Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
unvermeidliche Enttäuschung vorbereitet. Er, sie, oder was immer es ist, ist alles andere als häßlich, aber es ist auch kein Gott.
    Schließlich schwieg Mays. War er tatsächlich fertig, dann hatte er seine Ansprache genau zum richtigen Zeitpunkt gehalten, denn näher würden die drei treibenden Männer dem Weltschiff vermutlich nicht kommen. Sie waren nicht mehr als drei Kilometer von der noch immer klaffenden Öffnung des äquatorialen Frachtraums entfernt, in dem die Ventris verschwunden war, aber völlig hilflos. Anzuhalten oder gar umkehren war ihnen nicht möglich.
    Mays konnte nicht anders, er mußte noch einen letzten, überflüssigen Kommentar hinzufügen. »Meine Hoffnung auf Rache hat sich also nicht erfüllt. Aber wenigstens wird man mich nicht um den Tod betrügen.«
    »Denken Sie noch einmal nach, Nemo.« Damit zertrümmerte Sparta jegliche Würde, die Mays’ Selbstmitleid vielleicht noch angehaftet haben mochte. »Der Abgesandte hat einen Namen. Thowintha hat viele Funktionen – unter anderem ist er der Pilot dieses Schiffes –, aber er ist nicht der Pankreator, wie Sie ihn zu nennen belieben.« Sie lachte spöttisch. »Und Sie sind auch noch nicht tot.«
    Eine Sekunde später begriffen die drei Männer, was sie meinte. Aus der Tiefe des gewaltigen Frachtraumes des Weltschiffes waren drei fast unsichtbar feine, silbrige Tentakel aufgetaucht und tasteten sich rasch durchs All. Sie schoben sich unbeirrt und mit der Schnelligkeit von Klapperschlangen vor, als verfügten sie über eine eigene Intelligenz und Wahrnehmung.
    »Ahh … Vorsicht!« rief McNeil, als einer der Tentakel sich um sein Bein schlang und ihn herumriß.
    »Hoppla!« rief Groves beinahe im selben Augenblick – es war der ausgelassene Ruf eines Jungen. Einer der Tentakel hatte ihn am Arm gepackt.
    Mays brummte lediglich überrascht, als der dritte Tentakel sich um seine Hüfte schlang.
    Sofort spannten sich die silbrigen Fäden, obwohl sie immer noch schneller aus dem Frachtraum spulten als eine Angelschnur von der Rolle. Die absolute Geschwindigkeitsdifferenz zwischen dem Schiff und den Männern betrug ungefähr die eines gut geworfenen Steines auf der Erde, und die intelligenten Tentakel hatten nicht die Absicht, ihre Beute dadurch zu zerreißen, daß sie mit einem Ruck ihre gesamte Masse auffingen. Aber nach dreihundert Metern waren die Männer im Verhältnis zum Schiff für einen Augenblick bewegungslos. Das Schiff begann sofort, sie einzuholen.
    In ihren Anzügen ertönte Spartas ruhige Stimme: »Ihr werdet in die Luftschleuse der Ventris gebracht werden. Ihr habt nur wenig Zeit, euch auf die Beschleunigung vorzubereiten, bestenfalls ein paar Sekunden. Zieht gar nicht erst eure Anzüge aus, geht einfach sofort in den Einsatzraum und legt euch flach auf den Boden. Ich kann nicht genau sagen, wie stark die Beschleunigung sein wird. Denkt daran, jede Verzögerung kann möglicherweise tödlich sein.«
    Die Tentakel schienen eine sehr genaue Vorstellung davon zu haben, welche Beschleunigungskräfte ein menschlicher Körper ohne ernsthafte Verletzungen aushalten konnte. Sie zogen hart und schnell, versteiften sich einige Dutzend Meter vor dem Frachtraum und zogen die Männer hinein, als die Kuppel sich bereits wieder zusammensetzte. Seite an Seite passierten die Männer die Kuppel im selben Augenblick, als sie zuschnappte, kaum mehr als eine Helmdicke lag zwischen ihnen und dem Verschluß.
    In dem kilometerbreiten Frachtraum wirkte die Ventris lächerlich winzig. Innerhalb von Sekunden hatten die peitschenartigen Tentakel die Männer in den offenen Ausrüstungsbunker geschoben – einer nach dem anderen wurden sie dort abgelegt und losgelassen –, und schon waren die Tentakel nicht mehr zu sehen. Selbst Randolph Mays, der erst vor kurzem seine eigene Grabrede gehalten hatte, hastete durch die Doppelluke und suchte sich eine flache Stelle zum Hinlegen.
    Noch bevor sie auf den Knien waren, begann die Welt sich zu drehen. Sparta wußte bestimmt, was sie tat, als sie ihnen riet, sich zu beeilen, aber sie hatte die furchterregenden Fähigkeiten der Kultur X übertrieben. Selbst dieses fremde Schiff – ein Ellipsoid von dreißig Kilometern Länge und gefüllt mit Wasser – war nicht in der Lage, aus dem Stillstand unmittelbar auf 1 g zu beschleunigen.
    Im Gegenteil, die unglaubliche Feuersäule, die aus seinem ›Nordpol‹ gestoßen wurde, zeigte genau auf den Jupiter, und trieb das Weltschiff erst langsam voran, gerade soviel, daß

Weitere Kostenlose Bücher