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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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soll es denn sein.
    Im Wasser ganz in seiner Nähe schmeckte Thowintha jetzt eine von ihnen. Es war die, die am häufigsten gekommen war. Thowintha wußte, es war an der Zeit, durch den Schlag dreier Herzen, durch das Markieren der Zeit, Geschichten auszutauschen.
     
    Durch das lange Schwimmen in lebendurchsättigter Dunkelheit hatte sie angefangen, in aller Tiefe den Stellenwert zu begreifen, den das WISSEN in allen Mythen und Legenden der Bronzezeit gespiegelt hatte, aus denen so viele Religionen der Neuzeit entstanden waren. Sie wußte, warum so viele Helden einen so großen Teil der Zeit unter Wasser verbracht hatten. Sie wußte, warum in der Schöpfungsgeschichte Himmel und Erde am Anbeginn als ›ohne Form und leer‹ beschrieben wurden und warum ›Dunkelheit über dem Gesicht der Tiefe lag‹ und ›der Geist Gottes über den Wassern schwebte‹.
    Denn das hebräische Wort, das die Schreiber König Jakobs als ›schweben‹ übersetzten, lautete merahepeth, ›brüten‹. Am Anfang brütete Gott, so wie Adler oder Lachse brüten, ganz gleich ob über oder unter Wasser …
    Wie ein weißes Flackern huschte Sparta durch die Korridore des Tempels der Künste, wo die Wände am wärmsten glommen und die Wolken leuchtenden Lebens am dichtesten waren. Sie kam zur inneren Kammer. Der Abgesandte ruhte dort unverändert und ohne das geringste Lebenszeichen auf seinem Podest – und schon gar nicht hätte man vermutet, daß sein Bewußtsein erwacht war. Doch der Geschmack des Wassers verriet es ihr. Die Säuren, die seine Zellen in regungsloser Starrheit hatten verharren lassen, trieben davon und verließen sein System.
    Sie schwebte vor dem Abgesandten im Wasser, ihre kurzen glatten Haare waren bar jeder Farbe und schwenkten mit dem leise Wiegen der Strömung. Ihre Kiemen öffneten und schlossen sich so anmutig wie das Wogen der Algen in der sanften Dünung des Meeres.
    Du bist erwacht. Durch Mund und Nase stieß sie Luft aus, die aus ihren Kiemen stammte und die sie in der Lunge angelagert hatte, dann erzeugte sie tief in ihrer Kehle ein Klicken. Sie sprach in jener Sprache, die bei den Sprachwissenschaftlern als die Sprache der Kultur X bekannt war. Ein einzelnes Klicken hallte durch das Wasser in ihrer Umgebung. Ja.
    Wie nennt ihr euch?
    Wir sind die lebendige Welt.
    Wie möchtest du angeredet werden?
    Die Geräusche, die daraufhin zurückkamen, glichen einem hohlen Pochen, so als schlüge man hölzerne Gongs unter Wasser. In diesem Körper lautet die förmliche Anrede Thowintha.
    Du bist Thowintha? Das Volumen von Spartas Körper betrug nur ein Viertel von dem des Gesandten. So sehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr nicht, den Namen präzise wiederzugeben.
    Ihr könnt mich Thowintha nennen. Wir selbst würden uns nicht so nennen, aber wir verstehen, daß ihr einen anderen Eindruck … eine andere Weltsicht habt. Wie nennt ihr euch?
    Wir – das heißt, alle aus unserer Rasse – nennen uns Menschen. Die meisten, die mich kennen, nennen mich in diesem Körper Ellen Troy. Andere nennen mich Linda Nagy. Ich selbst nenne mich Sparta.
    Wir nennen dich die Beauftragte.
    Warum nennt ihr mich so?
    Du bist wie die anderen Menschen, die zuvor hier waren und die wir zuvor beobachtet haben, und doch bist du auch anders. Du hast gelernt, dich ein wenig unserer Art anzupassen. Das kannst du nur von den Beauftragten gelernt haben; deshalb bist du beauftragt.
    Bitte, erklär mir das genauer. Sparta stieß ungeduldig eine Folge von Klick- und Zischlauten aus. Ich möchte wissen, welchen Eindruck du hast.
    Wir werden uns viele Geschichten erzählen. Wir werden euch so viel wie möglich über das erzählen, was vor jener Zeit geschehen ist, als wir euch zum erstenmal besuchten. Und ihr werdet uns alles erzählen, was seitdem geschehen ist. Mit jedem Satz strömte Wasser aus dem Überwurf des Abgesandten; sein Körper erwachte zum Leben. Später wird dafür mehr Zeit sein. Im Augenblick haben wir nur wenig Zeit. Wo sind die anderen?
    Sie befinden sich an Bord unseres Schiffes im nahen Weltraum.
    Also möchtest du, daß sie vernichtet werden. In dem unbeweglichen ›Gesicht‹ des Abgesandten war kein Zeichen der Zustimmung oder Ablehnung zu erkennen, als er sich von dem schimmernden Podest und dem Gewirr aus schlängelnden Mikroröhren löste, die ihn mit dem Schiff verbunden hatten. Du willst alleine mit uns kommen.
    Nein! Ein schallendes Klicken. Es darf ihnen auf keinen Fall etwas zustoßen.
    Alle müssen mitkommen. Es bleibt

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