Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
der Boden im Einsatzraum der Ventris sich wie ein Fußboden anfühlte und nicht wie eine Wand. Und tatsächlich stand Angus McNeil schon nach wenigen Sekunden auf, um es sich etwas bequemer zu machen. Er löste seinen Helm, warf ihn auf die Seite und kämpfte sich aus seinem Anzug.
Er hatte sich zu früh bewegt. Als er die obere Hälfte abgestreift hatte, beschleunigte das Weltschiff mit einem g; als er die untere Hälfte gerade über den Knien hatte, waren es bereits fünf, und er konnte sein schnell zunehmendes Gewicht nicht mehr stützen. Er krachte auf den gepolsterten Fußboden und blieb dort liegen. Sein Körper zerdrückte den Anzug.
Dann war Spartas Stimme in den Helmen von Tony Groves und jenem Mann zu hören, der sich Randolph Mays genannt hatte. »Nach meinen Informationen wird die Beschleunigung noch fünf Minuten lang zunehmen und dann aussetzen. Bis dahin sind wir längst auf dem Weg zu unserem Ziel.«
Groves, der Navigator, preßte eine Frage aus seiner zusammengedrückten Brust. »Und das wäre, Inspektor?«
»Das weiß ich nicht. Ich vermute allerdings, daß wir jetzt doch Sir Randolphs Pankreator treffen werden.«
Auf der Brücke des Weltschiffs – die die Forscher irrtümlich für eine Kunstgalerie gehalten hatten –, betrachteten Sparta und der viel größere Thowintha die lebenden, schimmernden Wandbilder und legten danach ihren Kurs fest. Sie schwebten dicht nebeneinander, drehten sich und glitten durch das Wasser des Kontrollraumes, kommunizierten mittels der Schwärme unzähliger Helfer, als ob sie sich schon eine Milliarde Jahre kannten und nur im Wasser tanzten, um ihre lange hinausgeschobene Vereinigung zu feiern.
Während dieses Tanzes jedoch kam ihr ein unvorstellbarer Gedanke, den sie in ihren Träumen schon unzählige Male durchgespielt hatte: sie dachte an Blake, ihren wahren Lebensgefährten …
Blake saß grübelnd im Frachtraum der Ventris. Er glaubte, langsam alt zu werden, sehr alt. Und es stimmte, er hatte sich verändert: je älter er wurde, desto mehr verwandelte er sich in einen verantwortungsbewußten Erwachsenen. Während dieser ganzen Reise hatte er nicht einen Grund gefunden, etwas in die Luft zu sprengen.
EPILOG
Auf der Ganymede-Basis hatte man während der ganzen Zeit die Ereignisse verfolgt. Ein Schiff der Raumkontrollbehörde – ein alter Schlepper – war zum Zeichen des guten Willens gestartet, um die Forster-Expedition zu retten, die jede Kommunikation eingestellt hatte und mit Sicherheit in Not geraten war.
Der Start des silbernen Eis jedoch überraschte alle. Auf Ganymede, auf der Erde, auf allen bewohnten Welten verfolgte man die Zündung der titanischen Raketenmotoren. Man verfolgte, wie das Kernstück eines Mondes sich gegen die Anziehungskräfte des Jupiters behauptete. Man verfolgte seinen Kurs in der vollen Erwartung, es müsse das Sonnensystem verlassen und Kurs nehmen auf einen der entlegensten Sterne.
Erst argwöhnisch, dann ungläubig und schließlich staunend reagierte man auf die von den eigenen Computern gelieferten Beweise – und dann glaubte man ihnen.
Der Commander verfolgte das Geschehen auf Ganymede mit verbittertem, hartem Gesichtsausdruck. Zu spät hatte er die letzten der Prophetae aufgespürt, die letzten, die die ohnehin problematische Anwesenheit der Raumkontrollbehörde am Ufer von Shoreless Ocean unterminiert hatten. Was diese bemitleidenswerten Pensionäre der Verschwörung des Freien Geistes ihm zu sagen hatten, war angesichts der zukünftigen Entwicklungen wertlos.
Ari und Jozsef verfolgten das Schauspiel von der Erde aus. Tränen strömten über Aris Gesicht, Tränen der Freude und der Wut. Jetzt, als es geschah und ihre Tochter dabei half, blieb sie von alledem ausgeschlossen.
Denn was von Amalthea übrig war – sein glänzender Kern, das Weltschiff, der Diamantenmond –, befand sich nicht etwa auf dem Weg zu einem Ziel im Sternbild des Crux. Es kam zu einem Rendezvous mit der Erde.
DER DIAMANTENMOND
Ein Nachwort von Arthur C. Clarke
In meinem Nachwort zu Band vier von Codename Sparta habe ich bereits meine lebenslange Faszination über den größten aller Planeten beschrieben. Erst seit 1979 jedoch weiß man, daß die vielen Satelliten dem Jupiter an Wundern in nichts nachstehen.
Im Jahr 1610 richtete Galileo Galilei sein frisch erfundenes ›optisches Rohr‹ auf den Planeten Jupiter. Er war nicht überrascht, als er sich – im Gegensatz zu den Sternen – als deutlich wahrnehmbare Scheibe
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