Sind Sie neidisch auf ihn?«
»Neidisch?« Sie versuchte zu lächeln. Es sah gräßlich aus. »Ich will nicht, daß der Freie Geist als erster Kontakt aufnimmt. Und Sie auch nicht.« Ihr Blick glitt zur Zimmerdecke. »Hatte viel zu tun, Sir. In den letzten zwei Jahren.«
»Ja.«
»Ich weiß, wer Sie sind. Wirklich sind.«
»Howard Falcon ist ein unschuldiger Mann«, sagte der Commander.
»›Mann‹ ist nicht der richtige Ausdruck«, sagte sie.
»Er ist ein Mensch wie Sie.«
»Ich bin kein Mensch«, sagte sie. Es kostete sie sehr viel Mühe.
»Doch, das sind Sie!« sagte der Commander. Er wandte sich dem Arzt zu. »Zeigen Sie ihr die Untersuchungen.«
Ullrich wußte, daß Protestieren keinen Erfolg hatte und brachte die Untersuchungsergebnisse auf den Bildschirm. »Das Blutgerinnsel«, sagte er und zeigte mit dem Finger darauf, »ist fast vollständig von den Nanoorganismen beseitigt worden …«
»Vielen Dank, Doktor«, unterbrach ihn der Commander. »Sie konnten weiter und genauer sehen, als jeder normale Mensch. Linda, aber nicht, weil man ihren Augapfel, sondern ihr Sehzentrum manipuliert hat.«
»Hat angefangen, mir zu gefallen«, sagte sie.
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